Der Ausschnitt am Jerseykleidchen oder Shirt wird oft gefürchtet. Mit der richtigen Technik, dem richtigen Werkzeug und vor allem den richtigen Maschinen geht es aber wunderbar einfach! Ich habe viele Jahre erfolglos versucht, dehnbare Ausschnitte mit der Zwillingsnadel einer herkömmlichen Nähmaschine zu fertigen. Nach nur wenigen Tragen hatten meine Damen meistens die Naht zerrissen, da diese nur begrenzt dehnbar ist. Anders die wunderbare Covernaht der L220. Die hält so einiges aus!
Mein Ausschnitt sitzt an einem Oberteil mit Raglanärmeln. Zunächst nähe ich beide Ärmel an das Vorderteil:
Anschließend nähe ich eine Seite des Rückenteils an die entsprechende verbliebene Seite des Ärmels. Das sieht dann so aus:
Um die Länge des benötigten Jerseystreifens zu berechnen, muss die Ausschnittkante gemessen werden. Da das mit dem Maßband aufgrund der Rundung nicht so exakt funktioniert, lege ich ein Stück Schnur an bzw. um die Kante. Ins Ende stecke ich eine Nadel:
Dann nehme ich die Schnur ab und messe deren Länge. Auf dieser Basis wird dann die Länge des Einfassungsstreifen berechnet.
Wie lang muss der Einfassungsstreifen für einen Ausschnitt sein?
Als Faustregel gilt hier:
- Wird der Ausschnitt aus dem gleichen Jersey wie das Kleidungsstück gearbeitet, entspricht die Länge des Streifens 0,85 x der Länge der zu versäuberten Kante.
- Verwenden Sie Bündchenstoff, entspricht die Länge des Streifens 0,7 x der Länge der zu versäuberten Kante.
Beispiel: Meine Kante ist 35,5 cm lang. Ich verwende Jersey als Einfassung. Somit rechne ist 35,5 x 0,85 und erhalte als Ergebnis 30,175 cm. Ich runde immer zum nächsten 0,5-Schritt auf und schneide die Einfassung somit 30,5 cm lang.
Es gibt andere Methoden der Berechnung, die die Nahtzugabe zunächst außen vor lassen. Diese wird dann erst später wieder hinzugefügt.
Die Elastizität der einzelnen Stickstoffe kann sehr stark variieren, weshalb ein Probesaum auf einem Teststück immer sinnvoll ist. Ich habe meine Streifen – um das schöne Ringelmuster voll auszunutzen – parallel zur Webkante geschnitten. Somit ist der Stoff nicht mehr so elastisch und der Streifen muss etwas länger belassen werden.
Wie breit muss der Streifen für die Einfassung sein?
Meiner Meinung nach beträgt die perfekte Breite 3,5 cm. Ich stecke den Streifen rund um den Ausschnitt und nähe ihn mit einer Overlocknaht fest.
Dann bügle ich den Streifen an der Nahtkante.
Nun wird der Streifen nach hinten umgebügelt und mit einigen Stecknadeln fixiert.
Hier ein Beispiel das nochmals sehr schön zeigt, wie hübsch ein Ausschnitt aus identischem Jersey wie das restliche Modell aussieht.
Jetzt nähe ich den Einfassungsstreifen mit einem Coverstich meiner L220 fest. Ich verwende einen Dreifachstich, weil ich ihn sehr hübsch finde. Ein zweifacher Coverstich erfüllt aber ebenso seinen Zweck. Die Naht platziere ich exakt neben dem Einfassungsstreifen.
Fertig ist eine perfekte Naht – von hinten…
… wie auch von vorne…
Im folgenden Film sehen Sie nochmals sehr schön wie der Coverstich genäht wird, insbesondere wie das Nähgut am Ende aus der Maschine genommen wird bzw. Nahtanfang/-ende gesichert werden. Das geht nämlich äußerst mühelos!
Beim nächsten Mal zeige ich Ihnen eine gute Alternative, wenn Sie gerade einmal kein Framilon-Band zur Hand haben…
Bis dahin liebe Grüße
Ihre
Claudia Geiser
Liebe Claudia
Ich warte schon lange gespannt auf die Weiterführung deines Workshops.
Zum Thema Bandeinfasser und Cover habe ich im Comunitybereich eine Beitrag geschrieben. Falls es dich wundernimmt, schau doch mal dort vorbei.
Liebe Grüsse
Fabienne
Hallo Fabienne,
ja, dieses Problem kenne ich. Ich stecke die Einfassung ganz exakt aufeinander und nähe dann ein paar Geradstiche mit der normalen Nähmaschine. Anschließend nähe ich die komplette Naht mit der Overlock. So kann sich nichts verschieben.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Ausprobieren
Claudia
Danke für diese Anleitung. So habe ich das noch nirgends gesehen.
Wie schliesst du den Shirtausschnitt? Ich habe immer das Problem, dass die Naht hier mit der Overlock nicht wirklich schön wird, d.h. es verschiebt sich vom Messer weg, so dass die Naht einen unschönen Bogen macht.
Warscheinlich ist die Naht am Anfang zu wulstig. Es sind ja dann 8 Lagen, die die Maschine schneiden, nähen und transportieren muss. Weiss jemand einen Tipp?
Grüsse, Fabienne
liebe claudia,
das richtige werkzeug macht’s! auch ich habe mich in deiner beschreibung mit den zwillingsnadeln wiedergefunden und diese art bringt es nicht wirklich. vielen dank für deinen tipp!
beste grüsse
gudrun
Nähte wie gemalt – klasse gemacht, Claudia :-).
Lg
Jutta
Vielen Dank für diese ausführliche Ausschnitt-Anleitung!
Kreative Grüße
Linda