Kreative Artikel zum Thema Quilten

Farbe im Quadrat. Amish Quilts und James Turrell

In einer Ausstellung, die die Bereiche Kunst und Design in einen Dialog stellt, präsentiert das Neue Museum in Nürnberg historische Quilts der Amischen aus einer bedeutenden Privatsammlung zusammen mit Arbeiten des amerikanischen Künstlers James Turrell (geb. 1943).

Anonym, Bars, 1930 Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Anonym, Bars, 1930
Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Monochrome Farbflächen sind das Vokabular dieser Präsentation. Sie bilden das Herzstück der einfachen Kompositionen aus geometrischen Grundformen, die sowohl die Decken der Amischen als auch die Installationen und Grafiken Turrells auszeichnen. Die Ausstellung zeigt diese Formen im Spannungsfeld von Materialität und Immaterialität.

Anonym, Bars, 1905 Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Anonym, Bars, 1905
Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Beide Ausstellungskomplexe stellen auch die Frage nach der Möglichkeit spiritueller Räume. Die einfachen Formen der Quilts sind Ausdruck der religiös geprägten Kultur der Amischen.

Anonym, Center Diamond, 1927-1930 Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Anonym, Center Diamond, 1927-1930
Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Das schlichte Design, das aus einfarbigen Stoffteilen in gradlinigen Formen besteht, entspricht der bewusst bescheidenen, von der Welt abgeschiedenen Lebensweise der Religionsgemeinschaft. Monochrome Stoffe in satten Farben werden zu einfachen Mustern zusammengestellt, die dem Alltag entlehnt sind.

Fanny Zook, Center Square, 1897 Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Fanny Zook, Center Square, 1897
Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

So sind die auf die Spitze gestellten Quadrate ‘Floating Diamond’ und ‘Center Diamond’ eine Referenz an das rautenförmige Motiv, das das Frontispiz des Amischen Hymnenbuches ‘Ausbund’ schmückt.

Anonym, Floating Diamond, 1890 Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Anonym, Floating Diamond, 1890
Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Das Repertoire an solchen Mustern ist in den Quilts der Amischen bewusst begrenzt. Das Prinzip der Wiederholung ist demnach integraler Bestandteil der Gattung, wie es auch in den Arbeiten Turrells eine wesentliche Rolle spielt.

Anonym, Floating Diamond, 1910 Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Anonym, Floating Diamond, 1910
Privatsammlung, Foto: Neues Museum (Annette Kradisch)

Selten gezeigte Installationen aus der Frühzeit dieses Künstlers, der zu den bedeutendsten Vertretern der internationalen Lichtkunst zählt, faszinieren durch ihre präzise im Raum gesetzten geometrischen Formen aus farbigem Licht. Sie changieren zwischen einer ‘Dinghaftigkeit des Lichts’ (Turrell), die ihm eine klar begrenzte Form verleiht, und dem Fliessen der Lichtwellen im Raum.

James Turrell: "Afrum Red II (solid)", 1970 Courtesy: Häusler Contemporary München|Zürich

James Turrell: “Afrum Red II (solid)”, 1970
Courtesy: Häusler Contemporary München|Zürich

In den später entstandenen Zyklen ‘First Light’ und ‘Still Light’ vereint Turrell die von der Minimal Art inspirierten Motive der Projektionen zu tonal fein differenzierten Grafiken. Seine Formensprache entstammt somit den 1960er und 1970er Jahren, in denen in der Kunstwelt auch ein Bewusstsein und wachsendes Interesse für die Quilts der Amischen als Vorwegnahme der abstrakten Kunst der Zeit entsteht.

James Turrell, "Raethro Green", 1968 Courtesy: Häusler Contemporary München|Zürich, Foto: Florian Holzherr

James Turrell, “Raethro Green”, 1968
Courtesy: Häusler Contemporary München|Zürich, Foto: Florian Holzherr

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Neuen Museums in Nürnberg mit der Neuen Sammlung – The International Design Museum Munich.

***

Info:

18. Juli – 19. Oktober 2014

Farbe im Quadrat.
Amish Quilts und James Turrell

Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg
Eingang Klarissenplatz
Luitpoldstraße 5
90402 Nürnberg

www.nmn.de

Öffnungszeiten:
Di – So: 10 – 18 Uhr
Do: 10 – 20 Uhr
Mo: geschlossen

Infos und Fotos vom Museum zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank!

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