Kreative Artikel zum Thema Nähen

Voll in die Hose #1: leichte Sommerhose

Bereits im letzten Jahr hatte ich mich ja hier auf dem BERNINA-Blog in verschiedenen Posts mit Schnittmustern zu Damenbekleidung beschäftigt. Nach einigen Monaten Pause möchte ich diesen Schwerpunkt nun wieder aufnehmen und starte heute eine vierteilige Serie, die sich über den gesamten Mai ziehen wird. Thema: schnelle und bequeme Hosen für den warmen Frühling und Sommer. Ich hoffe, ich kann ein paar gute Anregungen geben, und bin natürlich auch gern für weitere Tipps und Tricks offen.

Sommerhose theblogbook BERNINA 1

Ich weiß ja nicht, wie es Euch ergeht, aber Hosen nähe ich mir ziemlich selten. Was äußerst schade ist, muss ich sagen, ich trage nämlich außerordentlich gern Hosen! Vor allem in den warmen Jahreszeiten, in denen man schnell einmal ins Schwitzen gerät, finde ich es persönlich angenehmer, wenn ein wenig Stoff zwischen meinen Beinen ist.

Gleichzeitig mag ich es ja nun auch gern lässig-sportlich, ich wollte also keine schicke Bundfaltenhose oder ähnliches, sondern bequeme, luftige Schnitte, die möglichst schnell und einfach zu nähen gehen (weil die warmen Tage ja dann doch irgendwie immer ganz plötzlich kommen und dann muss es mal eben ganz fix an der Nähmaschine gehen ;-)), aber auch etwas Besonderes haben.

Zum dritten wollte ich gern mit Webware arbeiten – die kommt nämlich leider bei all den Shirts, Pullis und Kleidchen, die hier am laufenden Meter genäht werden, oft zu kurz. Das waren also meine Rahmenbedingungen, und ich habe mich auf die Suche gemacht.

Der Schnitt

Mein erster Fund ist eine leichte Sommerhose nach einem Schnittmuster aus der Burda. (7/2011, als Ebook zum Download verfügbar).

Das Prinzip ist hier absolut simpel: zwei Hosenbeinteile, Eingrifftaschen und ein hohes Bündchen zum Krempeln. Soweit, so gut, die ersten Probleme zeigten sich jedoch bereits beim Zuschneiden. Die beiden Taschenbeutel ließen sich nicht aufeinanderlegen, egal, wie man sie schob. Da ich ja bekennender Taschenliebhaber an Hosen, Röcken und Kleidern (ach, eigentlich überall!) bin, hatte ich ja genügend Erfahrung und nähe Taschen im Schlaf, aber hier kam ich leider nicht weiter. Die Taschen sind so konstruiert, dass sie mit der Mittelnaht der vorderen Hosenbeine mit gefasst werden (so können die Taschenbeutel beim Tragen nicht herausrutschen).

Ich schnitt es mir schließlich zurecht, aber bei der Anprobe zeigte sich das Ausmaß der Taschenkatastrophe – sie waren viel zu weit und zu tief geschnitten und warfen nach vorn eine mächtige Beule. Auch die Passform auf der Rückseite ließ mehr als zu wünschen übrig. Die Hose war viel zu weit und erinnerte mehr an einen unförmigen Sack, ich war wirklich enttäuscht!

Genäht hatte ich im übrigen mit einer Popeline, die ich eigentlich sehr weich fällt, aber sich doch noch als zu steif erwies. Zu guter letzt war auch das Maß des Bauchbundes viel zu weit bemessen, was mich dann schon fast nicht mehr verwunderte.

Sommerhose theblogbook BERNINA 3

Die Rettung

Aber so schnell wollte ich natürlich nicht aufgeben, der Schnitt gefiel mir und ich war der Meinung, dass er eine Menge Potenzial besitzt. Ein Plan musste her :-D, und der sah wie folgt aus: auf die Rückseite habe ich zwei Abnähe gesetzt. Für das richtige Maß näht man am besten die Hose erst einmal zusammen und steckt sich dann die Position mit zwei Nadeln. Ich habe von der hinteren Mittelnaht aus gemessen 11cm nach rechts/link und 10,5 cm von oben meine Naht gesetzt.

Die Wirkung ist wirklich enorm! Bei meinem ersten Versuch habe ich zusätzlich die Hose schmaler genäht, aber das erwies sich als problematisch. Sie saß nachher zwar wie angegosssen, aber beim Hinsetzen zeigte sich die Webware dann eben doch zu unnachgiebig und die Nähte lösten sich an manchen Stellen.

Zweiter Teil des Rettungsplans ist das richtige Material. Es sollte vor allem weich und leicht fallen. Ich habe mich bei dem gezeigten Modell für einen ganz weichen Batist entschieden, ein Stoff, der schon so lange im Regal wartete und mit dem ich  nie etwas anzufangen wusste. Nun ja, kommt Zeit, kommt der richtige Schnitt ;-). Auch Voile stelle ich mir hervorragend vor, wenn auch etwas empfindlich im Praxistest (den diese Hose hier übrigens mit Bravour bestanden hat!).

Zu guter letzt habe ich statt der beigefügten Beutel- Seitennahttaschen genäht. Das erweist sich bei diesem Schnitt als absolut passend! Das Bündchen schmaler zu nähen, ist mit einem schnellen Maßnehmen an der eigenen Taille ja fix gelöst, und auch die Länge kann man gut selbst variieren. Wenn man kein Elastikbündchen mag, ist auch ein Tunnelzug mit eingezogenem Gummiband schnell und einfach gearbeitet.

Sommerhose theblogbook BERNINA 4

Fazit

Die Idee des Schnittes gefällt mir ausgesprochen gut, und ich werde mir definitiv noch mehr solcher Hosen nähen, denn sie sind perfekt für warmes Wetter: luftig und leicht, ohne dass man ins Schwitzen kommt. Allerdings erfordert der Schnitt einiges an Änderung und Anpassung, man sollte also doch schon etwas Erfahrung im Nähen von Oberbekleidung mitbringen.

Sommerhose theblogbook BERNINA 2

Zu guter letzt noch eine kleine Entschuldigung, dass ich von meinem ersten Versuch keine Fotos habe, an denen man die Fehler hätte erkennen können. Da war ich einfach zu schnell und habe es vergessen ;-). Das nächste Mal denke ich dran!

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Kommentare zu diesem Artikel

4 Antworten

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  • Katrin BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Carolin,
    auf den Bericht bin ich eigentlich nur wegen der Bilder gestoßen. Und zwar nicht wegen der Hose, sondern des schönen Hintergrundes… 🙂 Braunschweig, meine Perle!!
    Aber den Schnitt werde ich mir für den nächsten Sommer mal im Hinterkopf behalten!

  • Annette BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Carolin,
    vielen Dank für Deinen amüsanten Bericht 🙂
    Ich habe bis vor ca. 15 Jahren meine Hosen, Blusen, Jacken, Mäntel… selbst genäht, immer nach Burda-Schnitten. Schon damals musste man genau schauen, welcher Stoff in der Arbeitsanleitung angegeben war, um beurteilen/abschätzen/erahnen zu können, wie das eigene Teil sich entwickelt, wenn man einen anderen Stoff nimmt.
    Meine selbst genähten Hosen hatten immer einen Reißverschluss vorne, einen Bund ohne Gummizug und nie Bundfalten, egal, was Mode war. Sie bekamen immer Eingrifftaschen. Verarbeitet habe ich Jeans. Baumwollstoffe, Wollstoffe, was mir gerade in den Kopf kam. Ausgenommen hiervon ist nur eine kurze Pluderhosen-Phase vor etwa 35 Jahren. Die waren aus Borkenkrepp, hatten einen Gummizug im Bund und Taschen in den Seitennähten.
    Was bei Deinen Taschen so genau schief gelaufen ist, kann ich nicht beurteilen, Habe Deinen Schnitt auf der Burda-Seite angeschaut. Aus der Konstruktionszeichung kann ich ersehen, dass die Tascheneingriffe tatsächlich sehr tief (knapp über dem Schritt) sein müssen, wobei ich nicht ersehen kann, ob der Schritt im Schritt oder tiefer sitzt. So schlabbrig (Entschuldigung: natürlich lässig 🙂 wie die Hose auf dem Foto mit model sitzt, muss die Hose oben seeeeeehr weit sein, außer das model hat die Maße Taillenweite = Hüftweite. Diese Zuviel-Weite der Hose gegenüber dem tatsächlichen Taillenumfang, der mit dem Bund irgendwie erreicht werden soll, beult dann, je nach verwendetem Stoff, ordentlich, was Du ja, wenn ich das richtig verstanden habe, am Hinterteil der Hose gesehen hast. Ich vermute, dass Dein weich fliessender Stoff bei weitem nicht so schlabbrig ist wie der Originalstoff, vermutlich auch dicker. Das kann dann nicht passen und ist eine grundsätzliche Problematik, wenn der Stoff die auf die Körpermaße bezogen mehr oder weniger fehlende Passform des Schnitts ausgleichen muss.
    Aber: Aus meiner Sicht hat sich Dein Aufwand gelohnt. Deine Hose sieht an Dir sehr gut und lässig aus.
    Jetzt kommt mein ultimativer Tipp, wenn Du Deine Hose enger möchtest und Sorge um die Nähte hast: Nimm den 3-fach-Geradstich. Selbst wenn der Faden an einer Stelle reißt, reißt nie die ganze Naht. Aber Vorsicht: Du läufst Gefahr, dass der Stoff reißt… Diesen Stich habe ich bei Hosen grundsätzlich in der rückwärtigen Mittelnaht verwendet. So stand ich niemals unvermutet im Freien, auch wenn die Nähte durch exzessives waschen bereits ziemlich morsch waren 🙂
    Bin sehr gespannt auf Deine nächsten Experimente!
    Liebe Grüße Annette.

    • Carolin Schubert BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Liebe Annette,

      vielen Dank für Deinen lieben und ausführlichen Kommentar. ich habe ihn mir wirklich großem Interesse gelesen – danke für all Deine Tipps und das beeindruckt mich schon, was Du Dir so alles genäht hast – davon bin ich noch ein ganzes Stück entfernt *hihi*.

      • Annette BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

        Hallo Carolin,
        gerne doch!
        Da ich Dank der Angabe in Deinem Profil unsere Altersdifferenz errechnen kann: In 29 Jahren vergleichen wir nochmal :-). Ich bin ganz sicher, dass Du bis dahin mindestens so viel experimentiert und genäht haben wirst wie ich!
        Liebe Grüße und ein schönes WE!

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