Kreative Artikel zum Thema Quilten

Projekt „Sonnenglanz“

Liebe Leserinnen und Leser,

das Wort „Sonnenglanz“ beinhaltet „Sonne“ und „Glanz“, zwei Faktoren, die nicht greifbar sind. Wir sehen zwar das Strahlen der Sonne und den Glanz, der durch auffallendes Licht erzeugt wird, aber anfassen, in die Hand nehmen können wir beides nicht.

Wie also ist es möglich, Sonnenglanz darzustellen?

Auswahl der Stoffe

Mit dieser selbst gestellten Aufgabe betrachtete ich meine Stoffe und überlegte, welcher für dieses Projekt wohl die erste Wahl sei.
Es ist Sommer. Also brauche ich leuchtende, fröhliche Farben, die an Urlaub, leichte, luftige Kleidung und bunte Dekorationen erinnern. Meine Wahl fiel auf den Stoff im Hintergrund. Die vier „beruhigenden“ Stoffe brauche ich, um einen harmonischen Gesamteindruck zu erhalten. Dabei ist mir wichtig, dass die Farbtöne in die Farbfamilie des gemusterten Stoffes passen.

Auswahl der Garne

Die nächsten Überlegungen galten der Auswahl der Garne. Von links nach rechts im Bogen gelegt sehen Sie Seide, drei 12er Baumwollgarne, ein 40er Stickgarn und zwei Metallicgarne in Bändchenform. In der Mitte liegen zwei Metallicgarne ohne Holoshimmer. Welche dieser ausgewählten Garne letztendlich zum Einsatz kommen, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Handskizze für das Projekt

Stoffe und Garne liegen nun vor mir auf dem Arbeitstisch. So weit, so gut. Doch was kommt jetzt?

Das Wort „Sonnenglanz“ drängt sich wieder in mein Bewusstsein, ganz speziell aber das Wort „Sonne“. Die Sonne erscheint rund und wirft ihre Strahlen in alle Richtungen. Wie kann ich das umsetzen? Ich zeichne einen Kreisring und teile ihn mit geschwungenen Linien in unterschiedlich große, unvollständige „Tortenstücke“. Dadurch sind für mich die runde Form der Sonne und ihre in alle Richtungen weisenden Strahlen als Fläche dargestellt. Ich lege fest, dass jedes zweite „Tortenstück“ kunterbunt sein soll (pink).

Gestaltung der Fläche

Von meinen ausgewählten Stoffen schneide ich jeweils ein Stück ab und präpariere es mit Vliesofix.

Auf Thermolam zeichne ich einen äußeren Kreis (Durchmesser 42 cm, 2 cm sind für die Korrektur vorgesehen) und einen inneren Kreis (Durchmesser ca. 15 cm).

Freihand schneide ich „Strahlen“ zu und arrangiere sie auf dem Thermolam. Sie sehen, dass ich den geplanten Wechsel zwischen bunt und uni nicht konsequent eingehalten habe.

Mit dem Bügeleisen fixiere ich die „Strahlen“ und überdecke anschließend die Anstoßlinien mit Seidenkordeln.

Zierstiche füllen die Flächen der Strahlen.

Die Kreismitte wird durch einen gelb-marmorierten Stoff abgedeckt. Die Umrandung besteht wieder aus einer Seidenkordel. Der Zierstich der Strahlenflächen wiederholt sich am Außenrand dieses Kreises.

Das „Gerüst“ für mein Projekt steht, bzw. liegt vor mir.

Das waren die Arbeitsschritte des 1. Projekttages. Ich brauchte eine Pause und neue Ideen.

Mein Projekt soll dreidimensional werden. Darüber musste ich erst einmal gründlich nachdenken.

Die besten Ideen habe ich nachts, wenn ich halbwach bin und das Gehirn ohne störende Einflüsse von außen unbehelligt arbeiten kann.

Am nächsten Morgen wusste ich, was nun zu tun war. Ich brauchte Lace-Stickereien, die sich nach dem Auswaschen des Stickvlieses gut formen ließen.

Lace-Stickereien für die Dreidimensionalität des Projekts

Mit goldfarbigem Maschinenstickgarn ließ ich meine Maschine 12 Lace-Elemente sticken. Nach dem Auswaschen wurden sie trockengebügelt. Dabei hatte ich Einfluss auf eine gleichmäßige Rundung der zarten Bögen.

Ende des 2. Projekttages. Pause.

Rückseite und Einfassung der gestalteten Fläche und Anordnung der Lace-Elemente

Am nächsten Morgen fand die Hausarbeit nur minimalistisch statt. Ich hatte keine Zeit, weil ich unbedingt ausprobieren wollte, wie sich die Stickereien auf der gestalteten Fläche arrangieren ließen.

Zunächst ging es aber darum, die Rückseite für die gestaltete Fläche vorzubereiten und anschließend das Sandwich mit einem Schrägstreifen einzufassen. Dazu nahm ich goldfarbige Seide, die ich mit Vliesofix auf der Rückseite des Thermolams fixierte. Für die Einfassung wurde die Seide im 45°-Winkel (im schrägen Fadenlauf) zugeschnitten. Ein Zierstich stellt die Verbindung zu den gequilteten Flächen der „Strahlen“ her.

Mit den Lace-Elementen probierte ich dies und versuchte das und kam schließlich zu diesem Ergebnis.

Die 5 Lace-Elemente in der Mitte sind gewölbt aufgenäht. Die 7 Elemente am äußeren Rand (nur untergeschoben, noch nicht angenäht) sollen die „Strahlen“ über den Rand der gestalteten Fläche hinausführen. Man sieht, wie auffallendes Licht (Lampe, keine Sonne) auf der gestalteten Fläche Schatten erzeugt.

Auf den folgenden Fotos kann man die Wölbung der Lace-Elemente besser erkennen.

Blick unter die Stickerei.

Hier sieht man die Seidenbänder und den Zierstich, der die geschwungene Form der Lace-Elemente aufnimmt.

In der Mitte der gestalteten Fläche bildet sich durch die Anordnung der Lace-Elemente ein 5-zackiger Stern.

Ende des dritten Projekttages. Pause.

Fertigstellung des Projekts „Sonnenglanz“

Am nächsten Morgen kam ich ausgeruht und guter Dinge ins Nähzimmer. Beim ersten Blick auf mein Projekt befiel mich ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmte da noch nicht. Die Mitte war mir zu kahl, zu leer, und die Lace-Elemente am äußeren Rand gefielen mir überhaupt nicht mehr. Also nahm ich sie kurzerhand wieder weg.

„Sonnenglanz“!

Ich brauchte etwas, das die Strahlen der Sonne einfängt und Effekte erzeugt.

Nur, was konnte das wohl sein? Und plötzlich fiel mir unsere schwere, aus Glasstücken zusammengesetzte Weihnachtskugel ein, die zu Dekorationszwecken im Advent meist auf einer Fensterbank liegt. Ja, Sie lesen richtig, es ist eine Weihnachtskugel.

Ich entfernte die Aufhängung und platzierte die Kugel mitten auf dem Sandwich. Nicht schlecht, aber wie sollte ich sie dort befestigen? Ankleben? Nein. Das würde niemals halten. Außerdem würde die Kugel ziemlich einsam und verlassen in der Mitte der gestalteten Fläche thronen.

Pause, verbunden mit einem Hundespaziergang, den Kopf voll „Sonnenglanz“.

Am Nachmittag stand ich wieder vor meinem Arbeitstisch und nahm die zur Seite gelegten Lace-Elemente in die Hand, betrachtete sie von allen Seiten, formte sie, mal so, mal so. Und dann wusste ich es.

Drei dieser Elemente würden der Kugel Halt geben …

und die Verbindung zum Sandwich herstellen.

Vogelperspektive.

Seitenansicht.

Ja, und dann wartete ich darauf, dass die Sonne endlich mal wieder hinter den Wolken hervorkam und ich mich davon überzeugen konnte, dass das, was ich mir überlegt hatte, auch tatsächlich geschieht.

Die Kugel fängt die Sonnenstrahlen auf und wirft Schatten auf die Lace-Elemente. Diese erzeugen filigrane Schatten auf der gestalteten Fläche.

Im Sonnenlicht von der Seite betrachtet.

Am besten gefällt mir dieses Foto: die glühende, strahlende Kugel, ummantelt von filigranen Spitzen, auf buntem Grund, den man im Hintergrund erahnt.

Nicht immer scheint die Sonne. Deshalb habe ich mir überlegt, dass man die Kugel ja auch ohne Probleme gegen eine Kerze austauschen kann.

Arrangiert auf der gestalteten Fläche zeigt sich mein Projekt „Sonnenglanz“ unter einem neuen Titel: „Kerzenschimmer“.

Liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Artikel habe ich versucht, Sie am Entstehungsprozess eines meiner Projekte teilhaben und einen Blick auf meine Arbeitsweise werfen zu lassen. Sie erkennen deutlich, dass Planungen zwischenzeitlich verworfen und neue Ideen eingebracht wurden.

Doch irgendwann kommt dann der Moment, wo ich genau weiß: So, jetzt ist es fertig. 🙂

Vielleicht haben Sie ja auch Freude daran, sich am „Sonnenglanz-Projekt“ zu beteiligen. Bitte informieren Sie sich unter Mitmachaktion – Projekt „Sonnenglanz“.

Herzliche Grüße und frohes Schaffen bei Ihrem „Sonnenglanz“-Projekt

Susanne

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Kommentare zu diesem Artikel

12 Antworten

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  • Sabine Neuberger BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Susanne,
    zunächst einmal erneut ein Kompliment für Deine Kreativität und die tolle Ausführung.
    Ich muss leider meine Teilnahme an diesem Projekt zurück ziehen, weil, just als wir aus dem Urlaub zurück kamen, meine Schwiegermutter überraschend verstorben ist und wir mit den nun anfallenden Aufgaben so eingedeckt sind, dass ich momentan für nichts anderes mehr Zeit finde.
    Ich wünsche allen Teilnehmern gutes Gelingen, viel Erfolg und vor allem natürlich ganz viel FREUDE an der Umsetzung der Aufgabe. Herzliche Grüße von
    Sabine

  • Renate K. BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Susanne
    Du bist einen weiten Weg gegangen und hast Dir Zeit gegeben, Dein Projekt ausreifen zu lassen.
    (Selber schuld, warum stellst Du so schwierige Aufgaben!)
    Ich grüsse Dich freundlich
    Renate.

    • Susanne Menne BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Liebe Renate,
      ja, das stimmt. Für dieses Projekt habe ich 4 Tage gebraucht, bis es fertig war.
      Ich stelle mir sehr gerne schwierige Aufgaben. Das Finden neuer Ideen und Wege ist eine Herausforderung für mich. Und wenn dann am Ende ein vorzeigbares Ergebnis sichtbar ist, so freut mich das sehr. 🙂
      Liebe Grüße
      Susanne

    • Susanne Menne BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Liebe Renate,
      ja, es war und ist noch eine schwierige Aufgabe, die ich da in den BERNINA Blog gebracht habe. Einige Sonnenglanz-Projekte sind ja inzwischen schon im Community Bereich zu sehen. Lassen wir uns überraschen, ob sich noch mehr Leserinnen angesprochen fühlen und ihren Sonnenglanz gestalten. Der “Einsendeschluss” ist ja erst am 16. August. In knapp drei Wochen kann noch viel geschehen. Warten wir es einfach mal ab. 🙂
      Liebe Grüße
      Susanne

  • Susanne Menne BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo s. loeber, Ulrike und Annette,
    vielen Dank und gern geschehen. 🙂 Es hat mir sehr viel Freude bereitet, dieses Projekt zu verwirklichen. Mein “Sonnenglanz” schmückt den kleinen Tisch in meinem Wohnzimmer. 🙂
    Liebe Grüße
    Susanne

  • s. loeber BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Susanne, da lässt du aber wirklich die Sonne glänzen!
    Die Entstehung hast du sehr interessant und detailreich geschildert, vielen Dank. (Ich habe natürlich auch gleich einen meiner Lieblingsstoffe erkannt)
    Und mir gefallen auch die beiden letzten Bilder mit der Kugel am besten ;o)

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