Kreative Artikel zum Thema Nähen

Linzi Uptons Tartan Tattoo – eine schottisch-schweizerische Quiltsaga

Gross war die Freude bei BERNINA, als Linzi Uptons Langarm-Quilt “Tartan Tattoo” den ersten Preis an den Open European Quilt Championships in Maastricht gewann. Der Quilt ist auf einer BERNINA Q 24 Langarm-Maschine entstanden. Aber nicht deswegen haben wir Linzi den Preis von Herzen gegönnt, sondern weil sie ihn verdient hat. Linzi verbindet Talent und Gestaltungskraft mit einer bodenständigen, fröhlichen Art. Sie bricht Konventionen, entwickelt Hergebrachtes weiter und erweist der Quilt-Tradition gerade auf diese Weise ihre Referenz.  

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Zu den auffälligsten und daher vielleicht bekanntesten Arbeiten von Linzi zählen die gequilteten Yurten, ein gequiltetes Ruderboot und eine Hülle für einen Smart. Auf ihrer Website können diese und andere Arbeiten bestaunt werden:

Arbeiten von Linzi Upton – Galerie

Gerne publizieren wir nachfolgend einen Gastartikel von Linzi, in dem sie “the tale of the Tartan Tattoo” erzählt.


The Tale of the Tartan Tattoo

Seit Anfang 2015 bin ich Q 24-Botschafterin für BERNINA UK. Ich regte damals an, einen grossen Quilt als Ausstellungsstück für das Festival of Quilts in Birmingham zu machen. Der Quilt sollte am Stand von BERNINA gezeigt werden, als Beispiel dafür, was mit der neuesten Maschine in der BERNINA Familie alles möglich ist.

Ich schrieb zahlreiche Ideen nieder. Der Quilt sollte die Tatsache widerspiegeln, dass ich in Schottland lebe, dass die Firma Bogod Machine Co., welche BERNINA im Vereinigten Königreich vertritt, aus Cardiff in Wales stammt und dass BERNINA ein Schweizer Unternehmen ist.

Ich beschloss, dass ein schlichtes Design, inspiriert von einem Tartan-Muster, am besten funktionieren würde. An einem früheren Quilt, den ich aus Mustern von Kilt-Tartans gemacht hatte, studierte ich, wie sich Farben ändern, wenn verschiedene Wollgarne ineinander verwoben werden.

Tartan Samples Quilt

Ich wählte drei Farben: rot, schwarz und weiss – die Farben meiner BERNINA 710 – , nahm Farbstifte und machte damit grobe Entwürfe auf Notizpapier. Wo sich die schwarzen und weissen Garne traffen, ergab sich grau. Aus rot und weiss wurde pink. Rot und schwarz ergaben rot-schwarz.

Ich arbeitete mit meinen Lieblingsstoffen, shot cottons von Oakshott. Ich liebe die fein changierenden Farbnuancen dieses Materials. Weil es sich um einen indischen Webstoff handelt, hat der Stoff aber den Nachteil, dass er leichter ausfranst und sich schneller verzieht als andere Baumwollstoffe. Die Grösse der Stoffstücke ermittelte ich, indem ich beim Zeichnen davon ausging, dass jedes Rasterquadrat auf dem Notizpapier einem inch Stoff entspricht.

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Zum Nähen des Quilts nahm ich die BERNINA 710 und setzte die Geradstichplatte ein. Damit lässt sich feiner Baumwollstoff hervorragend verarbeiten. Meine Maschine ist in einen Sewezi-Grande-Tisch eingelassen, damit ich das Quilttop stets flach führen kann.

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Ich wollte traditionelle walisische Motive einarbeiten, war mir aber nicht sicher, welche. Als ich den Quilt auf den Rahmen spannte, hatte ich noch kein einziges Design auf das Top gezeichnet, und es dauerte danach noch lange, bis ich wusste, was ich quilten wollte.

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Schliesslich legte ich los, indem ich mit Kreide ein keltisches Triskele-Motiv  in die roten Quadrate drückte. Als nächstes quiltete ich Kreise um die Triskele, um diese optisch einzufassen. Danach nähte ich sorgfältig um das zentrale Motiv herum und quiltete winzig kleine Spiralen. In den Streifen, die den Quit horizontal und vertikal unterteilen, wollte ich lange, gerade Linien nähen. Für die purpurfarbenen Quadrate verwendete ich einen Langarm-Kurven-Ruler, mit dem ich grosse Blatt-Motive quiltete. Dies führte zur Idee, kleinere, diagonale Blätter in die farbigen Blöcke zu setzen. Schrittweise traf ich weitere Entscheidungen, etwa zu den Pumpkin Seeds, den diagonalen Linien und zur Rasterung, für die ich einen geraden Ruler verwendete.

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Das Quilten war schwierig und aufwändig. So schwierig, dass ich den Quilt zwischendurch hasste. Ich war nicht sicher, ob er so herauskommen würde, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Bei vielen meiner Quilts füge ich Perlen und Farbe hinzu. Bei diesem Quilt musste ich mich dazu zwingen, die Schlichtheit des Designs beizubehalten. Am Ende schloss ich alle offenen Säume mit einem Zierstich.

Jetzt musste ich den Quilt waschen, um die Kreidezeichnungen zu entfernen.

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Ich war nicht sicher, ob die Stofffarbe halten oder auswaschen würde. Als ich den Quilt aus der Waschmaschine nahm, war er über und über mit Flusen des Woll-Vlieses bedeckt. Zudem lag er nicht mehr flach. Ich steckte ihn flach fest, während er noch feucht war, und entfernte sorgfältig alle Fusseln und Fasern.

Das Binding stellte ich aus einem fein gestreiften indischen Baumwollstoff her, den ich so zuschnitt, dass die Streifen in einem 45-Grad-Winkel auf dem Band lagen. Ich nähte es von Hand auf der Rückseite des Quilts an, damit es sauber aussah.

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Im August schloss ich die Arbeit ab, gerade noch rechtzeitig, um den Quilt am Festival of Quilts präsentieren zu können.

Zuvor hatte ich ihn bereits bei den Open European Quilt Championships in Maastricht eingereicht. Weil ich zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht einmal mit dem Quilten begonnen hatte, schickte ich mit dem Formular eine Zeichnung mit und versprach, vor der Auswahl der Ausstellungsquilts Fotos nachzuliefern. Damals lief der Quilt noch unter dem Titel “Red Tartan”. Inzwischen habe ich ihn in “Tartan Tattoo” umbenannt. Ich freute mich, als ihn die Jury zur Ausstellung zuliess, war aber wirklich überrascht und überwältigt, als er den ersten Preis in der Langarm-Quilt-Kategorie gewann und mit einer Rosette ausgezeichnet wurde  – letztere in passendem Rot.

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Happy Quilting!
Linzi Upton


Gefällt Euch der Quilt auch so gut wie uns?

Für den Tartan Tatto hat Linzi eine Mustervorlage erstellt, die zusätzliche Farbvorschläge enthält und als PDF in ihrem Etsy-Shop gekauft werden kann. Bei Interesse einfach www.etsy.com aufrufen und nach TheQuiltQuine suchen!

Erst kürzlich ist zudem das Ebook “Deviant Quilting” von Linzi erschienen. Das Buch beschreibt, wie Linzi auf entspannte Art ans Quilten herangeht, da und dort ein paar Regeln bricht und ihre ungewöhnlichen Projekte realisiert. Unter anderem enthält das Buch ausführliche Berichte über die gequilteten Yurten und die Smart-Hülle. Es beinhaltet auch Video-Clips, welche die Techniken von Linzi zeigen, inklusive der Fehler, die ihr beim Drauflosarbeiten passiert sind. Eine inspirierende Lektüre! Das Buch kann als Download oder DVD auf www.vivebooks.com erstanden werden.

Seit 2008 führt Linzi einen Blog, in dem sie über ihre Quilt-Abenteuer berichtet, über Reisen, Erfolge, Katastrophen und alle anderen Dinge, die sie auf Trab halten. Nachlesen könnt Ihr dieses Quilt-Tagebuch unter www.thequiltquine.com oder www.thequiltquine.wordpress.com

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Kommentare zu diesem Artikel

4 Antworten

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  • Jutta Hellbach BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Diesen grossartigen Quilt habe ich in den letzten Tagen mehrfach in einigen social media gesehen und bewundert. Und der erste Preis, den Linzi dafür beim OEQC gewonnen hat ist mehr als verdient.
    Ich mag diese Art des Arbeitens sehr. Die Herangehensweise, das “sich nicht um Regeln und seit Jahrzehnten festgelegten Klauseln für das Arbeiten mit Quilts von irgendwelchen schlauen Menschen” zu scheren, sondern einfach seinen Weg gehen, der bei Linzi wunderbar aussergewöhnlich ist und mit ihrer zwischenzeitlich sehr persönlichen Handschrift immer wiedererkennbar ist.
    Der “Tartan Tattoo” ist ein Augenschmaus und beide unabhängig voneinander gelaufenen Arbeitsschritte – zuerst das Top konzipieren und nähen – dann erst das Quiltling überlegen und perfekt und meisterhaft umzusetzen – sind perfekt aufgegangen. Ich nenne dies Intuition. Dass es letztendlich passt.
    Congratulations, Linzi!
    Jutta

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