Zuerst einmal wünsche ich allen Leserinnen und Lesern des BERNINA Blogs, meinen lieben Blogkolleginnen und dem gesamten BERNINA Team ein gesundes, friedliches und kreatives Neues Jahr 2016. In den letzten Wochen kamen wir alle zum Durchatmen und starten nun mit Euch wieder in tolle und spannende Nähabenteuer!
Wer bis jetzt seinen Kamin oder Schwedenofen noch nicht angeheizt hat, wird dies in den kommenden Wintertagen endlich tun können. Der Schnee ist mittlerweile da und die Temperaturen sinken in den für diese Jahreszeit üblichen frostigen Bereich. Endlich! Und zum Heizen braucht es Holz. Neben den schweren grösseren Holzscheiten gibt es da noch das kleingehackte Anzündholz, dass immer ein wenig unhandlich in einer Netzverpackung angeboten wird, in dem sich jedes zweite kleine Holzstück einhängt und mühsam herausgefummelt werden muss. Dazu brauchte es also eine Verbesserung.
Bisher lagerte ich die grossen Holzscheite gleich neben dem Ofen in einem grossen Keramikbehälter, doch wollte ich etwas zum Holz passendes, rustikaleres haben. Es dauerte und dauerte dann – es lag schlichtweg an der technischen Umsetzung. Wie ich dies dann gelöst habe, erkläre ich Euch gerne in diesem Bericht. Anbei nun erstmal das Corpus Delicti – um das es sich schlussendlich dreht. Man fragt sich wohl, wie man das sehr stabile SnapPap unter der Nähmaschine so überhaupt genäht bekommt. Nun, dazu gibts einen Trick.
Doch zuerst brauche ich 3 Bögen SnapPap in drei unterschiedlichen Farben. Das Material habe ich wie üblich vor der Verwendung vorgewaschen und getrocknet. Ebenfalls benötige ich Vliesofix, Lineal und Rollschneider.
SnapPap halbieren und auf das Vliesofix auflegen.
Mit guter Temperatur aufbügeln. Die entstehenden Blasen mit der Bügeleisenspitze gut einbügeln.
Rückseitenpapier des Vliesofix abziehen.
Zweite Seite SnapPap auflegen und zusammenbügeln.
Nun habe ich drei bereits sehr stabile Lagen zur weiteren Verarbeitung.
Alle gebügelten doppellagigen Stücke werden nun in 4 cm breite Streifen geschnitten. Die Länge beträgt jeweils 50 cm.
Dann ordne ich für einen ersten Eindruck die Streifen an – damit das Flechtwerk nicht komplett geschlossen ist, lasse ich jeweils 1 cm Abstand zwischen den Streifen. Es entstehen somit Öffnungen von 1cm x 1cm.
Mit einem ersten Streifen beginnt nun das Zusammennähen der einzelnen Streifen. An diesem Streifen wird das Grundgerüst angenäht. Ein Querstreifen trägt alle Längsstreifen, oder umgekehrt.
Und zum Zusammensetzen von festen und sperrigen Gegenständen, die man schlecht, oder gar nicht unter der Nähmaschine drehen und wenden kann, hat BERNINA mit den letzten beiden Nähmaschinenserien, der BERNINA 780, der BERNINA 790, sowie der BERNINA 830 und der BERNINA 880 eine geniale neue Nähfunktion entwickelt und eingebaut.
Die 360 ° Funktion! Die Richtungsnähfunktion.
Um was geht es hier?: die Maschine ist hier in der Lage von einem Punkt aus in alle Winkel von einem Ausgangspunkt zu Nähen, ohne, dass das Nähgut selbst gedreht werden muss. Die jeweilige Nährichtung wird manuell über den Touchscreen der Maschine eingestellt.
Und genau damit hatte ich die Lösung zum Zusammensetzen der sperrigen Streifen, die teilweise vierfach zusammengenäht werden, gefunden!
Zuerst klicke ich auf das Informationssymbol “i” auf dem Touchscreen.
Es öffnet sich sodann eine neue Anzeige mit weiteren Funktionen. Unter anderem wird ein kreisrundes Zeichen, mit Pfeil und innenliegendem Nähfuss angezeigt.
Auf dieses klicke ich nun und öffne die dahinterliegende Funktionsanzeige.
Es erscheint ein kreisrundes Feld mit entsprechend eingezeichneten Punkten und den dazugehörenden Gradzahlen des entsprechenden Winkels.
Bevor ich die ersten Nähversuche mit diesen Einstellungen tätige, montiere ich den Quertransportfuss # 40 an meine BERNINA 880. Ausserdem setze ich eine 90ger Jeansnadel ein.
Los gehts, ich bin gespannt.
Momentan ist die Maschine im normalen Geradstichmodus, wie wir ihn vom gewohnten Nähen kennen. Nun klicke ich auf den links liegenden 90° Winkel und schaue, was sich auf dem Anzeigebild verändert.
Die Nährichtung, direkt am Nähfuss ändert sich und dreht um 90°, ebenfalls wird die Richtung im Kreisdiagramm angezeigt.
Das werde ich nun direkt am Material ausprobieren. Mehr als ein wenig schief nähen kann ja kaum passieren. Damit ich die Zwischenräume von 1cm x 1cm im Flechtwerk perfekt einhalte, zeichne ich mir die Anstosskanten mit Bleistift ein.
Die erste Naht wird im Geradstich geradewegs “nach unten” genäht.
Dann wechsle ich zum ersten 90° Winkel, von rechts, nach links. Die Maschine näht 2 Stiche zur Richtungsänderung, der Untertransport arbeitet nun von rechts nach links. Das ist schon alles sehr ungewöhnlich und spannend zugleich. Ich brauche ein wenig Übung, um die ersten Winkel perfekt zu nähen. Dazu ist das SnapPap ein ganz glattes Material, was es nicht unbedingt einfacher macht. Aber es kommen ja noch ettliche Quadrate zum ausnähen ;-).
Das ist so cool wenn die Maschine nun plötzlich nach links näht, ohne dass das Nähgut gedreht werden muss!!
Die nächste Einstellung folgt – das Quadrat bekommt seine gerade linke Kante – also folgt der nächste 90° Winkel.
Und schon ist sie oben angelangt. Man muss aufpassen, dass man nicht zu weit näht, denn jeder falsche Stich hinterlässt im SnapPap dann unschöne Einstichlöcher.
Nun folgt der vorletzte Richtungswechsel, ich muss noch einmal quer rüber, von links nach rechts um das Quadrat zu schliessen und stelle den letzten 90° Winkel ein.
Im Grunde ist das Quadrat nun genäht, allerdings muss ich die Naht noch gut sichern.
Zur Nahtsicherung wähle ich also die erste Einstellung nochmals an und nähe ein paar Vorwärts- und Rückwärtsstiche um die Naht gut zu sichern.
Die ersten beiden Streifen des Flechtwerks sind miteinander verbunden, ohne Gewurschtel und Gefrimel, Geknicke und Gefluche…. grossartig!
Stück für Stück arbeite ich mich über das erste Seitenteil und wähle passend zur SnapPapfarbe das passende Nähgarn. Die ersten hellen Nähte auf schwarz änderte ich nachfolgend.
Jeder neu eingelegt Streifen wird präzise und exakt über die Schneidematte eingewebt und angezeichnet, damit die Zwischenräume passen.
Das Seitenteil nimmt mittlerweile die Festigkeit und Steifheit einer äusserst stabilen Matte an.
Stück für Stück näht die BERNINA winkelgerade Vierecke. Vielleicht noch eine kleine Anmerkung – am Anfang erleichtert es beim Nähen sehr, wenn man sich das Quadrat mit Bleistift aufzeichnet, gerade beim Quernähen, gerade wenn das Material immer fester und umfangreicher wird, ist das Führen schwieriger und die Nähte könnten schräg werden.
Beim zweiten Seitenteil habe ich dann schon etwas anders gearbeitet und Stück um Stück die Streifen eingeschoben und eingenäht. Je nachdem, wie breit die Matte ist, liegt sie beim Nähen entweder längs oder quer unterm Nähfuss.
Stunden später: beide Seitenteile sind fertig und die Kanten werden sauber und exakt zurückgeschnitten.
Mit der Lochzange stanze ich genau paralell liegende Öffnungen in die Seitenkanten, bitte darauf achten, dass die Nähte nicht geöffnet werden.
Zum Zusammenfügen von Hand, suchte ich ein stabiles Material und wählte eine gewachste, sehr robuste Baumwollkordel der Firma Boesner.
Zuerst schloss ich so die erste Seitennaht, danach die zweite.
Nun habe ich zwei aufeinanderliegende, an den Seiten fest zusammengenähte Flechtstücke. Wenn ich das Teil aufstelle und leicht zusammenschiebe, nimmt es eine fast elypsenartige Form an, mit spitz zulaufenden Enden. Und diese Form sagte mir bestens zu!
Die grosse Frage, die sich mir nun stellte – wie soll ich in dieses harte, steife Material jemals einen Boden einbringen?
Einmal drüber schlafen, brachte die Lösung. Ich hatte noch einige zugeschnittene Streifen übrig und steppte sie zusammen, so dass der Streifen aus insgesamt 4 Lagen SnapPap besteht.
Mit ein wenig Tüftelei brachte ich sie fast wie eine Art Fächer als Taschenboden ein. Die Abstände nahm ich jeweils direkt am “Objekt” ab, die Öffnung kann somit von jedem selbst gut bestimmt werden. Also: zuerst die Länge ermitteln, dazu bereits 1 cm Knick an beiden Enden mit einkalkulieren. Danach kürzen und rundherum absteppen. Anschliessend mit Klammern feststecken.
Streifen um Streifen arbeite ich mich voran. Und es scheint wirklich zu funktionieren, je mehr Streifen ich einsetze, desto besser wird die Spannung im Boden, die das gesamte Teil öffnet.
So schaut der fertig gesteckte Boden nun aus. Die Lochzange kommt erneut zum Einsatz und stanzt kleine Öffnungen in das Material ein. Hier ist darauf zu achten, dass wenigstens 2 Stanzungen pro Streifen erfolgen.
Dann nähe ich, wie zuvor die Seitenteile auch die Bodenstreifen mit gewachster Baumwollkordel in die Seitenteile ein.
Und schon ist er fertig, der neue Anzündholzkorb. Als Zwischenlösung steht die SnapPapTasche in der Ecke, worin momentan die Holzscheite aufs Verheizen warten, passend dazu werde ich aber bald einen grossen Korb in einer ähnlichen Technik anfertigen und gerne hier zeigen.
Nun ists schnell eingeheizt! Kein lästiges Netz und herausgezuzzel mehr, ein Griff langt und der Anblick, mei, der ist doch einfach schee, oder?
Viel Spass beim Nacharbeiten!
Herzlichst,
Jutta
eine tolle ungewöhnliche idee von dir, liebe jutta, mit einem ergebnis, das du glatt in einer wohn-zeitschrift zeigen könntest. und dazu noch eine erstklassige werbung für BERNINA – was will frau mehr?
Liebe Jutta,
Du meintest statt rustikal bestimmt elegant, oder? Den elegant ist der Feuerholzkorb geworden. Wieder eine sehr außergewöhnliche Idee von Dir!
Zu der 360 Grad Funktion muss man aber auch sagen, dass sie ein ordentliches Klack-Klack Geräusch macht, zumindest an der B 830. Auf einem Probenstoff habe ich das vor ein paar Monaten mal ausprobiert, Frau ist ja neugierig ;-))).
Lieben Gruß und immer viel Holz vor der Hütten
Angie
Hallo Angie,
dieses ungewöhnliche Geräusch bei Quernähen kommt durch die veränderte Untertransportrichtung. Ebenfalls ist sie auch in der Nähgeschwindigkeit stark gedrosselt. Hat aber alles seine Richtigkeit und ist nur etwas gewöhnungsbedürftig.
Liebe Grüße,
Jutta