Heute möchte ich Euch eine Geschichte zum Thema „Not macht erfinderisch“ erzählen und einige Erfahrungen mit Euch teilen.

Vor ca. zwei Monaten ist bei uns in der Wohnung ein Wasserschaden in der Küche entstanden. Betroffen waren die Küche, und die Schlaf-und Wohnzimmerwände. Für die Trocknungsmassnahmen mussten wir erst fast drei Wochen ohne Küche auskommen und davon zehn Tage bei unglaublichem Lärm durch die Trocknungsgeräte leben und anschliessend über mehrere Wochen Zimmer für Zimmer räumen, damit die Renovierungsarbeiten und Bodenbeläge gemacht werden konnten.

Das bedeutete, dass ich kaum etwas arbeiten konnte, weil die ganze Bude im Chaos versank. Ach, ich kann Euch sagen: Töpfe im Esszimmer und Schneidebrett im Bad! So sah es vor kurzem im Esszimer aus. Die anderen Räume waren nicht viel besser. Seufz!

Aufgeräumt sieht es so aus…

Wie gesagt, ich konnte nicht mal wirklich nähen. Um ins Nähzimmer zu gelangen, musste ich über Dinge klettern und kam auch kaum an Nähmaterialien dran. Frau braucht aber immer wieder was zu nähen, um bei Laune zu bleiben.

Eines Tages juckte es in den Fingern, und ich war schon ziemlich gestresst und schlecht gelaunt. Ich wusste, dass etwas zu nähen der einzige Weg wäre, um Kraft zu tanken. Ich fand ein Stück Korkleder von Jutta, ein Bügelbild und ein paar Heissprägefolien. Mein Schrank mit Farben war zugestellt, aber ich hatte ein paar frisch gelieferte bunte Tinten und fand einen kleinen Pinsel im Farbkasten meiner Tochter. Das Bügelbrett musste ich im Flur zwischen zwei Schränken aufstellen und den Bauch beim Bügeln einziehen 🙂

War mir alles egal! Ich habe es gebraucht und war voll „on a Mission“.

Ich hatte keine Ahnung ob hieraus etwas wird, es war mir aber auch egal. Ich war ganz verzweifelt, „hing an der Nadel und brauchte meinen Stoff“.

Erfahrung Nr.1:

Bügelbilder lassen sich prima auf Korkleder aufbügeln. Dazu benutzte ich ein Stück Backpapier als Schutz und befolgte die Herstelleranweisung.

Erfahrung Nr. 2:

Wasserbasierte und Alkoholtinten funktionieren prima auf Korkleder und plastizifierten Oberflächen von Bügelbildern. Hierzu habe ich die bunten Teile des Bügelbildes zusätzlich angemalt, damit ein stärkerer Kontrast entsteht. Dazu tupfte ich die Tinte noch überall, um die Oberfläche des Leders zu verändern und ein wenig Dynamik zu erzielen.

Erfahrung Nr.3:

Plastizifierte Bügelbilder lassen sich prima besticken und reissen dabei nicht ein. Als ich mich in das Nähzimmer hereingequetscht hatte, hatte ich Zugang zu allen meinen Madeira-Stickgarnen und Stickvliesen. Hierzu habe ich ganz einfach freihand über die unterschiedlich farbigen Flächen des Bügelbildes gestickt und war sogar überrascht, wie einfach es war, das Bild ziemlich realistisch zu gestalten. Dazu hielt ich mich ungefähr an die Farben im Bild und stickte zwei bis drei Farben locker übereinander, um diese zu verblenden.

Soweit so gut. Ich war zufrieden und fühlte mich weniger „aggressiv“. Toll, wie so eine Nähmaschine therapeutische Eigenschaften hat 🙂

Erfahrung Nr. 4:

Heissprägefolien haften an der Tinte und dem Bügelbildmaterial! Interessant ist, dass die Tinte als Kleber für die Übertragung der Heissprägefolie auf Korkleder agiert. Das hatte ich nicht erwartet, denn ich wollte nur kleine goldene „Flecken“ an der Oberfläche mit der Heissprägefolie gestalten. Dazu habe ich Flickenpulver (Schmelzkleberpulver) an den gewünschten Stellen aufgetragen und die Folie laut Herstelleranweisung übertragen.

Sehr überrascht war ich, dass die Übertragung auf der ganzen Oberfläche stattgefunden hat! Das wollte ich ja eigentlich nicht. Zum Glück habe ich bei der Übertragung nicht über die gestickten Teile gebügelt, sonst wäre das Ganze wirklich hin. Ich sage ja immer, dass man beim Gestalten keine Fehler macht, und wenn man welche macht, muss man so tun, als ob es gewollt gewesen sei … Wenn es ganz schlimm ist, muss man einfach Glitzer drauf streuen!

Tja, hier war es mir aber fast zu „glitzerig“ geworden. Um diesen „Fehler“ auszubügeln, habe ich Folien in rot, pink und blau dazu übertragen. Die Oberfläche ist somit immer noch sehr golden und glänzend. sodass die Stickerei fast verschwindet, aber die farbigen Klekse retten das Ganze ein wenig und erhalten die visuelle Dynamik aufrecht. Hierzu muss ich noch sagen, dass ich nicht weiss, ob Tinte auf anderen Oberflächen als Kleber für die Übertragung der Heissprägefolien funktioniert. Das muss ich noch testen.

Um meine Sucht zu stillen und die Zufriedenheit eines fertigen Projektes zu erleben, nähte ich eine Tasche aus dem gestalteten Stück Korkleder. Das Zuschneiden der Einzelteile war aus Platzgründen eine Herausforderung, aber ich habe es geschafft und war glücklich.

Ganz beleidigt war ich, als mein Mann am Abend mit dem Kommentar „Oh, das ist zu viel Gold“ auf meine Kreation regiert hat. Machte aber nix, weil ich so ausbalanciert und voll Glückshormonen war, dass ich mich umdrehte und dachte, dass er sowieso keine Ahnung hat, und dass sie mir gefällt. Lach!

Nun ist unsere Baustelle fertig und alles ist wieder ganz normal. Puh, ich muss beim Bügeln den Bauch nicht mehr einziehen!

Ich hoffe, Euch mit diesem Bericht ein wenig zum Lachen gebracht und dazu motiviert zu haben, Neues zu probieren. Wenn es schief geht, streut einfach ein wenig (oder viel) Glitzer drauf!

Beste Grüsse

Kasia