Kreative Artikel zum Thema Nähen

Was Näheinsteigerinnen wünschen

Liebe Leserinnen

Ende Juli hatten wir Euch in diesem Beitrag um Eure Mithilfe bei einer Online-Umfrage gebeten. Im Rahmen einer studentischen Arbeit wollte eine Kollegin von mir herausfinden, welche Bedürfnisse Näheinsteiger und -einsteigerinnen haben und welche Anforderungen sie an eine Nähmaschine stellen.

An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an alle von Euch, die mitgemacht haben! Die Umfrage war ein voller Erfolg. Insgesamt haben 10‘000 Personen teilgenommen und damit eine für studentische Verhältnisse wohl rekordverdächtige Datenbasis geschaffen.

Was also sind die Wünsche und Erwartungen von Näheinsteigerinnen an ihre Nähmaschine? Nachfolgend fassen wir einige – bei weitem nicht alle! – Thesen und Umfrageresultate kurz zusammen. Wichtig: Ich habe die Ergebnisse stark verkürzt, umformuliert und auf das heikle Thema Preis/Qualität hin zugespitzt. Fehler in der Argumentation und formelle Unzulänglichkeiten sind alleine mir anzulasten, nicht der Autorin.

Übrigens haben 10‘151 Frauen und 223 Männer an der Umfrage teilgenommen. Jungs, ein besonderes Dankeschön für Eure Teilnahme! Ihr seid das Salz in der Statistik-Suppe. Ich hoffe, Ihr verzeiht es mir, wenn ich nachfolgend trotzdem nur die weibliche Form verwende und beispielsweise von “Umfrageteilnehmerinnen” schreibe.

Studienauszug: welche Erwartungen haben Näheinsteigerinnen an ihre Maschinen?

Hintergrund der Studie ist der Nähtrend einerseits und die Tendenz zu preisgünstigen Nähmaschinen anderseits. Themen wie Upcycling, Recycling und Do-it-yourself sind in den letzten Jahren im Mainstream angekommen. Das zunehmende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Suche nach einem erfüllenden Hobby haben zu einem Nähtrend geführt. Dieser Trend wirkt sich aber vor allem im Segment der tiefpreisigen Nähmaschinen aus. Trotz Schlagworten wie Selfmade Luxury und Slow Fashion und obwohl dem DIY-Trend eine Skepsis gegenüber Massenware zugrunde liegt, werden tendenziell Nähmaschinen im unteren Preissegment gekauft, insbesondere von Näheinsteigerinnen. Diesem Umstand wollte die Studienautorin nachspüren.

Da zum Themengebiet keine älteren Studien verfügbar sind, führte sie erst eine Expertenbefragung mit fünfzehn Nähmaschinenfachhändlern durch. Die Ergebnisse dieser qualitativen Befragung flossen in die Formulierung der finalen Forschungsfragen ein. Die entstandenen Thesen wurden dann mittels einer onlinebasierten, standardisierten Umfrage getestet.

These 1: NäheinsteigerInnen sind maximal 30 Jahre alt

Die Experten hatten ausgesagt, dass Näheinsteigerinnen vorwiegend 18 bis 30 Jahre alt sind. Hin und wieder gebe es auch Einsteigerinnen, die über 30 Jahre alt sind. Um zu prüfen, ob Näheinsteigerinnen vorwiegend unter 30 Jahre sind, wurden die Ergebnisse aller Umfrageteilnehmer entsprechend gefiltert. Resultat:

Von den Umfrageteilnehmerinnen, die unter 30 Jahre alt sind, besitzen 82% bereits eine Nähmaschine. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 92%. Bei den über 40-Jährigen sogar 98%.

grafik2

Ein Unterschied lässt sich auch bei der Nutzungsfrequenz nach Altersgruppe feststellen. Bei den jüngeren Umfrageteilnehmerinnen nähen 61% mindestens einmal oder mehrmals pro Woche, bei den 30- bis 39-Jährigen 69% und bei den über 40-Jährigen bereits 76% der TeilnehmerInnen. Ebenso gibt es bei den unter 30 Jährigen einen grösseren Anteil von Nähbegeisterten, die bisher zwar noch nicht genäht haben, aber demnächst mit dem Nähen anfangen möchten; bei den 30- bis 39-Jährigen haben 5% bisher nicht genäht und bei den über 40-Jährigen nur 1%.

grafik1

Wenn man die Auswertung aufteilt nach Regelmässigkeit der Nutzung, ist zu erkennen dass über 50% derjenigen, welche die Nähmaschine wöchentlich nutzen, über 40 Jahre alt sind; nur 10% der regelmässigen NäherInnen sind jünger als 30 Jahre. Bei den Umfrageteilnehmerinnen, welche die Nähmaschine ein bis drei Mal pro Monat nutzen, wird das Bild noch deutlicher: Je geringer die Häufigkeit der Nutzung, je grösser der Anteil der Jüngeren. Betrachtet man nur die Umfrageteilnehmerinnen, welche noch nicht nähen, aber damit anfangen wollen, sind 29% unter 30 Jahre alt und 76% unter 40 Jahre alt.

Ist These 1 also richtig? Die Antwort der Autorin: Ja, aber. Ein Grossteil der Befragten, die mit dem Nähen anfangen wollen (76%), hat das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht. Es gibt aber zahlreiche Ausreisser.

These 2: Näheinsteigerinnen geben maximal € 500.– für eine Einstiegsnähmaschine aus

Nun galt es zu untersuchen, ob es Unterschiede gibt zwischen allen Teilnehmenden und den jüngeren Teilnehmenden in Bezug auf die Zahlungsbereitschaft für eine Einstiegsnähmaschine. Tatsächlich erlauben sich jüngere Personen im Vergleich zu den älteren Umfrageteilnehmerinnen durchschnittlich ein geringeres Budget für eine Einstiegsnähmaschine.

Bei den befragten Personen, die über 40 Jahre alt sind, liegt der durchschnittliche Preis, den sie bereit sind für eine Einstiegsnähmaschine zu bezahlen, deutlich höher als bei den unter 40-Jährigen. Bei den Umfrageteilnehmerinnen über 40-Jahren sind 59% bereit, mehr als € 500.– für eine Einstiegsnähmaschine auszugeben, während es bei den unter 40-Jährigen nur rund 30% sind, die bereit sind, mehr als € 500.– in das neue Hobby zu investieren.

grafik3b

Der Durchschnittspreis, den die Umfrageteilnehmerinnen für eine Einstiegsnähmaschine ausgeben möchten, liegt bei den unter 18- bis 29-Jährigen bei € 458.–. Bei den 30- bis 39-Jährigen liegt die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft nur leicht höher: bei € 487.–. Bei den älteren UmfrageteilnehmerInnen (über 40 Jahre) liegt der Wert deutlich höher, nämlich bei € 673.–.

Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man die Zahlungsbereitschaft im Zusammenhang mit der Nähhäufigkeit betrachtet: Bei den Teilnehmerinnen, die einmal wöchentlich oder mehr nähen, liegt der genannte Preis im Durchschnitt bei € 528. Häufigste Antwort war € 500. Bei den Teilnehmerinnen, die weniger nähen, liegt der am häufigsten genannte Wert zwar deutlich tiefer, bei € 300, die Verteilung der Antworten sieht bei beiden Gruppen aber insgesamt sehr ähnlich aus. Entsprechend ist auch der Durchschnitt der genannten Preise nur wenig tiefer. Er beträgt Preis € 480, die Differenz beträgt also knapp € 50.

zahlungsbereitschaft_naehhaeufigkeit

Fazit zu These 2: Insofern als Näheinsteigerinnen in den jüngeren Altersgruppen und bei den Wenignäherinnen überproportional stark vertreten sind, erlauben sie sich in der Tat ein beschränktes Budget für die Anschaffung einer Nähmaschine. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Näheinsteigerinnen wissen noch nicht mit Sicherheit, ob ihnen ihr neues Hobby zusagen wird. Die Unterschiede sind aber gering. Auch Vielnäherinnen wollen keine grosse Summe für eine Einstiegsnähmaschine aufwerfen.

These 3: Wer eine BERNINA kauft oder kaufen will, hat besonders hohe Erwartungen an deren Lebensdauer

Nun wollte die Studienautorin untersuchen, ob es einen deutlichen Bezug zwischen Zahlungsbereitschaft und der erwarteten Produktlebensdauer gibt, ob also die Umfrageteilnehmerinnen, die bereits eine BERNINA Nähmaschine besitzen oder eine BERNINA wünschen, höhere Ansprüche an diese haben als diejenigen, die weder eine BERNINA besitzen noch sich eine wünschen.

Resultat: Wer eine BERNINA besitzt oder wünscht, hat dieselben Lebensdauererwartungen an seine Maschine wie Umfrageteilnehmerinnen, die keine BERNINA Nähmaschine besitzen und sich bisher auch keine wünschten. Die gewünschte Lebensdauererwartung von BERNINA Besitzern beträgt im Durchschnitt 14.9 Jahre. Bei den UmfrageteilnehmerInnen, die sich eine BERNINA wünschen, ist der Wert nur leicht geringer: 13.8 Jahre. Diejenigen, die keine BERNINA Nähmaschine besitzen und sich auch keine wünschen, erhoffen sich von ihrer Nähmaschine im Durchschnitt eine Lebensdauer von 14.2 Jahren.

 

Das  nahezu gleiche Bild ergibt sich, wenn die erwartete Lebensdauer in Bezug gesetzt wird zum Betrag, den die Umfrageteilnehmerinnen für eine Einstiegsnähmaschine ausgeben würden. Bei der nachfolgenden Grafik unterscheidet die Autorin zwischen Personen, deren Budget für die Neuanschaffung maximal € 500.– beträgt, und Personen, denen eine Einstiegsmaschine € 600.– oder mehr wert ist. Resultat: Die am häufigsten genannten Antworten sind bei beiden Gruppen identisch (10 Jahre, 15 Jahre, 20 Jahre). Der durchschnittliche Wert beträgt einmal 13.95 Jahre und einmal 15 Jahre.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der vermeintliche Widerspruch zwischen Zahlungsbereitschaft und Nachhaltigkeitstrend ist gar keiner, denn auch von günstigen Nähmaschinen wird eine lange Lebensdauer erwartet. Ob Produkte im Markt existieren, die diese Anforderungen erfüllen, sei dahingestellt. Sicher ist: Es besteht ein Bedarf nach einer robusten, langlebigen Einsteigernähmaschine, die weniger als € 500.– kostet.

Ihr dürft sicher sein, dass BERNINA diese Erkenntnis – ebenso wie weitere Erkentnisse der Studie, z.B. im Zusammenhang mit dem Funktionsumfang von Nähmaschinen, mit Nähvorlieben oder Einkaufsgewohnheiten von Näheinsteigerinnen – als Denkanstoss und Herausforderung auffasst. Sicher ist aber auch, dass hohe Herstellqualität ihren Preis hat und dass eine lange Lebensdauer nicht kostenlos zu haben ist.

Soweit also der knappe Auszug aus der Studie meiner geschätzten Arbeitskollegin.

Wie immer bei solchen Arbeiten gilt: Die Statistik erklärt nicht den Einzelfall. Habt Ihr zu der einen oder anderen Frage eine grundsätzlich andere Meinung als die Mehrheit? Gut so! Wir freuen uns auf Eure Äusserungen in der Kommentarspalte unten.

Die glückliche Gewinnerin der BERNINA 215, welche unter den Umfrageteilnehmerinnen verlost wurde, ist übrigens Felicia Dalheimer aus Deutschland – herzlichen Glückwunsch!

Liebe Grüsse,

Matthias

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Kommentare zu diesem Artikel

8 Antworten

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  • Matthias Fluri BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Costurera, Monika und Brigitte

    Herzlichen Dank für Eure Kommentare und Euren Zuspruch. Das tut der Seele gut – nicht nur meiner, sondern auch den Entwickler-, Produktmanager-, Tester-, Vertriebler-, Montagemitarbeiter- und vielen weiteren BERNINA-Seelen. Hier liest inzwischen ja halb Steckborn mit … Ja, wir bleiben dran, versprochen!

    Liebe Grüsse,
    Matthias

  • Costurera BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebes Berninateam,
    Als ich zum nähen kam, war ich in der Altersklasse 45+…. Alle Damen in meiner Familie nähen und haben es gelernt… Also hab ich es gelassen bis dahin, weil ja jede es besser wusste, ich hätte nie einen Blumentopf gewinnen können. Heute steht die alte Nähmaschine von Singer mit Fussantrieb als Zierde im Wohnzimmer, würde noch nähen…. Meine Mitter hat Ihre Pfaff und wenn es … Jetzt kommen wir zur Bestätigung der Studie.. Eine Bernina als Einsteiger um die 500 Euro gegeben hätte, hätt ich die sicher gekauft. Aber genau wie beschrieben, man muss ja erstmal schaun ob man dabei bleibt…..
    Nachdem ich dann den ersten sampler quilt auf einer kleinen Husquana mir sehr ansehnlichem Resultat durchgequetscht gequiltet habe, bin ich auf eine grosse Maschine umgestiegen.
    Damals war ich noch nicht so auf diesem Blog unterwegs, sonst hätte ich vermutlich inzwischen auch eine Bernina….
    Leider leider verstehen viele nicht, dass man auf den ganz billigen Dingern von Aldi, Lidl und co. nur bedingt Spass hat und viele meinen nähen geht mal eben so zu lernen und verkennen, dass man eine Handarbeit immer ein wenig von der pike auf lernen muss. Nicht nur schlampig Zusammentackern und meinen das wäre dann genäht.

    Und … Genau wie Ihr sagt, Qualität und Langlebigkeit benötigen eine saubere Produktion. Allerdings, wie im Auto auch… Je mehr Elektronik drin ist, umso anfälliger wird sie. Eine gute bodenständige Mechanik ist wichtig, Technik kann auch Frauen begeistern!
    und hier ganz klar auch das grosse Lob an Bernina und den Blog hier…. Leider kann ich nicht alles aus meiner Maschine rausholen, weil es ein miserables Handbuch und keinen so schönen Blog gibt….
    Sie ist eine treue Seele, aber evtl. bekommt sie in diesem Leben noch Konkurrenz, der Trend geht ja auch in unserer Garage zum zweitmotorrad (für mich!)…. !!
    Träume darf man ja haben…..

    Liebes Bernina-team… Bitte weiter so!

  • monika BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Lieber Matthias,
    man könnte meinen ich sei da interviewt worden ;-). Meine Tochter hat zum 30ten Geburtstag von mir eine Nähmaschine geschenkt bekommen. Bis dahin hatte sie nicht sooo viel Interesse am Nähen gezeigt und da ich nicht weiß, ob sie das Nähen noch für sich entdecken wird, dachte ich: für kleine Aktionen reicht die einfache Maschine. Da sie hin und wieder auf meiner Bernina genäht hatte, hat sie aber gleich den Unterschied bemerkt ;-). Wenn es zu einem großen Hobby wird, wird die “Probemaschine” abgegeben.
    Meine virtuosa 160 habe ich schon seit fast 20 Jahren. Da ich sie nach jedem Projekt gründlich reinige, schnurrt sie weiterhin ohne Probleme.
    Mit nachhaltigem Gruß
    monika

  • Brigitte BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    An dieser Stelle möchte ich mal ein dickes Lob zum Thema Nachhaltigkeit loswerden. Ich nähe seit etwa 20 Jahren mit meiner Bernina 1001 Jeans Fashion. Phasenweise hab ich sehr wenig und dann auch wieder viel genäht. Meine Kinder wurden mit dieser Maschine eingekleidet, ich selbst natürlich auch. Die derben Köperarbeitshosen meines Mannes hat sie sehr oft klaglos geflickt. Ich habe ihr nur wenig Inspektionen gegönnt und sie hält mir noch immer die Treue. Sie murrt nicht, wenn ich ihr viele Stofflagen auf einmal zumute, klagt nicht, wenn sie unflexible Kaffeetüten nähen soll. Wenn ich den Anschaffungspreis auf die Nutzungsdauer bis jetzt (und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht) umlege, war das ein echtes Schnäppchen. So billig kann kein noch so asiatischer Hersteller eine Nähmaschine anbieten.
    Liebe Leute von Bernina: Bitte produziert weiter so gute Maschinen!

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