Nahtreißverschlüsse werden vor allem im Bereich der Damenbekleidung eingesetzt. Da von ihnen (im Idealfall) nur der Schieber sichtbar ist, sind sie perfekt für Kleidungsstücke geeignet, die nicht sportlich oder funktional wirken sollen. Auch an Taschen finden sie ab und an Einsatz.
Manchmal findet man sie auch unter der Bezeichnung Nahtreißer oder nahtverdeckter Reißverschluss.
Meiner Erfahrung nach sind Reißverschlüsse eine große Problem- und sogar Angstquelle beim Nähen. Gerade Anfänger drücken sich gerne davor.
Dabei ist es mit der richtigen Methode gar nicht schwer, einen Nahtreißverschluss einzunähen. Heute zeige ich euch, wie in meiner Ausbildungsschneiderei mit nahtverdeckten Reißverschlüssen umgegangen wurde. Gerade, weil diese Methode so gelingsicher ist, sollten wir die Reißverschlüsse immer auf diese Art einnähen. Auch wenn sie mehr Schritte umfasst, ist sie im Endeffekt schneller, da nichts mehr aufgetrennt und nachgebessert werden muss.
Klingt gut, oder?
Nahtreißverschluss einnähen I: Naht schließen
Diese Probestücke simulieren ein Kleidungsstück, in das ich einen nahtverdeckten Reißverschluss einnähen möchte. Denkt euch z.B. die Rückteile eines Kleides, das eine Teilungsnaht in der Taille hat. In der hinteren Mitte soll der Nahtreißverschluss sitzen.
In vielen Anleitungen liest man, dass die Stelle, an der der Reißverschluss sitzen soll, erst mal offen bleibt, und die restliche Naht genäht wird. Ich gehe anders vor und nähe die komplette Naht zusammen.
Ich schließe die Naht, an der später der Nahtreißverschluss sitzen soll, mit einem großen Stich (Länge 4-5). Haltet die Nahtzugabe ein, sie sollte bei einem Reißverschluss mindesten 1,5 cm betragen.
Näht die bis zur Markierung, die das Ende des Reißverschlussschlitzes darstellt. An diesem Punkt reduziert ihr die Stichlänge auf die normale Näheinstellung (2,5 – 3) und verriegelt die Naht. Das bedeutet, ein paar Mal hin und zurück zu nähen, wie ihr es machen würdet, bevor ihr eine Naht anfangt oder beendet.
Hier wird aber die Naht nicht unterbrochen, sondern ihr näht nach dem Verriegeln mit normaler Stichlänge weiter bis zum Ende der Naht.
Oben seht ihr links meine Heftnaht mit großem Stich, dann den Riegel, der die Naht sichert, und rechts davon meine Naht mit normaler Stichlänge.
Bügelt die Naht auseinander. Nicht schummeln, dieser Schritt ist nicht optional!
Nahtreißverschluss einnähen II: Reißverschluss heften
Jetzt geht es an das Einnähen des Reißverschlusses.
Legt das Werkstück so, dass ihr auf einer der Nahtzugaben näht. Alle anderen Lagen liegen auf der anderen Seite und werden nicht mitgenäht.
Öffnet den Reißverschluss und legt die eine Seite so auf die Nahtzugabe der eben gehefteten Naht, dass die Zähnchen, die eine Art Spirale bilden, direkt neben der zugehefteten Naht liegen.
Das geht ziemlich gut, denn durch die Differenz der Lagen bildet sich eine kleine Erhöhung. An diese stoßen die Zähnchen an. Ihr braucht diese nicht “ausklappen”, sondern legt den offenen Reißverschluss einfach so, wie er ist, an diese Erhöhung.
Heftet jetzt das Band des Reißverschlusses an die Nahtzugabe. Wenn ihr möchtet, könnt ihr ihn vorher mit Nadeln feststecken – ich arbeite da aber lieber frei Hand und arbeite Stück für Stück.
Ich lege mir den Reißverschluss zurecht, sodass er an die Kante der Naht stößt, nähe, lege ihn zurecht, und so weiter.
Eventuell müsst ihr den Nähfuß wechseln, damit ihr das Band noch erwischt. Ihr könnt ruhig nah an den Zähnchen vorbei nähen, aber der Nahtreißverschlussfuß ist hier noch nicht nötig. Es geht erst mal darum, den Reißverschluss “am Platz” zu halten.
Wenn ihr fast am Ende der gehefteten Naht angekommen seid, solltet ihr eure Heftnaht vernähen.
Das Ende der Heftnaht auf dem Reißverschlussband sollte ca. 1cm vom Ende des zugehefteten Reißverschlussschlitzes entfernt sein.
Ihr könnt euch auf der Nahtzugabe eine kleine Markierung setzen oder eine Quernadel als Erinnerung einstecken, damit ihr rechtzeitig mit Nähen aufhört.
Jetzt ist die andere Seite des Reißverschlusses dran. Geht dabei genauso vor wie bei der ersten Nahtzugabe. Hier werdet ihr allerdings den Nachteil haben, dass ihr das Kleidungsstück unter der Nähmaschine durchschieben müsst.
Ich rate euch trotzdem davon ab, das Kleidungsstück zu drehen und einfach von unten nach oben zu nähen, um es bequemer zu haben. Wenn ihr auf einer Seite von oben nach unten und auf der anderen von unten nach oben näht, kann es sein, dass sich der Stoff gegeneinander verschiebt.
Wenn ihr das Band der anderen Seite genauso angenäht habt wie auf der anderen Seite, könnt ihr die Heftnaht, die den Reißverschlussschlitz geschlossen hat, auftrennen.
Euer Reißverschluss sitzt jetzt schon an Ort und Stelle, fehlt nur noch, dass ihr mit dem Nahtreißverschlussfuß ganz nah ran geht.
Nahtreißverschluss einnähen III: Reißverschluss einnähen
Der Nahtreißverschlussfuß hat zwei “Tunnel”, durch die beim Annähen die Zähnchenspiralen laufen sollen.
Öffnet den Reißverschluss ganz und schiebt den Schlitten bis nach ganz unten.
Setzt den Nahtreißverschlussfuß ein und den Fuß so auf den Reißverschluss, dass die Zähnchenspirale durch einen der Tunnel läuft. Die “Nase” soll auf der Seite mit dem Band vorbeilaufen (siehe Bild unten).
Näht jetzt einfach an eurem Reißverschluss entlang und hört ca. 0,7 – 1 cm vor dem Ende des Reißverschlusschlitzes auf zu nähen. Sichert die Naht, indem ihr ein Stück rückwärts näht.
Gleiches Spiel bei der anderen Seite: Die Reißverschlussspirale läuft durch den anderen Tunnel, die “Nase” des Füßchens läuft an der Spirale vorbei. Sichert die Naht wieder mit etwas Abstand zum Reißverschlussschlitzende.
Auch hier ist es etwas unkomfortabel, das restliche Kleidungsstück unter der Nähmaschine hindurch zu schieben. Aber aus oben genannten Gründen würde ich nie in zwei verschiedene Richtungen nähen.
Unten seht ihr meine Nähte: Rechts oben die Heftnaht, die das Reißverschlussband auf der Nahtzugabe fixiert, darunter die Naht, mit der ich den Reißverschluss eingenäht habe. Ihr seht, dass diese Nähte einen kleinen Abstand zu der Naht links haben, mit der ich die restliche Naht geschlossen habe.
Der Abstand ist wichtig, damit ihr den Zipper wieder nach oben schieben könnt.
Fertig!
Und wie ihr seht, ist es mit dieser Methode auch leichter, Quernähte schön aufeinander treffen zu lassen. Vom Reißverschluss ist nichts mehr zu sehen, nur der tropfenförmige Anhänger. So, wie es sein soll.
Viel Erfolg beim Nachmachen!
Vielen Dank für die tolle Anleitung! Für mich funktioniert sie hervorragend, wesentlich einfacher und genauer zu nähen als der klassische Weg.Danke! 🙂
Bin wahrlich keine Anfängerin im Nähen, fand die Anleitung aber interessant und habe sie heute ausprobiert, es hat wunderbar funktioniert und werde sie jetzt immer verwenden!
Vielen Dank dafür!
Bin Nähanfängerin (seit März 22). Habe heute mit dieser Anleitung und dem Füsschen 35 ( das ich schnell noch besorgt habe) bei einem Sommerkleid aus Baumwoll-Pique erstmals ohne Hilfe (bisher Anleitung von Nählehrerin) den RV nahtverdeckt perfekt eingenäht. Hat super geklappt. Danke!!!