Lange Zeit erstarrte ich bei dem Anblick eines Schnittmusters in Ehrfurcht: Wie in aller Welt setzt man eine dreidimensionale Idee eines fertigen Kleidungsstückes in einen Haufen flacher Schnittteile um?
Während räumlich-geometrisch begabte Personen in meinem Umfeld durchaus in der Lage sind, beim Anblick eines Körpers eine Abwicklung davon heraufzubeschwören (unnötig zu erwähnen, dass es sich dabei fast ausschließlich um Männer handelt), habe ich bei sämtlichen Intelligenz- und Einstellungstests meine Punktzahl extrem in den Keller befördert, indem ich nicht in der Lage war, diejenige Figur in einer Reihe zu finden, die man nicht durch Rotation in die anderen überführen konnte. (Und ja, um diese Aufgabe korrekt zu beschreiben musste ich den Wortlaut nachschlagen).
So war ich bisher immer ausgesprochen angewiesen auf die Designer von Butterick, Burda, McCall’s und Co, mit ihren Schnitten auch meinen Stil zu treffen. Meistens ergab sich bei mir erst beim Nähen nach Anleitung eine Vorstellung davon, wie das fertige Kleidungsstück zusammengesetzt ist – was mich aber natürlich nicht daran hinderte, z.B. einen Ärmel an das Halsloch anzusetzen…
Natürlich wurde mit der Zeit und vielen Versuchen all das besser; so schaffe ich es heute meistens, auch ohne eine Anleitung die verschiedenen Öffnungen eines Kleidungsstückes korrekt zu identifizieren. Was mir aber bei dem Verständnis, wie man z.B. ein Shirt mit einer gerafften Vorderseite erstellt, enorm geholfen hat war dieses Buch.
Die ehemalige Urban Outfitters-Designerin Cal Patch führt den Leser durch das Aufstellen eines Grundschnittes für ein T-Shirt, einen Rock und eine Hose und erklärt im Anschluss daran die Grundprinzipien der Schnittmanipulation, sodass man in der Lage ist, viele viele Variationen dieser Kleidungsstücke selber zu designen (mal ehrlich – der Ausspruch “Das habe ich selbst designed!” ist doch die Steigerung von “Das habe ich selbst genäht!“, oder?).
Gesagt, getan! Da ich ein wenig messfaul bin, habe ich mir meinen Lydia-T-Shirt-Schnitt von Burdastyle geschnappt und munter daran herumgeschnitten und -gemalt. Mein Ziel: Ein für meine Figur vorteilhaftes (also Oberweite vortäuschendes und Taille kaschierendes) Oberteil in meiner Lieblingsfarbe grau zu erstellen!
Das Prinzip des Raffens ist simpel: Man kräuselt ein längeres Stück Stoff auf die Länge eines kürzeren Stückes zusammen und näht es fest. So habe ich das Vorderteil an der für die Raffung vorgesehenen Stelle abgeschnitten, das untere Teil um 10 cm in Richtung der vorderen Mitte verbreitert und an beiden Schnittteilen eine Nahtzugabe hinzugefügt. Simpel aber durchaus wirkungsvoll!
Die Weiten-Manipulation habe ich allerdings nur an der Vorderseite vorgenommen, um der Gefahr der Zelt-Optik zu entgehen:
Da aber nie alles so funtionieren kann, wie ich mir das vorstelle, musste ich noch eine kleine Camouflage-Aktion anhängen: Beim Absteppen des Halsausschnittes war mir der Stoff ein wenig verrutscht:
Da ich den Gedanken nicht ertragen konnte, die gesamte mit dreifach-Steppstich gefertigte Naht wieder aufzutrennen befand ich, dass die lachsfarbene Ansteckblume perfekt zu diesem Shirt passt!
…und um zu beweisen, dass ich meine genähten Klamotten nicht nur meiner Puppe anziehe, sondern sie auch durchaus selber trage:
könnte mir jemand evt. ein kurzes feedback geben woher mann diese besagte “puppe” bekommt, kann man die auch evt. im internet bestellen oder muss die in einem laden gekauft werden? wenn ja in welcher Preislage befindet der Artikel sich.
vielen dank im voraus, lucy.