Kreative Artikel zum Thema Quilten

Wie legt man den Preis fest?

Die Vorbereitungen für die Ausstellung (  www.gemalt-genäht.ch ) sind in vollem Gang. Der letzte Quilt ist fertig genäht, bald sind alle Werke mit einem Tunnel für die Aufhängung versehen;  bleibt nur noch das Schwierigste: die Werkliste schreiben, was unweigerlich auch bedeutet für jeden Quilt einen Preis festzulegen. Aber wie macht man das? Materialkosten + (Arbeitszeit x durchschnittlicher Handwerkerstundenlohn) = Verkaufspreis?  Schön wär’s, aber bei einem Aufwand von durchschnittlich 50 Stunden pro Quilt, einfach nicht realistisch.

Ich kenne Quilt-Künstlerinnen, die einen cm2 Preis festlegen und so den Preis von jedem Werk genau berechnen. Aber ist der Wert tatsächlich von der Grösse abhängig?

Der Quilt “Farbenrausch” misst 100 x 100 cm, eine gelungene Arbeit gewiss, die aber nicht ganz die Ausstrahlung erreicht, die ich angestrebt hatte.

Der Miniaturquilt “Letter to Meret” (ca. 18 x 25 cm) hingegen, zählt zu meinen absoluten Lieblingswerken, diese  460 Quadratzentimeter sind dichter, spannender, vielsagender als der Quadratmeter von “Farbenrausch”? Welche Arbeit ist also mehr wert?

Oder soll die Zeit, die ich zur Herstellung eines Quilts aufgewendet habe, massgebend für dessen Preis sein?

Den Quilt “Blue-green and Red” (85 x 40 cm) begann ich während einem Kurs, den ich bei Rayna Gillman besucht habe. Er ist die Weiterentwicklung einer Gestaltungsübung, die sie uns aufgab und für die sie uns gerade mal 20 Minuten zugestand. Den Rest des Quilts habe ich dann zuhause innerhalb von zwei Tagen fertig gestaltet und genäht.

Wesentlich länger habe ich für “Synthese” (75 x 100 cm) gebraucht; bis ich nur heraus getüftelt hatte, wie ich die einzelnen Elemente zusammenfüge! Man könnte sogar sagen, ich hätte mehrere Jahre daran gearbeitet, enthält der Quilt doch auch Blöcke die ich vor gut 5 Jahren, ursprünglich für ein anderes Projekt, genäht habe und fasst verschiedene Techniken zusammen, die ich in den vergangenen Jahren erforscht habe. Trotzdem ist mir “Blue-green and Red” mehr Wert; der Gesamteindruck ist überzeugender und das Werk hat für mich eine ganz besondere Bedeutung.

Ich erlebe immer wieder, dass Quilterinnen ihre Werke zu unglaublich tiefen Preisen anbieten. Natürlich, ein Werk verkaufen, ist schön, und wenn der Preis zu hoch ist, sind die Chancen für einen Verkauf geringer. Aber der Preis ist nun mal auch ein Ausdruck für den Wert, den wir einer Arbeit zuerkennen. Wenn wir unsere Arbeit selbst nicht respektieren und eine angemessene Wertschätzung dafür einfordern, wie können wir erwarten das andere es tun?

Bei meiner allerersten Ausstellung (damals noch Bilder und Collagen) empfahl mir der Bekannte, der die Ausstellung ausrichtete folgendes für die Preisgestaltung: “überlege dir, wie leicht oder schwer du dich von einem Bild trennst. Wenn es dir leicht fällt, mache einen tiefen Preis, wenn du es nur ungern hergibst, muss das Bild teuer sein. Dir tut es weh, dich vom Bild zu trennen, dem Käufer soll es weh tun, es zu kaufen.” Auch wenn ich es nicht gar so unverblümt ausdrücken würde, halte ich mich doch bis heute an dieses System. Die Frage der Grössenordnung bleibt zwar immer noch unbeantwortet (Anregungen nehme ich dankend entgegen), aber es hilft, um innerhalb eines Preisrahmens tiefe, mittlere und hohe Preise festzulegen. Und so kann es sein, dass ein kleineres Werke wesentlich mehr kostet als ein grosses, oder dass sich der Preis einer Arbeit im Lauf der Jahre verändert, wenn sich meine Beziehung zu dem Werk verändert. Und deshalb bleibt auch “Blue-green and Red” unverkäuflich, weil die Erinnerungen und Gedanken, die ich damit verbinde, unbezahlbar sind.

Kommentare zu diesem Artikel

3 Antworten

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  • Pia Welsch BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Es gibt für Quiltkunst leider keinen ,nennen wir es mal “Preisspiegel”, wie man es durchaus für andere Werke der bildenden Künste findet. (das ist übrigens in Hinblick auf Versicherung +Quilts sehr interessant). Will sich also jemand darüber informieren, was denn eine realistische Einschätzung wäre, dann findet er dazu keine Infos. Ich rede natürlich nicht von den Großverdienern in jeder Sparte, die nahezu verlangen können, was sie wollen, sondern von “Otto Normalkünstler”. Kunst ist eine Ware (leider) und der Kunde muß erstmal einschätzen können, was denn ein realistischer Preis wäre, bevor er entscheidet, daß ihm dieser oder jener Künstler mehr wert ist. Ernsthaften Quiltkünstlern
    fehlt in Europa die Lobby und darum fischen wir im Trüben.

  • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    hallo cécile,
    ein spannendes thema und sehr gut, dass du es anschneidest!
    ich habe diese diskussion auch immer wieder, sowohl mit quilterinnen als auch mit besuchern von ausstellungen (und gelegentlich mit kunden meiner werke). da gibt es die meinung: hauptsache, die materialkosten sind wieder drin – kein kommentar! dann wird versucht, arbeitszeit und grösse des stücks zu berücksichtigen, siehe deinen artikel.

    aber was ist denn mit der idee der quilterin? soll die gratis mitgeliefert werden? eine einzigartige geistige leistung, umgesetzt in eine textile arbeit, was ist die wohl wert? und die arbeit an sich ist ebenfalls ein unikat – schön wär’s ja, wenn quilterin eine möglichkeit hätte, ihr werk wie autoren oder komponisten zu vervielfältigen und auf den markt zu bringen …
    beste grüsse
    gudrun

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