In der Theorie ist es immer ganz einfach:
Immer dann, wenn Weihnachten, Geburtstage, Konfirmationen oder andere Geschenkanlässe anstehen, setzt sich die kleine fleißige Näherin an ihre Maschine und zaubert ein perfektes, einzigartiges und von Herzen kommendes Geschenk hervor.
Selbstverständlich bin auch ich dieser Vorstellung schon mehrfach erlegen.
In der Praxis ist es meist nicht mehr ganz so einfach:
Denn auch wenn auch jedes dieser Geschenke von Herzen kam, waren sie oft nicht-ganz-perfekt (wobei dadurch wahrscheinlich wieder einzigartig) – und während ich für mich oft nach der Maxime „Der Weg ist das Ziel“ nähe und mit jedem Fehler eine Lernerfahrung verbinde, möchte ich beim Nähen für Andere ein möglichst perfektes Ergebnis erzielen (wer möchte schon gerne ein Zeugnis meiner Lernerfahrung geschenkt bekommen?).
Warum eigentlich noch Selbergenähtes verschenken?
So kitschig es auch klingt – das Schönste am Beschenktwerden ist es für mich, zu merken, dass sich ein lieber Mensch die Zeit genommen hat, darüber nachzudenken, worüber ich mich freuen könnte und welche Details an diesem Geschenk zu meinen Vorlieben passen.
Genau diese Details sind es ja, die das Selbernähen an sich so interessant machen: Das Aussuchen der Farbe, des Stoffes, des Schnittes, der Größe – oder kurz: die fast grenzenlose Individualität.
Daher werde ich auch in Zukunft wieder mit größtmöglichem Perfektionismus Präsente ausdenken, hochkonzentriert nähen und voller Aufregung überreichen – in der Hoffnung, tatsächlich ein vielleicht nicht ganz perfektes, aber mit Sicherheit einzigartiges Geschenk gemacht zu haben.
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