Patchwork kommt nicht nur in Decken vor und ist nicht beschränkt auf Teile, die später gequiltet werden. Aber wem erzähle ich das hier? Mein aktuelles Beispiel: ich habe aus vielen farbigen Nickiresten eine Verlängerung für einen schwarzen Nickipulli genäht. Das verlangt natürlich eine etwas andere Verarbeitung als ein Quilt-Patchwork.
Zunächst mal müssen die Kanten versäubert werden. Das geht am besten mit der Overlock, normalerweise könnte man sogar in einem Arbeitsgang nähen und versäubern. Mit zusammengenähten Nahtzugaben werden allerdings die Nähte recht steif, was bei einem Pulloverabschluss, der aus ca. 4 cm breiten Streifen besteht, nicht so erwünscht ist. Besser ist es, die Nahtzugaben einzeln zu versäubern und auseinander zu bügeln.
Leicht dehnbare Stoffe nähe ich übrigens nie mit einem besonderen Stich (z.B. dem 3-fach-Stich), das ist mir in jeder Hinsicht zu aufwändig, sondern mit dem einfachen Zickzackstich bei einer Stichbreite von +/- 0,5. Die resultierende Naht ist für die meisten Einsatzbereiche sowohl stabil als auch dehnbar genug, das Nahtbild unterscheidet sich dabei nur geringfügig von einer Geradstichnaht. Und für die wirklich stretchigen Stoffe wie z.B. Slinky gibt es ja die Overlock.
Was aber macht man mit Saum und Seitenschlitzen, wenn man keine sichtbare Naht haben will? Schwarze Naht auf bunt wäre hier nämlich genau so fremd wie irgendeine der Patchfarben als Saumnaht. Von Hand säumen wäre eine Möglichkeit, aber wozu gibt es schließlich den Bernina Blindstichfuß #5?
Die Handhabung ist ganz einfach. Man steckt sich die Saumbreite ab, wobei man die Nadel parallel neben die Saumkante stecken sollte, damit sie beim Nähen nicht stört.
Den Saum faltet man so zurück, dass der Rand der Saumzugabe gerade noch hervorschaut.
Der Blindstich (markiert durch den grünen Anzeiger, so sieht das zumindest bei meiner Maschine aus)
fasst immer nur ein klein wenig des Stoffes, wie viel, entscheidet sich über die Stichbreite. Die stellt man sich am besten individuell nach einer Nähprobe ein. Meine Einstellung war 3.
Wenn sich allerdings im Verlauf der Naht die Verhältnisse ändern, muss man nachjustieren. Das ist z.B. der Fall, wo der Schlitz auf den fertigen Saum trifft. Bei gleicher Stichbreite würde die Nadel nicht mehr die äußere Lage erreichen. Also heißt es kurz vorher Stichbreite vergrößern, bei mir von 3 auf 5. Und schon passt es wieder.
Wer sich übrigens wundert, dass man fast keinen Faden sieht, hat richtig beobachtet. Ich habe nämlich unsichtbares Nähgarn verwendet, etwas, das mir immer irgendwie wie Schummeln vorkommt. Aber in diesem speziellen Fall … Man darf das ja alles nicht zu eng sehen.
Liebe Ursula,
danke für die tolle Anleitung, ich bin auch ein grosser Fan von Füsschen #5! Den Trick mit dem unsichtbaren Nähgarn muss ich unbedingt auch einmal ausprobieren, für solche Schummeleien bin ich immer zu haben 🙂
Liebe Grüsse,
Sinje