Kreative Artikel zum Thema Quilten

Gequiltete Abendtasche Teil 2

Heute zeige ich Ihnen, wie das Außenteil des Abendtäschchens gearbeitet wird.

Bereiten Sie zunächst die Strumpfstreifen vor. Schneiden Sie Bund und Zehenteil von einem Kniestrumpf ab und bügeln Sie den verbleibenden Schlauch sorgfältig glatt. Das ist mit Dampf kein Problem.

strumpf_zuschneiden.jpg

Um die Streifen zu schneiden, brauchen Sie Rollschneider und Schneidmatte, da es ungemein schwierig ist, mit der Schere eine regelmäßige Kante ohne Ecken und Kerben hinzukriegen. Die Klinge des Rollschneiders sollte überdies scharf sein, da das feine Material durch den Schnitt leicht in der Matte hängen bleiben kann. Wenn das passiert, werden einzelne Fasern aus dem Gestrick herausgezogen und der Strumpfstreifen verkürzt sich auf wundersame Weise.

Trennen Sie die obere Bruchkante ab und schneiden Sie aus dem Rest mehrere ca. 1 cm breite Streifen.

Richten Sie sich einige Stoffstücke passender Länge, die aber gerne unterschiedlich breit sein dürfen (ich hatte 6). Wichtig ist nur, dass die Strumpfstreifen im 45°-Winkel aufgelegt komfortabel Platz haben. Denken Sie daran, dass die Stoffstreifen später nochmal längs geteilt werden.

Stecken Sie einen Strumpfstreifen auf den Stoff. Achten Sie dabei darauf, dass die Ware sich zum Stoff hin rollt und nicht nach oben. Wenn sich hingegen die Enden nach oben kringeln, haben Sie alles richtig gemacht:

strumpfstreifen_richtungen.jpg

Nun steppen Sie den Streifen mittig mit einem einfachen Zickzackstich auf (Länge 3, Breite 1). Ich habe als Oberfaden Metallicgarn verwendet und unten normales schwarzes Nähgarn. Machen Sie sich nichts daraus, wenn der Stoff sich beim schräg Nähen etwas dehnt, das “verspielt” sich wieder. Verfahren Sie genauso mit allen weiteren Streifen.

Wenn Sie 6 Stoffstücke haben, brauchen Sie 3, auf denen die Strumpfstreifen von links unten nach rechts oben verlaufen, und 3 mit umgekehrter Richtung, also von links oben nach rechts unten. Für beide Richtungen sollten Stücke mit breiten und solche mit geringen Abständen vertreten sein, damit sich später beim Zusammensetzen ein interessantes Bild ergibt.

erste_patchworkteile.jpg

Teilen Sie nun alle Stoffstücke in Längsrichtung. Das muss – nein, sollte! – nicht in der Mitte sein. Je mehr Variation, desto besser.

zerschnittene_patchworkteile.jpg

Setzen Sie die Stoffstücke zu einem Zickzackmuster zusammen.

Bereiten Sie als nächstes das Quiltsandwich vor. Die Rückseite sollte ein wenig größer sein als die Vlieseinlage, damit Spielraum zum Verschieben bleibt, und auch die Vlieseinlage sollte gegenüber dem fertigen Maß (s. Schnitt) etwas Zugabe haben, damit Sie zum Schluss Unregelmäßigkeiten beischneiden können. (Lassen Sie sich aber bitte nicht von den Zugaben im Bild verwirren – ich habe ins Blaue gequiltet und die Maße erst später festgelegt …)

Das Befestigen der Lagen macht jede/r anders. Ich ziehe es bei kleinen Projekten vor, die Teile sauber zu heften, umso bequemer geht dann das Quilten. Im vorliegenden Fall empfiehlt es sich, entlang der Nähte zu heften, da die Quiltrichtung ausschließlich quer dazu verläuft.

geheftetes_sandwich.jpg

Gequiltet wird zwischen den Strumpfstreifen, von einem Ende zum anderen, wobei sich die Stepplinie von Durchlass zu Durchlass “schlängelt”. Durch die notwendige Schräge kommt zusätzlich Bewegung ins Muster. Allerdings gibt es eine kleine Erschwernis: durch die unterschiedliche Dichte und damit Anzahl der Streifen ist nicht überall eine durchgehende Stepplinie möglich. Das macht aber gar nichts. Verbinden Sie einfach die Enden angrenzender Strumpf-Stepplinien, wie auf dem Bild orange markiert:

gequiltetes_sandwich2.jpg

Am Ende sollte in jedem Zwischenraum eine Stepplinie verlaufen, es sei denn, er wäre zu schmal. (Rätseleinlage: Sie können sich ja mal auf die Suche machen, ob und ggfs. wie viele unbesetzte Zwischenräume Sie auf dem Foto oben finden.)

Von hinten sieht man sehr gut, wie einige Linien im “Nichts” enden.

gequiltetes_sandwich_ruckseite.jpg

Zum Schluss wird das Sandwich noch schmal mit geradem Band eingefasst. Sie brauchen dazu 3 cm breite Streifen. Ich habe das Band hinten von Hand angenäht.
Sie könnten zum Einfassen aber genauso gut den Bernina Bandeinfasser verwenden …

Und schon ist das Äußere des Abendtäschchens fertig!

Im dritten Teil erfahren Sie, wie das Innenleben gearbeitet wird.
Den ersten Teil finden Sie übrigens hier: Alles Walzer! Gequiltete Abendtasche

Viel Spaß!

Kommentare zu diesem Artikel

10 Antworten

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  • Max BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo,

    danke den beiden Damen. Ich nähe noch die gefertigten Teile noch mal auf 2mm Filz und vernähe sie. Habe schon kleine Stiche gemacht und ich muss schreiben das es gut aussieht. Nur da wo man mit dem Rollschneider durch schneidet gehen die Nähte dann auf. Ich verstehe dann nicht wie der Halt dann kommen sollte, wenn ich sie auf den anderen Filz auf nähe, wenn ich es so mache wie auf dem o. Bild.
    Macht aber nichts, mir wird schon eine Lösung einfallen. Habe schwarzes, rotes und weißes Leder, was ich in Streifen geschnitten habe und auch vermische und dazu weißes Garn. Mache eine Notebooktasche daraus. 🙂
    LG Max

  • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    halli hallo,
    ein tipp fürs nächste mal, um zu verhindern, dass solche nähte aufgehen (jedenfalls nicht so leicht):
    von vorneherein mit einer kleineren (kürzeren) stichlänge nähen und dies vorher auf einem kleinen probestück testen.
    beste grüsse
    gudrun heinz

  • Ursula Gottschall BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Max,

    Patchworknähte werden üblicherweise nicht vernäht, wenn das Patchwork nachher gequiltet werden soll. Der Halt kommt erstens durch das Zusammennähen mit dem nächsten Stoffstückchen und zweitens durch das Überquilten der Fläche. Beides wirkt zusammen.

    Wenn Sie dagegen z.B. eine Bluse patchen, würde ich auf jeden Fall empfehlen, die einzelnen Nähte zu vernähen und auch alle Kanten zu versäubern. Das gilt für alle Fälle, wenn das Patchwork nicht direkt mit einer Rückseite hinterlegt und versteppt ist.

    Viele Grüße, Ursula

  • Max BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Ursula,

    danke für die Antwort. Habe gestern Abend noch eine Lösung gefunden. Habe es so gemacht wie sie es schreiben, einfach eine Naht am Rand genäht. Sieht man gar nicht und es hält. 🙂 Na ich bin ja auch ein Neuling, habe die Bernina geerbt. Aber ich habe richtig Spaß daran. Eine Frage hätte ich noch . Sie haben die Stoffstücke mit den Streifen dann geteilt, da entstehen doch auch offene Nähte. Ich habe es erst mit zwei Geradenstichen in der Mitte vernäht und dann durch geschnitten, ging ganz gut.
    Schönen Tag.
    LG Max

  • Ursula Gottschall BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Max,

    Lederstreifen auf Filz ist auch was Tolles, ich kann mir das sehr gut für eine Tasche vorstellen!

    Das Problem, das Sie haben, kommt wohl daher, dass Sie die beschnittenen Enden offen lassen und nicht weiter in eine Naht fassen wollen, wie man es (s.o.) in einem Patchwork macht? Ist ja bei 2 mm Filz plus 1 mm Leder auch verständlich …

    Allerdings ist da guter Rat teuer. Vielleicht könnten Sie nochmal über die letzten 1 bis 1,5 cm Naht drübersteppen und so die sich öffnende Naht fassen? Natürlich diesmal auch mit Vor- und Rückstichen am Ende. Wenn man die sorgsam und mit kleinen Stichen näht, fallen sie nicht allzusehr auf. Ist halt Fleißarbeit, leider.
    Was mir sonst noch so einfällt, greift stärker ins Design ein: eine Reihe (oder mehrere) Zierstepp rundrum an der Kante lang, die Kante mit einem Band einfassen, solche Sachen …

    Aber vielleicht kommen Sie noch auf was anderes, viel Tolleres – mit etwas Abstand. So entstehen oft die kreativsten Werke …

    Viele Grüße, Ursula

  • Max BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo,
    ich habe mal eine Frage zu den Strumpfstreifen, ich habe Lederstreifen genommen, hatte noch so viele Reste. Die Lederstreifen habe ich auf 2mm Filz genäht, sieht so ganz gut aus.
    Habe nur ein Problem, habe dann die Enden mit einem Rollschneider abgeschnitten. Leider gehen die dann entstehenden Enden auf. Wie kann ich das am Besten vernähen?
    Danke für die Antworten und einen schönen Abend.
    Gruß von Max aus Berlin

  • Ursula Gottschall BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Danke Euch allen!
    @ Tatjana
    Oh ja, da ist noch viel möglich. Mit farbigen Strümpfen kann man aufgrund der Transparenz wunderschöne Überlagerungen gestalten. Und wenn man da dann drauf stickt …
    Socken sind natürlich genauso inspirierend wie alle Stoffreste – also gut festhalten, solange man sie noch tragen will!
    @ Pia
    Solange die Strümpfe vorher gewaschen wurden, ist das kein Problem. Zumal das dann kein Täschchen aus ollen Strümpfen ist, sondern Design mit ökologischem Anspruch 😉 .

  • Pia Welsch BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Man weiß ja, daß ich eine ausgeprägte Fantasie habe : ich stelle mir vor, ich gehe mit einem Abendtäschchen aus alten Strümpfen auf den Wiener Opernball…….und dann wird man gefragt, von welchem Designer denn das Täschchen ist…hähähähhä
    Super Idee Ursula!!!

  • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    hallo ursula,
    ich schliesse mich tatjana einfach an: eine wirklich kreative idee, mit spass genäht und tollem ergebnis. gefällt mir prima und wird für spätere projekte archiviert. im moment hat die arbeit an der werdenden ausstellung “textile news: freiheit” erstmal vorfahrt …
    beste grüsse
    gudrun

  • Tatjana BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Ursula, vielen Dank für die tolle Anleitung.

    Das ist eine super Idee, ausrangierte Feinkniestrümpfe zu verwenden, ich selbst habe so was gar nicht, aber ich werde nun meine Mama um ihre Reste bitten und das auch mal versuchen.

    Es sieht bestimmt auch toll aus, Musterstiche zu verwenden und farbige Strümpfe. Oder vielleicht gehen auch Herrensocken? Dann soll mein Mann mal all seine Socken festhalten, sonst sind sie weg…

    Liebe Grüße
    Tatjana

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