Kreative Artikel zum Thema Quilten

Täschchen mit japanischem Flair

Japan ist ein Land der ästhetischen Gegensätze: einerseits verspielter Kitsch, wie es schriller nicht geht, andererseits eine extrem ruhige Formensprache in zurückgenommenen Farben. Mich hat immer schon die japanische Moderne begeistert, die reduziert und kühn zugleich ist, sowohl in der Mode als auch in der Architektur.

Diese Täschchen sind japanisch inspiriert – eine kleine Referenz an die Kraft und Ruhe der Japaner, die wir momentan auf bemerkenswerte, aber leider auch tragische Weise vorgeführt bekommen.

Download Schnittmuster Japan-Täschchen

Hier ist der Schnitt für die  Täschchen: Japantäschchen.pdf

Bitte beachtet, dass die Innentasche wegen des doppelten Volumenvlieses kleiner zugeschnitten werden muss. Das Schnittmuster bezieht sich auf die Einlagen, die ich verwendet habe, und kann natürlich bei Euch abweichen.

2_japantaeschchen.jpg

Die Täschchen bestehen aus 2 gequilteten Schichten: außen ist ein schlichter weißer Stoff auf leichtes Volumenvlies gequiltet, die Innentasche ist auf Thermolam gesteppt. Zusammen ergibt das einen guten Stand und gleichzeitig einen weichen, angenehmen Griff.

schnuere_anordnen.jpg

Der Clou ist, dass beim Quilten der äußeren Schicht ein Garn mit aufgesteppt wird, und zwar ein weißes Häkelgarn Nr. 10. Dadurch erhält der eigentlich sehr einfache weiße Stoff einen ausgesprochen edlen Charakter.

Die Garnlinien werden unregelmäßig über die Fläche verteilt, orientiert an 2 Hauptrichtungen. Benachbarte Linien sollten möglichst nicht parallel sein und unterschiedliche Abstände haben, andererseits sollten beide Parameter nur beschränkt variieren. Dadurch entsteht ein geometrisches Muster, das auf organische Weise lebendig wirkt.

schnuraufnaehfusschen.jpg

Zum Aufnähen des Garns habe ich den Bernina Schnuraufnähfuß #21 verwendet. Man fädelt das Garn von oben durch das Loch vorne im Füßchen und hält es zusammen mit den Fadenenden knapp hinter dem Füßchen fest, bis die ersten Stiche genäht sind. Am besten legt man sich vorher den Verlauf der Linie zurecht. Danach braucht man das Garn nur noch auf der geplanten Linie festzuhalten, und die Maschine macht den Rest. Im wahrsten Sinne Nähen wie am Schnürchen … Für das gewählte dünne Garn habe ich den einfachen Zickzackstich Breite 1.5 gewählt.

Die Taschenklappe ist vorne und hinten mit der Schnurtechnik gequiltet, allerdings die Außenklappe auf dem weichen Vlies, was ein plastischeres Bild ergibt, und die Innenklappe auf Thermolam wegen der Festigkeit. Ausschließlich auf die Innenklappe, also nicht durch und durch, wird ein Stück Kletthakenband aufgenäht, übrigens etwas, wofür sich der Bernina Schmalkantfuß #10 hervorragend eignet.

taschenklappe_aufheften.jpg

Die fertige Klappe wird knappkantig rechts auf rechts bzw. Außenseite auf Außenseite auf die vorbereitete Außentasche gesteppt. Darauf stülpt man, wiederum rechts auf rechts, die vorbereitete Innentache und steckt sie fest. Schließlich wird der Rand durchgesteppt.

innen_und_aussen_ineinanderstecken.jpg

Die Bodennaht der Innentasche wird beim Vorbereiten der Einzelteile weitgehend offen gelassen . Durch diese Öffnung kann die Tasche gewendet werden.

Ich habe übrigens alle inneren Nähte zusätzlich mit der Overlock versäubert, damit die aufgesteppten Schnüre sich nicht lösen und durch die Nähte schlüpfen können.

Fehlt zur Funktion noch das Klettflauschband. Dieses wird passend zum Hakenband auf der Vorderseite der Tasche positioniert und durch alle Lagen hindurch gesteppt.

Zum Schluss das Highlight, der rote Button. Für den Kreis habe ich mir eine Schablone passender Größe gesucht. Bei mir wurde es ein Teil der Gemüsereibe – es gibt aber auch viele andere mögliche Objekte.

button_machen.jpg

Ich habe mir ein Sandwich aus 2 mal rotem Stoff mit einer Schicht Thermolam dazwischen gerichtet und mit Bleistift die Schablone nachgezeichnet. Dann habe ich alle drei Schichten innerhalb dieses Kreises zusammengenäht und das Vlies direkt an der Naht zurückgeschnitten, schließlich die Naht mit einem Knopflochstich Breite 3 übersteppt und den fertigen Button vorsichtig ausgeschnitten. Rubbeln mit dem Nagel lockt restliche Fäden hervor, die dann nachgeschnitten werden können. Das Rechteck habe ich in derselben Weise wie den Kreis gefertigt, natürlich mit einer rechteckigen statt einer runden Schablone.

button_rund.jpg

Der fertige Kreis bzw. das fertige Rechteck werden mittig platziert und innerhalb der Applikationsnaht auf die Klappe gesteppt. Ich habe roten Ober- und weißen Unterfaden verwendet, sodass die Naht so unauffällig wie möglich bleibt.

Und das war’s schon!

Hier noch mal das Täschchen mit dem runden Verschluss. Wie man auf der Rückseite sieht, wäre es auch ganz in weiß sehr attraktiv!

rueckansicht.jpg

Ich finde, die besondere Quilttechnik macht es richtig elegant!

japantaeschchen_rund.jpg

Habt Ihr Lust bekommen, mit dem Schnuraufnähfuß #21 zu experimentieren? Dann zeigt uns gerne im Community-Bereich, was dabei herausgekommen ist!

Verwendete Produkte:
Schmalkantfuss # 10
Schmalkantfuss # 10
Schnuraufnähfuss # 21
Schnuraufnähfuss # 21

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  • Wiebke BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Ursula !
    Das sind zwei wunderschöne Taschen !! Sehr edel !! Aufgenähte Kordeln -toll. Ich hab mir den Freihand-Kordelfuß Nr.43 zugelegt, da kann man Böglis und Kurven fahren – so viel man möchte.
    Die Japaner haben es aber auch drauf – die Anleitungen in den japanischen Büchern für die viele verschiedenen Möglichkeiten sind ja immer bestens zeichnerisch dargestellt und man kann super danach arbeiten.
    Vielen Dank für den Besuch bei meinen Frühjahrsprojekten in der Galerie. Teemützen waren viele Jahre völlig “out” – aber jetzt muß ich immer welche mithaben auf den Kunsthandwerkermärkten. Viele mögen es wieder gemütlich mit Tee- oder Kaffeewärmer.
    Viele Grüße von Wiebke, die gerne frei gestaltete Sachen näht und auch den Fummelkram liebt.

  • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    konnichiwa ursula!
    zwei ausgesprochen schlichte, aber sehr elegante modelle, mit denen du gekonnt japanisches flair transportierst. wie man hier wieder sehr schön sieht, gibt es immer noch eine weitere möglichkeit ausser sashiko, atarashi und origami-falttechniken in stoff übertragen, die man sonst so im ersten moment mit japan assoziiert. sehr gelungen! leider habe ich im moment keine zeit, für mich selbst etwas zu nähen – die diversen ausstellungen wollen alle weitergebracht werden … aber, was nicht ist, kann ja noch werden.
    liebe grüsse und sayonara
    gudrun

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