Sommerquilts sind bunt. Regenbogenbunt. Könnte man jedenfalls meinen, wenn man diesen Sommer die englischsprachige Modern Quilt-Szene verfolgt hat. Inzwischen ist die Karawane weitergezogen, der aktuelle Hype sind moderne Interpretationen von Sampler-Quilts … umso mehr habe ich Lust auf bunt bekommen. Außerdem wollte ich noch etwas ausprobieren, das in den vergangenen Monaten die Runde gemacht hat: Kaleidoskop-Blöcke, also in Tortenstücke aufgeteilte Kreise oder Quadrate. Und Kaleidoskope sind schließlich wie gemacht für bunte Farben.
Elf Unis und ein Kaleidoskop – das Rezept für ein fröhlich-buntes Täschchen …
Angefangen habe ich allerdings nicht mit einem festen Plan, sondern mit einer vagen Vorstellung und einer Menge 4 cm x 4 cm großer Quadrate in 10 Farben.
Die Quadrate habe ich in 2×5-er Blöcken so sortiert, dass sich alle Farben harmonisch unregelmäßig auf das gesamte entstehende Rechteck verteilen. Das Rechteck war anfangs 10 x 6 Quadrate groß, später fand ich, dass die Proportion nicht optimal ist, und habe eine Reihe wieder entfernt. Das verbleibende Rechteck hat nun 9 x 6 Quadrate, jedes mit einer fertigen Kantenlänge von 2,5 cm.
Für das Kaleidoskop habe ich mir einen Schnitt gemacht: Ich habe mit einem Winkelmaß 10 mal 18° abgetragen (macht zusammen 180°, also einen Halbkreis), habe die Linien durchgezogen und den Radius auf jeder Linie abgetragen. Die Halbkreisform kann man dann Pi mal Daumen ganz ohne Zirkel ergänzen. Mein Radius war: 3 x 2,5 cm + 0,75 cm Nahtzugabe = 8,25 cm. Zusätzlich zu dieser Halbkreisschablone, mit der ich das fertige Kaleidoskop vor dem Quilten abgerundet habe, habe ich mir ein Tortenstückchen mit rundum 0,75 cm Nahtzugabe für den Zuschnitt der Einzelteile vorbereitet.
Beim Nähen sind zwei Dinge zu beachten:
– nicht an der Spitze anfangen zu nähen, sondern dort, wo sich die Nahtlinien treffen. Die Stelle am besten mit einem Bleistiftpunkt markieren,
– alle Nahtzugaben in dieselbe Richtung bügeln.
Der fertige Halbkreis sieht dann von hinten so aus:
In der Mitte knubbelt sich ganz schön viel Material …
Nicht zuletzt deswegen war es spannend, den Halbkreis mit dem Quadrate-Patchwork zu verbinden. Aber mit ein paar Stecknadeln und sorgfältigem Nähen war es gar nicht mal so schwierig.
Die Klettbänder habe ich vor dem Quilten nur auf der schwarzen Stofflage angebracht und munter drüber gequiltet. Wenn man mit einem exakten Schnitt startet, kann man sich den Platz schon beim Zuschnitt markieren. Ich allerdings habe die Position am halbfertigen Teil ausgetüftelt, d.h. die Klettstücke in Position geschoben und etwas nachjustiert, damit sie auch mittig sitzen. Aufgesteppt habe ich sie mit dem BERNINA Schmalkantfuß #10.
Wie man sieht, sind Haken- und Flauschteil über Kreuz angebracht, d.h. die eigentliche Haftfläche liegt im Schnittbereich. Das schafft Spielraum beim Schließen.
Das Design des Täschchens lebt vom Zusammenspiel der Farbflächen und ist bunt genug – sichtbare Quiltnähte würden unnötig Unruhe hineinbringen bzw. schlichtweg stören. Die am wenigsten sichtbare Lösung ist transparentes Garn. Also habe ich das genommen, zusammen mit schwarzem Unterfaden, und im Schatten der Naht gequiltet.
Die Ränder sind mit dem BERNINA Bandeinfasser #88 eingefasst, erst der gerade Abschluss am Tascheneingriff, dann in einem zweiten Schritt der ganze Rest.
In der Rundung neigt das Schrägband dazu, sich ein klein wenig in die Länge zu ziehen, was die fertige Breite entsprechend schmälert. An sich nicht schlimm, aber es führt dazu, dass die Nadel in mittiger Stellung die Rückseite ganz knapp nicht mehr mitfasst. Also habe ich getrickst: im Geradeauslauf habe ich mit mittiger Stellung gearbeitet und am Übergang zur Kreisrundung die Nadelstellung um eine Stufe zur Seite verschoben. Den Übergang musste ich ein paar Stiche von Hand führen, um ein “Treppchen” zu vermeiden. Ein bisschen Mehraufwand, aber der Lohn ist eine ordentliche, auf der ganzen Länge schmalkantige Naht.
Zum Schluss habe ich die Seiten mit dem BERNINA Schmalkantfuß #10 zusammen gesteppt. Durch die Führung des Füßchens entsteht eine zweite Steppnaht parallel zur Einfassnaht.
Und simsalabim – das Täschchen ist fertig!
Haben Sie Lust bekommen, ein solches Täschchen zu arbeiten? Sie sehen, es ist weniger kompliziert als es aussieht, und mit ein bisschen Geometrie können Sie sich sogar Ihre individuelle Größe errechnen. Ich bin gespannt auf Ihre Variante!
heel mooi en erg prakties.
hermien
Vielen Dank!
Ich dachte schon, der Dauerregen hätte die Freude an Farben vertrieben … aber bei uns beginnt gerade der goldene Spätsommer. Bilde ich mir jedenfalls ganz fest ein ;-). Und wenn die schlimmsten Hitzemonate vorbei sind, ist der Sommer sowieso am schönsten.
Viele Grüße
Ursula
Ganz ganz toll deine Tasche. Grüßle
Hallo Ursula,
sehr schöne Tasche und so farbenfroh und fröhlich! Gefällt mir sehr gut mit dem Fächer und den Karos 🙂
Liebe Grüsse
Stefanie