Manche Quilterinnen werfen alles weg, dessen Seitenlänge kleiner als 5” ist, also ca. 12,5 cm. Das zählt für mich noch zu den “mittleren” Stoffresten. Ich hebe buchstäblich jeden Fitzel auf, genauso wie Webekanten aller Art – man könnte die Restchen ja noch für etwas brauchen, an das man noch gar nicht denkt. Die entsprechende Tüte wird dabei natürlich beständig größer.
Kürzlich hatte ich Lust, einfach nur zu “spielen”, ohne ein konkretes Projekt im Kopf. Also habe ich mir ein ca. DinA4 großes, schwarzes Stück Stoff zugeschnitten und bunte Streifen und Schnipsel aus besagter Tüte gezogen. Die Komposition war schnell gelegt.
Wie aber applizieren – und vor allem befestigen, ohne die Komposition wieder auseinanderzureißen? Irgendwo habe ich gelesen, dass ein normaler, wasserlöslicher Klebestift genauso gut funktioniert wie spezielle Textilklebestifte. Also habe ich einen solchen genommen und jedes Stückchen punktuell aufgeklebt. Und dann verschiedene Zierstiche ausprobiert. Eigentlich wollte ich am liebsten eine Art “blanket stitch”, konnte auf meiner Maschine aber keinen entdecken. Dabei gab es ihn – er sieht nur auf der Darstellung etwas anders aus! Erst beim Probenähen zeigte er sein wahres Gesicht. Was man im Bestand nicht alles findet …
Vor dem Aufsteppen habe ich den Stoff mit aufbügelbarer Fixierung verstärkt – aus dem Karton “Fixierung in Kleinresten”. Für ein Stück, das später ohnehin gequiltet wird, eignen sich auch unregelmäßige Stücke, überlappend aneinander gelegt, insbesondere sonst zu steife oder alte Reste unbekannter Herkunft, die man für ein Kleidungsstück, wo es auf Fall und Sitz ankommt, dann doch nicht so gerne nimmt.
Das Aufsteppen ging sehr einfach. Der gerade Randstich sammelt die losen Fäden ein und sorgt für eine saubere Kante, sodass nur noch wenige heraushängende Fäden nachgeschnitten werden müssen. Das zu applizierende Teil verschiebt sich so gut wie gar nicht, somit kommt man locker mit zwei Fixierpunkten pro Stück aus.
Was aber nun machen mit dem guten Stück? Bunt auf Schwarz passt nicht zu meinen Wohnungsfarben, andererseits trage ich fast alles mit Schwarz, also gäbe das doch ein prima Accessoire. Eine Tasche vielleicht?
Da traf es sich gut, dass ich auf ein angefangenes Taschenprojekt mit auswechselbarer Taschenklappe zurückgreifen konnte. Der Taschenkorpus ist aus Nylon, sah aber ohne Quilting eher wie ein Kulturbeutel aus. Also musste der Nahttrenner ran, und das ganze Ding wurde in Linien von 1 cm Abstand gequiltet.
Das Klappenteil musste nachträglich etwas verlängert werden. Nicht weiter schlimm, damit hat einfach das Klettband sein eigenes “Abteil” bekommen. Ich habe die Taschenklappe mit Thermolam und einer (ebenfalls verstärkten) Abseite verstürzt und die schwarzen Flächen in engen Echolinien gequiltet.
Wie gesagt, eigentlich wollte ich nur “spielen” … aber die Verarbeitung der Tasche und der Taschenklappe hat dann doch richtig Arbeit gemacht. Dafür habe ich jetzt ein schickes, neues Accessoire! Vielleicht mache ich noch einen passenden Gurt, ansonsten tut es ein einfacher schwarzer – die lassen sich ja per Karabiner einfach tauschen.
Hallo Ursula,
habe mir gleich nach deinen Angaben eine Skize aufgezeichnet.
So brauche ich nicht erst über die Grösse nachdenken und kann
so einfach loslegen. Vielen, vielen Dank.
LG
Elisabeth
Das freut mich, dass meine kleine Spielerei so gut ankommt!
Das Schöne beim Applizieren ist, man kann alles nehmen, Streifen, Dreiecke, ganz was Kleines, Buntes, Jeans, Bedrucktes, Beschriftetes … alles, was zum Puzzlen anregt. Und für diese kreativen Momente sammeln wir doch?
Liebe Elisabeth, die Tasche ist eigentlich ganz einfach. Die Maße das Taschenkorpus sind: oben vorne und hinten jeweils 28 cm, unten vorne und hinten jeweils 30 cm, die Seitenteile sind oben 6 cm und unten 9 cm breit. Die Höhe beträgt 19 cm. Die Taschenklappe folgt der Form des Vorderteils, ist allerdings 3 cm kürzer, zur Vorderlänge kommen 6 cm zum Überbrücken der Öffnung und hinten ein paar Zentimeter für die Befestigung.
Viele Grüße
Ursula
Einfach super, werde mir das merken und garantiert nacharbeiten!!!!
Die tasche ist soooooooooooooo schön , genau die Anregung welche ich gesucht habe – Anita
Hallo Ursula,
eine ganz tolle Idee. Habe die Beine einer alten Jeans im Bestand,
die könnte ich zu so einer Umhängetasche verwenden, oder.
Kannst du mir bitte ein paar Maße oder Skize hier zeigen!!!!
Danke und liebe Grüsse Elisabeth
wirklich eine schöne idee, die einen selbst auf weitere ideen bringt. ich stelle mir gerade noch ein paar webkantenstreifen mit schrift dazu vor, als grafische ergänzung sozusagen.
Tolle Idee, tolle Tasche, Ursula! Ich habe vor ein paar Jahren etwas Ähnliches gemacht, aber mit lauter Dreiecken, die nach einem gepatchten Bedquilt übriggeblieben waren. Ich zeigte die Tasche einer Freundin und weg war sie (nicht die Freundin, sondern die Tasche). Also, ich empfehle dir, die attraktive Tasche erst einmal nicht überall zu zeigen. 🙂
Lorchen
Hallo Ursula !
Richtig toll geworden.
Wir müssen ja auch alles sammeln !!! Und dann wohin damit ?? Eine Kiste hier, eine Tüte da usw. Aber es bringt doch sooooo viel Spass .
Morgen kommt ein Quilt von mir auch mit gesammelten Werken in die Galerie.
Weiterhin fröhliches Sammeln und Schaffen wünscht Wiebke
Toller Effekt!
Frau sollte aber auch wirklich von NICHTS voreilig trennen ;-))
Gruß Maria