Das Atelier im Zürcher Oberland vereinsamt im Tiefschnee, sogar Madame Bernina 68 friert an die Finger.
Daher halt mehr oder weniger bildchenfrei, einen Bericht über den Nähkurs im Quartiertreff, den ich gerade gebe. Alle zwei Wochen treffen wir uns am Abend mit drei Nähmaschinen, Stoff und viel Platz, um kleine Wünsche umzusetzen und dabei so en passant zu lernen, wie Ärmel einsetzen geht, oder Reissverschluss.
Für mich als Kursleiterin ein Lehrstück. Die Voraussetzungen der Teilnehmerinnen sind total verschieden. Während die eine mit sechs Stoffen und vier verschiedenen Schnittmustern ankommt und parallel mindestens vier Projekte verfolgt, weiss die andere fast gar nichts.
P. kommt aus Belgien und hat da in der Schule gar keine Handarbeit gehabt. Also weiss sie nicht, wie man einen Knoten in einen Faden macht. Macht jetzt ein Sommerkleidchen für ihre Tochter. Und lernt mit jedem Handgriff, stetig und gut.
Manchmal wundert es einen schon, dass Schulbehörden und Politiker, nicht nur in Belgien, glauben, man käme locker ganz ohne Handwerk durch’s Leben. Fällt also ein Knopf ab, und das tut er mit der in der Industrie üblichen Knopfannähtechnik ja relativ häufig, soll man das gute Stück halt ohne Knöpfe tragen oder der Textilabfuhr mitgeben. Klar, wenn man einen neuen Mantel kauft, kurbelt das die Wirtschaft entschieden mehr an, als wenn man den Alten flickt. Nachhaltig ist das allerdings nicht. Nur schon deshalb müssten Kinder auch heute noch lernen, wie man das macht.
Eine andere lernt jetzt, mit 65 Jahren schneidern, obwohl sie eigentlich ursprünglich die Schneiderei zu ihrem Beruf machen wollte. Mit 16 bekam sie bei allen Ateliers abschlägige Bescheide, sie sei Linkshänderin, das könne man in diesem Beruf nicht brauchen. Die Enttäuschung war so gross, dass sie es nie mehr versuchte. Hast du Töne! Das waren die Sechzigerjahre!
Die Abende sind gemütlich und gut, alles und jede hat Platz. Die Frauen, die Trainerhose, das Sommerkleidchen und das T-Shirt. Wer weiss, was daraus noch wird?
Hallo Gabi,
aaalso … ich lüfte jetzt mal ein kleines Geheimnis: ich kann auch keine Knoten machen. Meine Großmutter hat die immer zwischen zwei Fingern herausgezaubert, aber bei mir wurde das so nix. Natürlich kriege ich langsam und kompliziert und irgendwie einen Knoten gebacken, aber das ist ja nicht gemeint.
Im Laufe der Zeit habe ich mir geholfen, und diese Methode funktioniert für mich so gut, dass ich am Knotenzaubern nur noch akademisch interessiert bin (doch, schon): ich steche den Faden ein paar Zentimeter entfernt vom Nähanfang verdeckt ein und mache an der Ausstichstelle zwei, vielleicht drei, kleine Rückstiche. Sitzt bombenfest und ist vor allem glatt, man darf den Faden nur nicht wieder mit herausziehen. Aber das lernt sich …
Viele Grüße
Ursula
Hallo Gabi
Wo im Züri Oberland seid ihr am werken? Kann man eventuell bei Euch mitmachen?
Wohne in Schwerzenbach,ohne Auto.
Grüsse Ruth Mäder