Nun geht es weiter mit dem nächsten Schritt:
Wie schafft man vernünftige Druckvorlagen? Welche Motive eignen sich?
Was muss ich beachten?
Zuerst einmal besteht natürlich die Möglichkeit eine Vorlage zu zeichnen, zu malen, oder auch zu schreiben. Da das Siebmaterial am allerbesten auf carbonhaltige Drucksubstanz reagiert , empfiehlt es sich, direkt mit solchen Materialien zu arbeiten. Hierbei sollte es sich ausschliesslich um schwarze Farbe handeln:
Original Chinesische Tinte, Graphische Tusche, Zeichenkohle, Bleistift mit Carbonmine und auch ein Kohlestift. Weitere Hilfsmittel zum Zeichnen und ihre Wirkungsweise zeigt das nächste Bild.
Ganz besonders reizvoll sind schöne Kalligraphien mit Tusche und Feder, doch daran übe ich mich noch.
Eine nächste Möglichkeit der Bildgestaltung ist der Druck eines Fotos. Hierbei muss, wie übrigens bei allen Motiven aufs Copyright geachtet werden. Vorsicht mit Bildern aus dem Internet, auch wenn es bei Google oftmals sehr verführerisch ist. Sämtliche Fotovorlagen müssen ebenso schwarz-weiss sein und dürfen auch keinen Graustufenbereich aufweisen. Hierzu müssen Farbfotos umformatiert werden. Dazu gibt es entsprechende Fotosoftware, oder auch gute Thermofaxserviceadressen, die eine solche Bildbearbeitung gleich vornehmen. Doch nicht jedes Foto eignet sich als Motiv.
Folgende Bilder zeigen ungeeignete Motive:
Beim oberen Foto sind die Helligkeits-Dunkelheitskontraste nicht stark genug; beim zweiten Foto verhält es sich ähnlich, wenn zuviel Schwarzanteil herausgenommen wird, verschwinden die unteren Konturen des Katzenkopfes.
Geeignetes Motiv:
Spannende Ergebnisse bekommt man auch beim Einscannen diverser Materialien. So können filigrane Gräser und trockenes, aufgerissenes Moos tolle Effekte geben. Oder Stecknadeln, Sicherheitsnadeln, Reis…..die Möglichkeiten sind wirklich unendlich. Man muss der Kreativität nur erlauben sich frei zu entfalten. Und auch hier gilt nach dem Einscannen, den entsprechenden Scan in schwarz-weiss umzuformatieren.
Folgende Adressen möchte ich anführen, an die entweder eine Vorlage in Papierform geschickt, oder als jpg oder pdf-Datei gemailt werden kann, zum Anfertigen eines Thermofaxsiebes:
Quiltstar, Monika Schiwy, www.quiltstar.de
Atelier für handgefärbte Stoffe, Gabriele Tisch, www.ateliertisch.de
Färben In Der Tüte, Susanne Muuss, www.faerben-in-der-tuete.de
NadelundFarben, Jutta Hellbach, www.nadelundfarben.de (hier gibt es auch eine grosse Auswahl an fertigen Druckmotiven)
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Farbempfehlungen zum Drucken geben. Man druckt entweder mit angedickten Procion MX Farben, die auch zum herkömmlichen Stofffärben verwendet werden, oder mit Acrylfarben, die für Stoffe geeignet sind. Ganz wichtig ist hier, dass diese Acrylfarben eine “längere Öffnungszeit” haben – das bedeutet, dass die Farbe langsamer trocknet – und somit nicht das Sieb in Sekundenschnelle zusetzt. Daher ist es nicht ratsam mit den handelsüblichen normalen Acrylfarben zu drucken. Diese zerstören auf Dauer das Siebgewebe. Da ich in meinen Artbagkursen ausschliesslich mit Acrylfarben auf Stoff drucke und nicht mit Procion MX (diese Technik kommt gerne später einmal hierher) und diese Acrylics auch bügelfixierbar und waschbar sein müssen, hier eine kleine Auswahl:
DekaPrint 2000 (Jeromin-Shop)
Pebeo Farben (Quiltstar Monika Schiwy)
GOLDEN Open Acrylics (Gerstaecker)
Professional Screen Printing Inks, Jacquard (Dyiprintsupply.com)
Ebenfalls gut geeignet sind Farben von Stewart Gill, hierzu bitte die Bezugsquellen ergooglen. Und hier noch ein paar Schmankeln von Drucken meiner neuen Siebe: gestaltungstechnisch kann die Basis für einen Artquilt, einen fortlaufenden Stoff zum Zerschneiden und Weiterverarbeiten, beispielsweise für einen Quilt, oder auch ein Accessoire wie ein Leinenschal gedruckt werden.
Viele Grüße,
Jutta
Hallo Karin,
es ist schön, wenn wir Moderatoren mit unseren Berichten auf Techniken und Materialien hinweisen können, die es vielleicht schon lange gibt und doch einer Vielzahl von Textilbegeisterten noch unbekannt waren/sind. Dazu ist dieser Blog u.a. auch gedacht.
Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, dass ich selbstverständlich das Thermofaxsiebdruckverfahren nicht erfunden habe, sondern dass damit schon seit langen Jahren gearbeitet wird. Ich selbst habe es Anfang letzten Jahres in einem Kurs mit Ineke Berlyn in München kennen und lieben gelernt. Durch meine intensive Beschäftigung damit lernte ich jedoch auch mehr darüber, so wie viele andere Künsterinnen der Branche diese Technik und viele andere altbekannte Techniken als Basis für ihr Schaffen nutzen.
Selbstverständlich werden meine kommenden Berichte auch Themenbereiche und Materialen beinhalten, die es schon lange gibt, aber es geht eben um den Aufbau dieses neuen Bereiches in diesem Blog.
Beste Grüße,
Jutta
Hallo Jutta,
es ist so interessant von Dingen zu lesen und zu hören von denen man bis jetzt noch keine Ahnung hatte.
Ich freue mich auf die nächsten Berichte.
Vielen Dank und beste Grüße
Karin
hallo jutta,
ich bin begeistert! nirgends sonst wird so ausführlich erklärt sowie materialien samt bezugsquellen angegeben. welche geheimnisse und tricks verrätst du denn noch in deinen kursen? 🙂 wenn das so weitergeht, muss ich einen termin dafür freischaufeln …
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
man muss den rechten Mittelweg finden, zwischen ausreichenden Infos zum Interesse wecken und einer Vorstellung der Materialien und Einsatzbereiche und natürlich dann den Kursinhalten. Von den Kursinhalten habe ich eigentlich noch gar nichts geschrieben. Denn das Umsetzen der Technik, die vielen Tricks und Kniffe sind eben Inhalte und könnten auch gar nicht in wenigen Sätzen weitergegeben werden.
Learning by doing heisst es – und das mit den richtigen Fachleuten. So hat eben jeder seine eigenen Bereiche.
Viele Grüsse,
Jutta