Kreative Artikel zum Thema Sticken

Vom Bild zum Stickmuster – Teil 11 Nadelmalerei mit der Nähmaschine

Hallo Ihr Lieben,

heute geht es weiter mit unserem Workshop „Vom Bild zum Stickmuster – Needle Painting“. In Teil 9 hatte ich Euch die Technik erklärt und in Teil 10 hatte ich Euch den Aufbau des Stickmusters gezeigt. Heute möchte ich mit Euch kurz ins Detail gehen.

 

Nachdem wir den Fixierrahmen und unsere Unterlagstiche digitalisiert haben, fangen wir als erstes mit der Digitalisierung des Blumenstiels an. Jetzt müssen wir uns vorstellen, wie das Licht entlang des Blumenstiels laufen kann, damit wir eine relativ realistische und lebendige Darstellung erhalten. Unterhalb der Blüte ist der Stiel am Dunkelsten, da hier die Kelchblätter und die Blüte einen Schatten werfen. Ich digitalisiere deshalb mit dem Blockdigitalisierer eine große Fläche in dunkelgrün. Am Stiel entlang digitalisiere ich nur die eine Hälfte in dunkelgrün. Zum Vermischen der Farben (bitte in Teil 9 die Technik noch einmal durchlesen), fülle ich die Fläche mit einem Satinstich spezial und lasse über Randstrukturierung eine Seite ausfransen.

 

Das Werkzeug Randstrukturierung ist, wie Ihr sicherlich auch schon festgestellt habt, manchmal ein wenig störrisch. Mein Tipp: Ich habe mir angewöhnt kürzere Einheiten zu digitaliseren. Der Stiel ist bei mir nicht am Stück, sondern in 3 Einheiten unterteilt. Ich habe so ein wenig mehr Spieraum und kann mal mehr und mal weniger ausfransen lassen. Die Stickdichte 0.60 ist ein Anhaltspunkt. Manchmal kann man auch auf 0.50 die Stickzahl erhöhen. Werdet jedoch nicht zu dicht. Die Blume wird zwar plastischer, aber die Fältchenbildung am Ende auch größer!

Jetzt gibt es 2 Möglichkeiten weiter zu verfahren. Da ich persönlich mehr zeichne als digitalisiere, habe ich jetzt meine helleren und meine dunkleren Schattierungen „gemalt“. Wenn man so verfährt, muss man aufpassen, dass man die Farben immer gleich sortiert und vor allem innerhalb der Farbe eine logische Reihenfolge behält. Die andere Möglichkeit ist, erst einmal alle dunklen Grüntöne zu digitalisieren. Wählt, die für Euch bequemste Art! Weiter geht es dann mit den Blättern. Hier ein Ausschnitt aus meiner Stickerei.

 

Ihr seht, am oberen Rand meines Blattes sind schon fast die einzelnen Stiche zu erkennen und manchmal scheint auch ein wenig Weiß hindurch. Ich finde es nicht schlimm. Sicher könnte man die Stickdichte etwas erhöhen, aber wie gesagt, die Stickerei wird dann sehr kompakt. Ich finde es ist eher ein zusätzliches Gestaltungsmittel. Ein Rosenblatt ist etwas fransiger und die Stickerei wird dadurch auch noch lebendiger. Solange es keine weißen Stellen gibt, sondern nur ein leichter Schimmer, kann man auch etwas Weiß blitzen lassen. Wichtig ist der optische Gesamteindruck.

Notfalls könnt Ihr über Objektumformen die Fläche ein wenig unter die andere Fläche ziehen oder die Randstrukturierung verändern.

Die Blattader habe ich mit einem Dreifachkonturstich, Stichabstand 2.5 digitalisiert. Sie gibt dem Blatt zusätzlich Kontur. Am unteren Blattrand habe ich noch stellenweise eine Kontur in Lachs digitalisiert. Ich habe mir dies bei Trish Burr ein wenig abgeschaut. Sie setzt in den Blättern oder Blüten oftmals ein paar Störer mit einer anderen Farbe. Rosenblätter haben am Stiel oder am Blatt manchmal eine rötliche Färbung. Man könnte anstatt einer Kontur natürlich auch eine kleine Fläche in Lachs setzen, diese dann stark ausfransen und die Stickdichte auf mindestens 1 verringern. Ich würde dann fast einzelne Stiche in Lachs bekommen. Ich habe das bei meinem Stiel und bei den Blättern mit Blaugrün gemacht.

 

Ich bekomme dadurch zusätzlich Tiefe. Blaugrün fand ich als Kontrastfarbe sehr interessant. Ein Schatten ist niemals schwarz. Wenn ich mit meinen Blättern zufrieden bin, digitalisiere ich als nächstes meine Rosenblüte. Auch hier bitte Teil 10 nachlesen. Ich habe mit meiner dunkelsten Farbe angefangen und mit meiner hellsten Farbe aufgehört. Auch hier eine Detailansicht meiner Rosenblüte…

 

In der Blütenmitte habe ich meine Stickdichte bei der dunkelsten Farbe etwas erhöht. Dadurch wird es etwas plastischer. Bei meinem ersten Probestick hatte ich hier zu viele “weiße Löcher”.

 

Legt dann im Uhrzeigersinn die weiteren Farben der Blüte an und folgt dabei den Hilfslinien der Zeichnung bzw. den Schattierungen der Vorlage.

 

Wenn Ihr die weiteren Farben “schattiert”, achtet darauf immer ein wenig zu überlappen. Das ist besonders an den Stellen wichtig, an denen sich zwei abgeschlossene Blütenblätter treffen (rot umrandet). Hier entstehen gerne mal weiße Blitzer in der Stickerei, die sehr störend sind…

 

Alles weitere ist einfach Ausdauer, probieren, zur Probe sticken und überarbeiten. Wenn Ihr mit mehr Farben arbeitet, wird die Rose sicherlich noch plastischer und interessanter.

Wenn Ihr das Muster stickt, beachtet bitte folgendes: Nehmt nicht zu dünnen Stoff. Ich habe einen mittelschweren Baumwollstoff genommen und diesen zusätzlich mit einem dünnen Vlies unterbügelt (Susannes Tipp vor ein paar Wochen). Dann zusätzlich zwei Lagen Stickvlies gut mit Sprühzeitkleber verbinden. Stoff und Vlies nochmals mit Sprühzeitkleber einsprühen und trommelfest in den Rahmen einspannen. Grundsätzlich den für das Motiv kleinsten Rahmen wählen. Fixierheftstich nicht vergessen. Beim Sticken haben ich zusätzlich noch die Oberfadenspannung reduziert und eine 60er Microtex-Nadel benutzt.

Die Farbwahl: bei meinem ersten Probestick war ich mit den Farben nicht ganz so glücklich, obwohl ich erst dachte: “Das passt gut”. Mein Tipp: Wenn Ihr Euch unsicher seit, digitalisiert Euch ein Quadrat und schattiert Eure Farben in Reihe (Technik Teil 9). Stickt auf einem Stück Stoff die diversen Farbkombinationen bzw. vielleicht sogar verschiedene Stickdichten aus und entscheidet dann. So kann man die schönste Kombi auswählen, Ihr habt eine kürzere Stickzeit und Ihr könnt Euch die Farben auch gleich archivieren.

Wem diese Technik gefällt und gerne weitere Motive in dieser Art digitalisieren möchte, empfehle ich, sich Bücher zum Thema long- and short-stitch embroidery, bzw. silk shading oder needle painting zu kaufen. Es gibt im Handstickbereich eine Fülle von Büchern zu diesem Thema. Gute Vorlagen zum Thema Zeichnen gibt es auch im Zeitschriftenregal. Es werden diverse Zeitschriften mit Blumenmotiven etc. angeboten. Auch hier kann man sich gut orientieren, die Vorlagen einscannen und nacharbeiten. Übertragt die malerische Technik auf die Sticktechnik.

Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinem mehrteiligen Workshop “Vom Bild zum Stickmuster” begeistern. Wir haben unser Rosenmotiv in vier verschiedenen Techniken umgesetzt und jede Technik hat ihren eigenen Reiz. Es gäbe sicherlich noch mehr Möglichkeiten – Kreuzstich, Blackwork, etc. – aber ich möchte den Workshop nun damit abschließen.

Bis bald

Eure Andrea

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