Auf der Nadelwelt in Karlsruhe unterhielt ich mich eine lange Weile mit Brunhilde Scheidmeir und Fritz Jeromin über das Thema Ecoprint. Bereits im Vorfeld zeigte mir eine Freundin ihre Ergebnisse aus einem Kurs bei den beiden in Mannheim und ich war ganz bezaubert von den herrlichen Ergebnissen. Auf meinen Vorschlag hin hier im Bernina Blog über dieses Thema einen Bericht zu schreiben zeigten sich Frau Scheidmeir und Herr Jeromin begeistert und statteten mich bestens mit Fotos und Informationen zu dem Thema aus.
Seinen Ursprung fand der Ecoprint sehr wahrscheinlich 1999 durch die australische Künstlerin India Flint, die die hohe Färbekraft von Eukalyptusblättern entdeckte und nutzte und mit diesen und anderen Pflanzen direkt auf Natursfasern druckte. Sie nannte dieses Verfahren Ecoprint. Einige Jahre später, in 2008, veröffentlichte sie „Eco Colour“, das in der weltweiten Branche grosses Aufsehen erregte. Sie berichtet ausführlich, wie anhand von Blattlaub exakte farbige Drucke auf Naturfasern abgebildet werden können.
Brunhilde Scheidmeier und Fritz Jeromin haben sich dieses Themas mit einer intensiven Recherche und Weiterentwicklung angenommen und können somit den deutschsprachigen Bereich der Textilen Branche perfekt mit Unterlagen, Anleitungen und Schulungen versorgen.
Doch was genau ist Ecoprint?
Bei diesem Verfahren werden Stoffe mit Naturdrucken (Pflanzen) gebildet, wobei die Pflanze/das Blatt selbst den Abdruck auf die Stofffaser gibt.
Geeignet sind helle Naturfaserstoffe wie Wolle und Seide, aber auch die fürs Färben bekannten pfd-Stoffe. Diese Stoffe sollten dicht gewebt sein und eine glatte Oberfläche haben. Mecerisierte Baumwolle gibt wunderschöne Ergebnisse, Popeline und Satin ebenfalls.
Damit die Naturfarben gut an den Stoffen haften und auch fixiert werden, wird mit Beizen gearbeitet. Beizen sind in Wasser gelöste Metallsalze. Der Metallanteil geht eine Verbindung mit der Farbe und der Stofffaser ein, wirkt zugleich farbintensivierend und auch farbverändernd. Gearbeitet wird mit Aluminiumsulfat (Alaun), Eisen- und Kupfersulfat.
Als Vorbehandlung wird der Stoff leicht angefeuchtet, ausgewrungen und gelockert in das Beizbad gelegt. Nach entsprechender Einwirkzeit wird er erneut ausgewrungen und feucht auf eine plastikbezogene Arbeitsfläche gelegt.
Anschliessend werden die Blätter aufgelegt. Die Ergebnisse sind nicht voraussehbar, daher bleibt das Arbeiten spannend. Bei sehr dünnen Stoffen wie Batist oder Mull würde die Farbe durch alle gewickelten Lagen des Stoffes hindurchdrücken, daher wird in diesem Fall eine hitzebeständige Folie mitgewickelt.
Ja, es wird gewickelt. Und zwar deshalb, da die Pflanzen und Stofffasern einen intensiven Kontakt benötigen um klare Druckergebnisse abzugeben.
Herr Jermoin erklärte mir das Aufwickeln um einen Wickelkern. Hierzu empfiehlt er Abschnitte von nicht zu dicken Abflussrohren aus hitzebeständigem Kunststoff. Darauf, bzw dort herum wird der mit Blättern ausgelegte Stoff sehr straff gespannt und anschliessend mit festem Baumwollgarn oder Seidenperlgarn nochmals umwickelt.
Für diese Wickelverfahren gibt es diverse Techniken die zu entsprechend unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Die verschnürte Stoffrolle wird dann in einen Topf mit Siebeinsatz gegeben und einem Dämpfvorgang ausgesetzt.
Und dann kommt der spannendste Moment: das Auswickeln der Stoffe. Da sich rein gar nichts vorab planen lässt ist es immer wieder aufs neue überraschend, was nach dem Entfernen der Pflanzenteile, nach dem Waschen und Bügeln abgedruckt wurde.
Brunhilde Scheidmeir stellte mir ihre Stoffkiste hin und ich durfte einige Muster heraussuchen. Die Auswahl fiel immer schwerer, je tiefer ich griff. Jeder Stoff für sich ist einzigartig schön. Ihr Favorit ist momentan die heimische Esskastanie, doch wählte ich auch Eukalptus, Eiche und vieles andere aus.
Hier nun die Auswahl meiner mitgenommenen Stoffe :
Genaue Anleitungen, Kurstermine zu diesem Thema, sowie Mischverhältnisse zu Beizen etc können direkt über Jeromin/Mannheim erfragt werden.
Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig neugierig auf eine weitere Art der Stoffgestaltung machen. Was aus den mitgenommenen Stoffen wird, zeige ich im nächsten Bericht, die Idee ist bereits durchdacht.
Viele Grüße,
Jutta
Eine sehr spannende Technik, die ich mir auf jeden Fall näher anschauen werde. Ich habe gerade angefangen, mit Naturfarben zu experimentieren, der Ecoprint setzt da noch ein I-Tüpfelchen drauf.
LG
Siebensachen
Guten Morgen Siebensachen,
schau doch einmal in die aktuelle Ausgabe der “Patchwork Professional” 03/2012. Dort findest du einen ausführlichen Bericht über India Flint, die Mutter des Ecoprint.
Weitere Infos zum Naturdruck findest du auch auf ihrer Website:
http://www.indiaflint.com
und auch hier:
http://prophet-of-bloom.blogspot.com.au
Viele Grüße,
Jutta
Hallo Jutta,bin ab und zu Kundin bei jeromin und so auf deinen Artikel gestossen.Ich bin z.Z. auch von dieser Technik fasziniert und am Ausprobieren.Seit ein paar Jahren filze ich und versuche mich als Autodidaktin in der Oberflaechengestaltung wie deconstrukted …und auch Nunofilzen.Die Farben haben es mir angetan,wenn ich auch weder Malerin noch Handarbeiterin…war und werde.Lebe im griechischen Teil von Zypern.Vielleicht koennen wir ja in Kontakt bleiben.Ich habe einen mastercourse organisiert,auf den ich mich schon sehr freue.Direkt am Meer,das wird sicher sehr schoen fuer das internationale Team.Irit Dulman und Vilte machen ein gemeinsames Projekt und sie sind einsame Spitze.Schau da mal rein und auch bei mir auf FB…herzlich.Gabi Boehm
Vielen Dank für den Überblick zu dieser Technik. Wie schön, dass es diesen Blog gibt!!!!!! Immer wieder wird professionell gezeigt, was es alles gibt. Ich bin begeistert und danke Jutta Hellbach für die vielen verschiedenen Möglichkeiten, die sie hier zeigt, um Oberflächen zu gestalten. Und dass ich dann auch noch Ansprechpartner genannt bekomme, ist einfach genial. So kann ich mich entscheiden, ob ich tiefer in die Materie einsteigen will und kann mich ggf. gleich an die Fachleute wenden.
Und ich bin schon sehr gespannt, wie der feritge Quilt wohl aussehen wird…..
eine interessante Möglichkeit, Blätter und ähnliches nicht nur als Druckstock zu verwenden, sondern gleichzeitig als Farbgeber. Das bedeutet konkret: viel Lesestoff und austesten, um herauszufinden, welches Material welche und wieviel Farbe angibt, wie haltbar, licht- und farbecht sind diese Farbstoffe. Einen Verwendungszweck für die fertigen Stoffstücke herauszufinden stelle ich mir als das einfachste vor …