Kreative Artikel zum Thema Nähen

Deconstructed Screen Printing

Heute startete ich meine ersten Versuche mit einer neuen Drucktechnik: dem Deconstructed Screen Printing nach der Anleitung von Kerr Grabowski. Diese Technik ist auch unter dem Begriff „Breakdown-Printing“ bekannt.

Ausgangsbasis für diese Druckform ist das herkömmliche Siebdrucksieb – ein Holzrahmen, der mit Siebgewebe bespannt  und wasserfest ist. Desweiteren wird nicht mit Stoffmalfarben, sondern mit angedickten Procion MX Reaktivfarben gearbeitet. Hierzu wird idealerweise am Vortag aus Verdickerpulver und einer chem. Wassermischung aus Wasser, Urea und Calgon eine zähflüssige Masse bereitet.

Das faszinierende an dieser Technik ist, dass die Farbe nicht wie beim Thermofaxdruck als konstantes Motiv gedruckt wird und so unzählig oft repetierbar ist, sondern jeder Druck für sich ein Monoprint ist.  Sicherlich ist auch hier eine gewisse Formvorgabe möglich und teilweise sogar erwünscht, doch birgt jeder Druck einen Überraschungsmoment für sich.

Ich startete mit einer dicken Luftpolsterfolie als Motiv. Der Siebdruckrahmen wird mit der ebenen Seite (die Seite, die beim Druck auf dem Stoff zu liegen kommt) auf die Folie gelegt.;  dabei ist der zugeschnittene Luftpolsterbereich grösser als das Siebgewebe. Damit sich nicht zuviel Farbe zwischen den hohen Luftpolstern absetzt, lässt man vorab an allen „Pölsterchen“ die Luft heraus. Anschliessend wird das Sieb fest auf die Folie gepresst.

Das Procion MX Farbpulver wird vorab (Mundschutz verwenden) in einer kleinen Menge chem. Wassers verrührt und anschliessend mit Verdickerpaste zu einer druckfertigen Paste angerührt. Diese Paste wird in kleiner Menge auf den inneren tiefen Rand des Siebes gestrichen (Holzrand – nicht Siebgewebe) und mit einem Rakel über das Gewebe gezogen. Da dieses Siebgewebe im Vergleich zu den Thermofaxsieben komplett farbdurchlässig ist, dringt es unmittelbar auf die Luftpolsterfolie hindurch und hinterlässt auf der Unterseite des Siebes interessante Strukturen. Man kann ein- oder mehrfarbig arbeiten, indem man nach dem ersten Farbauftrag eine weitere Farbe hinzufügt und in das Gewebe einarbeitet.

Anschliessend wird der Siebdruckrahmen von der Folie gezogen und der Farbüberschuss auf dem wasserfesten Gewebeband entfernt. Die Farbe hat einmal auf dem Sieb ein tolles Muster, sowie auch auf der Folie Farbe hinterlassen. Der Farbauftrag auf dem Sieb muss vor dem Druck vollkommen trocknen. Zur Beschleuningung dieses Vorgangs kann man das Sieb mit dem Fön trocknen.

Damit sich der ganze Aufwand auch lohnt und der Stoff gleich verwendet und weiterverarbeitet werden kann, erstellte ich mir gleich zwei weitere kleinere Siebe, die sich thematisch ergänzten:

Der kleinere Siebdruckrahmen wurde auf die noch feuchte, mit schwarzem Farbüberschuss versehene Luftpolsterfolie gelegt – doch vorher brachte ich auf die Folie noch ein paar kleine aus Klarsichtfolie geschnittene Kreise auf. Anschliessend brachte ich wie vorher auf dem grossen Sieb nun eine Schicht rote Procion MX Farbe auf.

Nach dem Farbauftrag entfernte ich zuerst wieder die Luftpolsterfolie und anschliessend die Folienkreise.

Als drittes Sieb versuchte ich einen weiteren Tipp von Kerr Grabowski: ich legte ein Stück braunes Packpapier unter ein frisches unbenutztes Sieb und da das Motiv wieder zum Kreis passen sollte, positionierte ich zwischen Papier und Siebgewebe erneut ein paar Folienkreise. Anschliessend trug ich nochmals rote Farbe auf. Durch die Feuchtigkeit, die auf das Papier trifft, wellt es sich und erzeugt somit eine faszinierende neue Struktur.

Übrigens: auch gute Papiere lassen sich mit genau diesen Techniken und den angedickten Procion MX Farben drucken. So versuchte ich die überschüssige Farbe auf den Kreisen auf Papier aufzubringen, indem ich sie auf einen kleinen Bogen auflegte, leicht andrückte und schon fand der Farbauftrag statt.

Doch nun geht es endlich mit dem Stoffdruck los:

Bereit liegen alle drei vorbereiteten Siebe, ein Becher mit ungefärbter PrintPaste (Verdickerpaste) sowie unterschiedliche Rakel. Hier muss ich auch noch ausprobieren, welcher Rakel für welche Technik am besten geeignet ist. Noch ein kleiner Hinweis: Kerr Grabowski spricht bei dieser Drucktechnik (Farbe getrocknet auf Sieb) nicht von PrintPaste sondern von ReleasePaste. Die durchsichtige Masse löst nämlich mit jedem “Druck” einen Farbanteil, der sich momentan noch in getrockneter Form auf dem Siebgewebe befindet.

Noch ein entscheidender Hinweis:  ist der Stoff vorher gewaschen und in Sodalösung eingelegt worden und anschliessend getrocknet.

Ich druckte nicht nur mit der durchsichtigen Masse, sondern fügte hier und da auch etwas rote angedickte Procion MX Farbe hinzu. Da mit jedem Druck der Farbanteil auf dem Sieb und somit die Farbabgabe auf dem Stoff schwächer wird, kann man durch Hinzufügen oder Abschwächen tolle Nuancen setzen. Doch braucht es viel Übung und Experimentieren……

Hier meine ersten Ergebnisse:

Da die Stoffe, wie alle anderen mit Procion MX gefärbten Stoffe eine gewisse Einwirkzeit brauchen, schlägt man sie vorsichtig in Folie ein und lässt sie wenigstens 12 Stunden ruhen. Morgen früh werde ich vorab von Hand und anschliessend in der Waschmaschine auswaschen – und bin gespannt, was das Ergebnis sein wird.

Ein paar weitere Drucke habe ich noch angefertigt, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:

Die Rahmen sind für morgen bereits vorbereitet. Diesesmal habe ich die Farbe direkt mit dem Pinsel auf die Siebinnenseite aufgetragen. Hier kann man gezielter gestalten – oder aber sehr spontan und abstrakt arbeiten.

Ich bin gespannt, wie das auf Stoff ausschaut und werde es Euch sehen lassen.

Viele Grüße,

Jutta

So, wie versprochen sind nun hier erst einmal die ausgewaschenen Stoffe von gestern – die Farbe hat sich sehr gut gehalten, nur das Schwarz ist ein wenig verblasst, hier muss beim nächsten Versuch der Mengenanteil vom Procion MX Pulver verdoppelt werden.

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Kommentare zu diesem Artikel

4 Antworten

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  • Jutta Hellbach BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Elisabeth,

    im Artikel sind nun zum Ende hin neue Fotos hinzugefügt, die die gewaschenen Stoffe zeigen. Die Farben haben ziemlich gut gehalten, nur das Schwarz ist ein wenig verblasst. Hier muss beim nächsten Druckvorgang die Menge an Procion MX Pulver verdoppelt werden.
    Der mehrfarbige Stoff wird zu einer ArtBag verarbeitet, die ich bereits im Kopf habe.
    Den zweiten hatte ich auch für eine Tasche vorgesehen, da der breite rot gedruckte Rand als Futter vorgesehen ist.

    Bezüglich der Siebddruckrahmen gebe ich dir morgen Nachricht, ich bastel da noch an etwas.

    Viele Grüße,
    Jutta

  • Elisabeth BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Jutta!

    Phantastisch!!!!
    Werden die Stoffe dann in einem Quilt verarbeitet? Wo bekommt man die Rahmen?
    Wollte eigentlich nie solche Kurse machen. Doch irgendwie lockt so ein Beitrag doch zum Ausprobieren.
    Bin schon gespannt wie die Drücke nach dem Wäschen ausschauen.

    LG Elisabeth

  • Anette BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Jutta,
    habe beim 1. Durchlesen zwar noch nicht so ganz verstanden, wie diese Technik funktioniert, aber die Ergebnisse sind klasse. Sieht wunderschön aus, ich bin begeistert. Und ich bin immer wieder erstaunt, was es alles für Möglichkeiten gibt, Stoffe zu gestalten. Danke für das Zeigen!!
    LG
    Anette

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