Kreative Artikel zum Thema Nähen

Siebdruck Teil 2

Für eine neue Arbeit benötige ich grössere Mengen gedruckter Stoffe und habe daher zeitgleich fotografiert. Grund genug den zweiten Teil zum Thema Siebdruck nun einzustellen.

Beginnen wir einmal ganz von vorne. Zwischenzeitlich stapeln sich die Materialien nicht nur im Arbeitszimmer, sondern befinden sich an allen möglichen Stellen im Haus. Daher trug ich zum Drucken heute alle erforderlichen Dinge zusammen und packte sie für einen ersten Überblick auf die Arbeitsfläche.

Von links nach rechts finden sich: diverse Artikel zur Siebgestaltung wie Luftpolsterfolien in unterschiedlichen Grössen und Formen, Gummibänder, Verpackungsmaterialien wie Netzschlauch und Packpapier oder Seidenpapier, interessante Bastelvliese, Cds, Blanchiernetz, etc. Dann benötige ich Procion MX Farben in Pulverform (auch hier hat sich einiges angesammelt), Printpaste – auch Releasepaste genannt, grosse stabile Rakel die speziell zum Siebdruck mit den hölzernen Rahmen geeignet sind, Abklebeband, Kreppband, eine grössere Anzahl Siebdruckrahmen, pfd Stoffe, die ich bereits gestern in Sodalösung eingelegt habe und zwischenzeitlich durchgetrocknet sind.

Zum Farben anrühren und zum Vorbereiten der dazu benötigten Zutaten nehme ich Euch mit in die Küche.

Ein Bestandteil zum Anrühren von Farben und Printpaste ist Chemicalwater. Es wird mit Leitungswasser, Urea und bei sehr hartem Wasser zusätzlich mit Calgon angerührt. Urea/Harnstoff wird wegen seiner hohen Wasserbindungsfähigkeit als Feuchtigkeitsfaktor eingesetzt und verlängert somit die Fixierzeiten/Einwirkzeiten im Färbevorgang. Unsere Wasserwerte sind im mittleren Härtebereich, so dass ich auf Calgon verzichte und mische das Chemicalwater aus 1 Liter warmem Leitungswasser plus 9 Tl Urea an. Sobald sich das Urea gelöst hat, ist das Chemicalwater zur weiteren Verwendung bereit.

Desweiteren benötigt man zum Drucken in dieser Variante eine grössere Menge Printpaste/Release Paste. Sie wird aus einer fertigen Mischung Sodium Alginat „Verdicker“ mit Chemical Water angerührt. Mischungsverhältnis 1 Liter Chemicalwater plus 4-5 TL Verdickerpulver. Beim Anrühren mit dem Rührgerät oder dem Pürierstab unbedingt darauf achten, dass das Pulver langsam in das Wasser einrieselt und nicht löffelweise zugegeben wird. Man lässt diese fertige gelatineartige Masse am besten über Nacht im Kühlschrank ruhen, dabei lösen sich auch evtl entstandene Klümpchen. Wenn es schnell gehen soll kann die Printpaste aber auch schon nach einer Stunde verwendet werden. Im Foto sieht man im kleinen Gefäss eine vor einigen Tagen angerührte Paste, die homogener ist, im Vergleich zur gerade eben angerührten Paste. Desweiteren steht noch die Dose mit dem fertigen Verdickerpulver daneben.

Die Farbbasis für diese Drucktechnik wird aus ProcionMX und Chemical Water gemischt. Hierzu verrühre ich 2 TL Pulver mit 2 TL Chemicalwater. Bitte beachten: Mundschutz verwenden, denn sobald die Farbpulverdose geöffnet wird, beginnen die winzigen Partikel zu fliegen und können eingeatmet werden. Ich rühre mit einem Holzspatel solange in einem hohen Glas, bis sich sämtliche Farbpartikel gelöst haben.

Anschliessend giesse ich diese konzentrierte Farbe in eine kleine Menge Printpaste (ca. 3 EL) und verrühre erneut bis eine sehr homogene Masse entsteht.

Nun ist alles bereit – ich habe zur Siebvorbereitung rot, orange, sonnengelb, zitronengelb, magenta, violett, olivgrün, dunkelgrün, türkis, nachtblau sowie schokoladenbraun angerührt.

Bei der Rückkehr ins Arbeitszimmer fand ich eine meiner Katzen vor. Vielleicht schaut sie etwas vorwurfsvoll, denn schliesslich hatte ich ihren Lieblingsplatz mit Materialien belegt. Aber auf weicher Luftpolsterfolie liegt es sich auch nicht so schlecht.

Die Siebdruckrahmen habe ich, wie bereits im Siebdruckbericht Teil 1 beschrieben auf der Oberseite mit einem Streifen Kreppband, bzw. Ducktape beklebt und somit eine Farbauftragkante (engl. well) für die Innenseite des Siebes geschaffen. Weitere Umklebung oder Isolierung benötigen meine selbstgefertigten Rahmen nicht, da sie dreifach mit Bootslack versiegelt sind und weder Wasser aufsaugen, noch Farbe annehmen. Das ermöglicht ein zügiges und unkompliziertes Arbeiten.

Für die erste Druckvariante habe ich bei einem Teil der Siebe die Farbe mit unterschiedlichen Pinseln aufgetragen. Hierzu wurde das Sieb umgedreht (Oberseite zeigt nach unten) auf kleine Kunststoffplatten gelegt, damit es keinen direkten Kontakt zur Arbeitsfläche hat. Anschliessend malte ich mit dem Pinsel die Farben auf. Nach der Menge und Intensität des Farbauftrags richtet sich später auch die Anzahl der möglichen Drucke.

Eine zweite Farbauftragvariante bestand darin, unter das Sieb alle möglichen flachen Gegenstände zu legen, Farbe hindurchzustreichen und somit einen Motivabdruck des darunterliegenden Gegenstandes zu erhalten. Im Foto habe ich mit einer zusammengeknüllten Alufolie gearbeitet. Das Sieb wurde direkt auf die Folie gelegt, angedickte ProcionMX Farbe auf den Well gebracht und mit dem Rakel über das Gewebe gezogen.

Der Farbauftrag mit angenommener Struktur schaut dann so aus.

Je nach darunterliegendem Gegenstand kann dieser direkt entfernt werden, doch ist es manchmal auch interessant die Materialien auf der Siebrückseite in der Farbe am Sieb haften und trocknen zu lassen. So entstehen dickere und dünnere Farbkanten und machen den Druck interessanter.

Für ein variantenreiches Druckergebnis erstellte ich auf diese Art und Weise zwei Farbreihen Siebe.

Hier ist noch ein interessantes Ergebnis mit Luftpolsterfolie, Gummibändern sowie einer CD.

Und in diesem Sieb zeigen sich Salbeiäste und Rosmarinnadeln, sowie als Basis braunes Packpapier, das sich beim Farbauftrag leicht wellt und der Farbe eine gute Struktur gibt.

Die Farbe muss vor dem Druckvorgang hundertprozentig getrocknet sein. Ist dies der Fall kann es endlich los gehen.

Nun wird die durchsichtige Printpaste als Releasepaste genutzt, denn sie löst die getrocknete Farbe vom Siebgewebe und dringt in die Stofffaser ein.

Bei diesem Sieb sieht man sehr gut, dass die plakativen türkisfarbigen Mittelstücke in den ersten Drucken als „Reservierung“ fungieren und erst nach und nach Farbe abgeben. Spannend ist – und das ist es auch, was mich an dieser Technik so restlos begeistert – dass man nicht erahnen, noch planen kann, wie das Druckergebnis ausschaut. Nachfolgend nun die gedruckten Stoffe. Es schaut für den druckunerfahrenen Betrachter vielleicht ein wenig erschreckend und verwirrend aus, dass mehrschichtig und überlappend gedruckt wurde. Ebenfalls mögen die dunklen Farben ungewöhnlich erscheinen. Doch ist das Ergebnis nach dem Auswaschen der Stoffe immer ein anderes, milderes zumeist.

Zu dem Stoff mit rötlichen Kreisen ist noch anzumerken, dass ich bevor ich zum ersten Mal mit dem Rakel die Releasepaste über das Sieb zog, mit einer Einwegspritze Releasepaste im aufgemalten Muster aufspritze. Daher löste sich an diesen Stellen die getrocknete Farbe eher und wurde auch zuerst auf den Stoff abgegeben.

Zu guter Letzt schlage ich die Stoffe in die unter dem Stoff plazierte Folie ein und lasse sie über Nacht einwirken. Zum richtigen Auswaschen werde ich in einem der Folgeberichte schreiben.

Ebenfalls werde ich, sobald die Kollektion fertig ist, alle Stoffstücke hier im Blog in einer kleinen Diashow präsentieren.

Viele Grüße,

Jutta

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