Kreative Artikel zum Thema Nähen

Sehr alte Stoffe

Alte Stoffe sind nun einmal meine Leidenschaft.  So ein reinleinenes Tuch aus dem letzten Jahrhundert ist etwas Unglaubliches. Da sieht man, wie schmal gewisse Webstühle waren, die Unregelmässigkeiten des gesponnenen Garns, die Griffigkeit, auch nach Hundert Jahren noch.

Natürlich sind dann da gewisse fadenscheinigen Stellen. Und natürlich muss man bei der Verarbeitung solcher Materialien Einschränkungen mach. Heja, es ist einfach nur soviel Stoff vorhanden, wie man gefunden hat, davon noch ein gutes Teil unbrauchbar, wegen eben fadenscheinig, leicht brüchig und manchmal erlebt man da heftige Enttäuschungen. Neulich ein Küchenvorhang aus der Zwischenkriegszeit – wäre ein toller Stoff gewesen für ein Sommerkleid, aber er zerbrach nach dem Waschen buchstäblich in meinen Händen. Und es macht ja keinen Sinn, so etwas nur von Hand und ganz vorsichtig zu waschen, wenn ein Stück als Kleid getragen werden soll und zwar von Menschen, die gar nicht wissen, dass das Material so alt ist.

Die Konsequenz dieser Leidenschaft sind  Berge von alten Leinen- und Leinen/Baumwollestücken; viel Bettwäsche und Vorhänge und manchmal kleinere Teile, die höchstens noch für ein Kissen gut sind, aber immerhin dafür. Ich kann sowas nicht als Lappen verwenden! Geht nicht. Ich hab die alte Webstube vor Augen, in der es gemacht wurde, die Frauen, Männer und Kinder, die tagelang im Halbdunkel arbeiteten, fädeln, spulen, weben. Die Schweiz war wichtig in der Textilindustrie des 19. Jahrhunderts. Und wenn man so ein Stück anfasst, ist diese Geschichte mit drin. Klingt vielleicht jetzt ein bisschen kitschig, hat mich aber einfach schon mein halbes Leben fasziniert. Bitte sehr, jedem seinen Spleen.

Verarbeitet will es aber werden. Zunächst ist einmal das einfache Weiternutzen als Bett- oder Tischwäsche möglich. ich meine aus der Tagesdecke unten muss man nun wirklich nichts Neues machen. Und aus einem Leintuch können ganz en passant zwei Kissenüberzüge entstehen. Ich verrate euch etwas: Es schläft sich toll auf reinem Leinen! Im Winter warm im Sommer kühl – was will man mehr!

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Kommentare zu diesem Artikel

2 Antworten

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  • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    halli hallo,

    auch ich kann diese leidenschaft für allte textilien sehr gut nachvollziehen und habe etliche erbstücke liegen. ich habe diese kostbarkeiten bisher verwendet, um quilts daraus zu fertigen. sie regten mit geradezu dazu an!

    einmal war der auslöser ein seidenes schwarzes brautkleid der schwiegermutter meiner schwiegermutter, das mich dazu inspirierte, diesem teil der familiengeschichte nachzuspüren. in dem doppelseitigen quilt sind nur alte stoffe verwendet, unter anderem auch ein damast mit ornamenten aus der zeit des jugendstils.

    ein teils zerschlisssenes bettlaken integrierte ich in meinen quilt “warschauer kniefall”, der mit der ausstellung “tradition bis moderne IX” wandert . gestickte monogramme spielen hier eine weitere besondere rolle.

    in der von mir kuratierten und organisierten ausstellung “zeichen der zeit” ist beispielsweise eine arbeit von helene fischer vertreten, mit der sie die landung der alliierten in der normandie bis hin zum museum des friedens in caen thematisiert. auf altem leinen.

    geschichte auf und mit historischen textilien, das finde ich sehr stimmig, gerade auch in den fällen, in denen man, wie gabi oben im artikel schreibt, bei der verarbeitung gewisse einschränkungen machen muss. erhalten wir diese unglaublichen stoffe auf diese art noch eine weile!

    beste grüsse
    gudrun

  • Evmarie BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Frau Faerber,

    ich habe auch noch einige alte Bettlaken, Gegenschlagslaken (die wurden um eine Wolldecke gelegt und sind am oberen Rand bestickt) und auch Bettbezüge, die oben auf eine Öffnung haben, dort schaute dann die Steppdecke raus.
    Ich kann diese schönen Laken leider nicht so auf meinem Bett brauchen. Habe mir aber schon des öfteren Gedanken gemacht, wie man – gerade die Stickereien, Lochstickereien, Hohlsäume und auch Häkelarbeiten weiterverarbeiten könnte. Sie sind ja viel zu schade um im Schrank zu liegen.
    Ich bin da noch auf dem Weg – oder besser besagt, ich gehe damit schwanger – ich stelle mir vor, einen Quilt daraus zu fertigen. Die Stickereien halt als Blöcke, auch Leinen ohne Stickerei dann mit Redworkstickereien verschönern, oder evtl. die Nähte mit einem Zierstich zu betonen…..mal sehn was wird oder gut Ding braucht weile.

    Liebe Grüße
    Evmarie

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