Kreative Artikel zum Thema Quilten

Nikolausüberraschungen

Eigentlich hatten wir dieses Jahr ausgemacht, dass es keine Geschenke zum Nikolaustag geben solle – eigentlich.

Aber, wie es der Zufall wollte, bekam ich doch ganz bezaubernde Überraschungen!

Eine ehemalige Grundschullehrerin meines Sohnes hatte auf dem Dachboden geräumt und traumhafte Spitzen und Stickereien gefunden. Das konnte sie – zum Glück – nicht entsorgen! Und – zum zweiten Mal Glück – sie dachte, dass sie mir damit eine Freude machen würde und ich die Schätze noch verarbeiten könnte.

Sehr gerne nahm ich die Einladung zu einer Tasse Tee an, um „ein paar Spitzen, nicht viel“ bei der Dame abzuholen. Na, und dann zog sie aus einer grossen Tüte, dem Staubschutz, einige Kleiderbügel heraus, voll behangen mit handbestickten Deckchen und Spitzenborten und –börtchen,  ich hab’s echt in diesem Moment bedauert, dass ich meine Kamera ausnahmsweise nicht dabei hatte.

Wir analysierten die Schätze ganz eingehend, begutachteten Vorder- und Rückseiten, Stoffe und Garne, die Techniken und stellten Vermutungen an, wo die fein gearbeiteten Sachen einst verwendet worden sein könnten. Ich bekam noch die Geschichte der 1872 im Erzgebirge geborenen Grossmutter, die viele der hübschen Dinge gehandarbeitet hatte, liebevoll erzählt. Und ich steuerte mein fachliches Wissen bei und fiel von einem Ah! und Oh! ins andere.

Derweil wurde der Tee lauwarm, aber das war ganz egal. Frau T. zog immer weitere Schubladen auf, und: „Sehen Sie mal, was ich hier noch habe …“ – wir kamen von Hundertsten ins Tausendste. „Und jetzt warten Sie mal, Frau Heinz, jetzt hole ich noch was“, sie kam mit der Damenunterwäsche aus dem 19. Jahrhundert und dem Kinderkrägelchen mit Original-Etikett zurück, „ und das nehmen Sie jetzt auch noch mit!“

Also, wenn das keine Nikolausüberraschung war! Demnächst besuche ich sie noch einmal und werde meine alten, vor über 20 Jahren auf dem Flohmarkt erstandenen Stick- und Spitzenbücher mitnehmen und mich revanchieren. Weil sie sich auch für Zeitgenössisches interessiert, werde ich sie mit einer kleinen improvisierten Privatausstellung überraschen.

Auf Wolke 7 schwebte ich nach Hause – und dort erwartete mich mein Göttergatte mit einer Tüte. Die Nikolauspost!

Es ist nämlich auch am Nikolaustag eine Einsendung zu meinem Wettbewerb „Textile News: Langeweile. Boredom. Ennui.“ angekommen – und was für eine! Ein Bild kann ich aus verständlichen Gründen nicht veröffentlichen, aber derart kreativ – super! Alles, bloss nicht langweilig, ganz im Sinne der Ausschreibung, Langeweile als Auslöser für aussergewöhnlichste Ideen zu begreifen.

Ich möchte allen, die mit dem Gedanken am Wettbewerb teilzunehmen spielen, Mut machen, der Phantasie freien Lauf zu lassen. Der Spielraum ist viel grösser als man auf den ersten Blick meint.

Viel Freude an den Spitzen-Bildern, allen ein schönes Wochenende und einen frohen 2. Advent.

Fotos: Dr. Wolfgang Heinz

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Kommentare zu diesem Artikel

3 Antworten

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  • Rita Bigger BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Mamma mia, das ist die Wucht!Solche Trouvaillen habe ich auch in einer Truhe. Spitzen sind meine Welt. Ich bin in einem Stickerhaus in Degersheim( SG )aufgewachsen. Die Stickmaschine war noch vorhanden, funktionierte noch, als ich ein kleines Mädchen war.Sie wurde aber nicht mehr gebraucht. Ich habe viel von meiner Oma erfahren, wie die ganze Familie im Stickerlokal Heimarbeit verrichtete. Mit St. Gallerspitzen aufgewachsen, begleiten mich diese praktisch an jedem Tag. So gebrauche ich diese auch oft für meine Quilts. Ich mische da aber schon auch ganz moderne Techniken und baue einfach die Spitzen ein. Unter dem Motto: Einfach Spitze !

  • Ursula Gottschall BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Wow, was eine Pracht! Da ist man immer hin und her gerissen zwischen ‘das ist viel zu schön, um im Speicher versteckt zu werden’ und ‘das ist viel zu kostbar, um es im Alltag zu benutzen’ und schließlich der Tatsache, dass solche Schätzchen vielleicht gar nicht zum eigenen Einrichtungs- oder Kleidungsstil passen. Ach ja …

    Viele Grüße
    Ursula

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