Kreative Artikel zum Thema Nähen

Seidenkokons färben

Heute habe ich für ein neues Projekt ein bisserl experimentiert. Hauptbestandteil waren Seidenkokons.

Doch zuerst möchte ich gerne ein paar Sätze zum Werkstoff Seide als solchen schreiben:

Seide ist eine Naturfaser, die von einem Insekt, dem Seidenspinner produziert wird. Seine Raupe wird zwischenzeitlich bereits auf Seidenfarmen gezüchtet und erhält als Futter die Blätter des Maulbeerbaumes. Im Gegensatz zur Raupe frisst der Falter jedoch nichts, hat eine Lebensdauer von nur wenigen Tagen und legt ettliche hundert Eier. Nach 5 Wochen sind aus den Eiern fingerdicke weissliche Raupen erwachsen. In dieser Zeit hat sie sich bis zu vier mal gehäutet. Erst dann ist die Seidenraupe spinnreif. Die Spinndrüsen sondern die proteinhaltige Seidensubstanz ab, die an der Luft sofort zu einem Faden verhärtet. Durch geschickte Drehbewegungen des Kopfes legt sie Fadenwicklung um Fadenwicklung um sich selbst. So entsteht nach und nach der Kokon, dessen Seidenfaden bis zu 4000 Meter lang werden kann.  Die Seidenraupe verpuppt sich acht Tage nach dem Umspinnen und nach einer weiteren Woche schlüpft dann der Schmetterling. Doch um das hochfeine Seidengarn zu gewinnen werden die Puppen ca 10 Tage nach dem Einspinnen durch kochendes Wasser oder heissem Wasserdampf getötet. Gleichzeitig lassen sich durch das heisse Wasser die Fäden besser ablösen, man nennt diesen Vorgang abhaspeln – abwickeln. Diese werden dann zu einem festen Seidenfaden versponnen.

Die Bilder zeigen den geschlossenen Kokon (diese stammen noch aus einer vor einigen Jahren gekauften Materialpackung – zwischenzeitlich ist der Verkauf der „gefüllten“ Kokons in Europa verboten) und einen aufgeschnittenen – hier ist die getrocknete Raupe zu sehen.

Alle zwischenzeitlich erhältlichen Kokons sind bereits geöffnet und gesäubert, wie hier zu sehen ist:

Interessehalber habe ich einen Kokon mit heissem Wasser übergossen und eine Weile darin liegenlassen, um zu testen, wie gut sich im Vergleich zum trockenen Kokon die Fäden ablösen lassen. Tatsächlich ist es so, dass sich viele längere Fäden vom feuchten Kokon abziehen lassen – im Gegensatz zum trockenen.

Und da wir gerade dabei sind über die unterschiedlichen Fasern der Seide zu sprechen, möchte ich ganz kurz ein Produkt ansprechen, auf das ich in einem separaten Bericht ausführlicher schreiben werde: Silkpaper.

Die Fasern der Maulbeerseide eignen sich am besten hierzu, da sie fantastisch glänzt und feine schimmernde Ergebnisse bringt.  Auf diesem Bild sieht man rechts die unversponnenen Fasern der Maulbeerseide, links davon die Abfallprodukte der Seidenherstellung, den sogenannten Throwster’s Waste.  Ebenfalls zu sehen sind die Silk Rods, sie entstehen beim Abwickeln der Fäden vom Kokon.

Und hier sind zwei Beispiele, wie ich diese Produkte für ein Silkpaper verwendet habe.

Die Throwster’s Waste, sowie Silk Rods gibt es fertig gefärbt oder naturbelassen im Fachhandel. Die Farbauswahl ist schier unbegrenzt.

Doch nun gehts los mit dem Färben der Kokons. Seide ist eine Naturfaser und lässt sich hervorragend mit Procion MX Farbe färben. Üblicherweise gibt man zur verflüssigten Farbe Essig hinzu und nutzt auch eine Temperatur von 65°C zum Färben von Seidentüchern, Seidenstoffen (Meterware). Dies ist für meine Zwecke nicht nötig, da ich die Kokons für ein Exponat nutze, das nicht gewaschen werden muss. Ebenfalls kann ich sehr sparsam mit den Farbpigmenten arbeiten, da die Kokons die Farbe extrem schnell annehmen. Auch ist die Einwirkzeit stark gekürzt, zwischen 5 und 30 Minuten habe ich sie im Farbbad liegen lassen.

Meine Farbauswahl beschränkte sich auf naturbelassene Töne: Ecru, Olivgrün, Perlgrau, sowie Fuchsia.

Und kurze Zeit später schwammen die Kokons in unterschiedlichen Behältnissen, mit ein paar Farbabstufungen.

Einzelne Kokons habe ich marmoriert, damit der natürliche Charakter, den ich benötige besser zum Tragen kommt. Hierzu habe ich mit einer feinen Pipette eine winzige Farbmenge an den noch nassen eingefärbten Kokon getupft – die Farbe fliesst sofort, insofern muss minimalistischst gearbeitet werden.

Die Ausbeute kann sich sehen lassen. Die Kokons wurden nach dem Abgiessen über einem Sieb mit klarem kaltem Wasser gespült. Wie ich sie weiterverarbeite zeige ich bald, denn gerade kam das dazu benötigte Material mit der Post.

Übrigens: all diese tollen Artikel zum Herstellen von Silkpaper und auch Kokons gibts bei Jeromin in Mannheim – dem tollen Sponsor unserer Gemeinschaftsprojekte hier im Blog!

Noch ein kleiner Hinweis: die Herstellung von Silkpaper gibt es schon lange lange Zeit, ebenso das Färben und Verarbeiten von Kokons und den anderen im Artikel angesprochenen Produkten. Doch gibt es in unserem kreativen Fachbereich soviele Neuzugänge und Nachwuchs, dass man auch “bereits dagewesene” Produkte neu beleben und vorstellen soll. Dies sehe ich unter anderem als meine Aufgabe – neben allem persönlichen Innovativem.

Ein schönes Wochenende,

Jutta Hellbach

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