Wie ging es weiter mit den ersten Versuchen des Ecoprints?
Nach Anleitung und auf Rat von Fritz Jeromin setzte ich eine Lauge aus Eisen – und Kupfersulfat 1:1 gemischt in einem grossen Malerkübel an. Darin badete ich für eine Stunde die zuvor angefeuchteten Seidentücher. Sie nahmen durch die Metallsulfate eine leicht beige Färbung an.
Danach legte ich Schal um Schal auf die Plastikabdeckung die der Länge nach den grossen Esstisch bedeckte. Zum ersten Versuch positionierte ich Berberitze auf der Seide,
schlug den Seidenschal über die Länge zur Hälfte zusammen
und rollte ihn dann samt blättrigem und stacheligen Inhalt ganz fest auf ein Stück Kunststoffrohr. Bei diesen langen Stücken empfiehlt es sich zu zweit aufzuwickeln. Einer fasst das eine Ende des Seidentuchs und hält es gut fest, der andere rollt mit extrem hoher Spannung vom anderen Ende her die Seide auf den Rohrabschnitt. Es ist tatsächlich so, dass die Blätter regelrecht zwischen Tuch und Rohr gequetscht werden, doch braucht es diesen engen Kontakt für gute Druckergebnisse. Anschliessend wird das aufgewickelte Seidentuch ebenfalls sehr fest mit Seidenschnur umwickelt und verknotet.
Das zweite Tuch gestaltete ich mit Rosenblättern, den Blütenfortsätzen der Rose, die schon die grüne Hagebutte gebildet hat und auch dem Stempel der Mohnkapsel. Die restliche Mohnkapsel schnitt ich auf, verteilte auch diese Stücke und streute die darin enthaltenen Mohnsamen ebenfalls auf den Stoff. Bewusst kamen die Rosenblätter abwechselnd mit der Unter- und Oberseite auf dem Stoff zu liegen, da ich mit Positiv- und Negativdrucken experimentieren wollte. Auch dieses Tuch wurde wie oben beschrieben gewickelt und verschnürt.
Das dritte Tuch enthält rote Zwiebelschalen, Blätter einer Begonie und Scheiben der roten Zwiebel. Auch hier stand das Ausprobieren an erster Stelle. Dieses Tuch schlug ich stufenweise zusammen und legte zwischen jede zusammengeschlagene Lage eine Schicht Backpapier, damit jeder Druck für sich einzeln zu stehen kommt und nicht durch die dünnen Lagen der Seide komplett hindurchdrückt. Ein Zwischenfoto habe ich nicht gemacht, unten im Bericht sind die Endergebnisse zu sehen.
Nach 30 Minuten dämpfen im Kochtopf (Einsatz mit Sieb) kühlten die einzelnen Rollen aus, bevor ich sie öffnete und die Seide ausrollte. Schon hier ist der erste Farbübertrag im gewickelten Zustand sichtbar und es ist herrlich spannend, wie wohl die Stoffe im entwickelten Zustand ausschauen.
Beim Auswickeln schauen die Rosendrucke extrem dunkel aus. Und in diesem zusammengeknautschten Stadium zeigt sich noch gar nicht die wahre Schönheit der Farbübertragungen. Alle Blätter und Samen etc. werden entfernt, der Stoff in lauwarmem Wasser ausgewaschen und auf die Leine gehängt.
Beim Entwickeln der Berberitze war ich von den roten Farbtönen überrascht. Ich hätte nicht wirklich damit gerechnet. Bei diesem Seidentuch ging ich dem Tipp aus Brunhildes Buch nach und tauchte es nochmals für 10 Sekunden in die Eisen- Kupfersulfatlauge.
Sofort dunkelten die roten Färbungen in ein warmes lila nach. Im gesamten ist dieser Farbübertrag mehr eine Färbung als ein scharfer Druck, doch genau dafür mache ich diese Versuche.
Da mir persönlich die sehr dunklen, markanten Rosenblätterdrucke auf der vom Sulfat gelblichen Seide nicht so gut gefielen, färbte ich sie noch schnell mit einem Hauch von Procion MX in “Schieferblau” und einem Schuss Essig im Kochtopf nach. Das ging ganz schnell, länger als 5 Minuten lag das Seidentuch nicht im Farbbad und wurde anschliessend in kalten und nochmals in heissem Wasser ausgewaschen. Fixiert werden die Pigmente in diesem Fall durch den anteiligen Essig im Farbbad.
Heute morgen waren dann in der ersten Morgensonne alle drei Seidentücher getrocknet, anschliessend habe ich sie gebügelt und hier sind nun die fertigen, oder vorläufigen Ergebnisse:
Rosendrucke im Detail
Berberitze im Detail
Zwiebelschalen + Zwiebelringe der roten Zwiebel, sowie Blätter einer Begonie
Wie geht es nun weiter? Da Ecoprints auch überdruckt werden können, sprich, dieselbe Prozedur mehrmals durchlaufen können um ein vielschichtiges Druckergebnis zu bekommen, wie ich es auch oft im Siebdruck verwende, möchte ich den Berberitzenschal nochmals weiterbearbeiten.
Ebenfalls liegen hier 3 Bund farbige Seide vom Seidenhaus, Mareike Herberg, deren Materialien sicherlich auch einige von Euch kennen. Hiermit möchte ich ebenfalls den Ecoprint versuchen.
Bis zu nächsten Mal,
Jutta
Das sind wunderbare Unikate! Ich habe nur eine Frage: welche Menge Eisen- und Kupfersulfat nimmt man für den Ecoprint?
Hallo Siebensachen,
freut mich, dass Dir meine ersten Ergebnisse gefallen.
Grundsätzlich lassen sich auch umgekehrt zuerst eingefärbte Seidenstoffe ecoprinten, allerdings habe ich noch keine Erfahrung, inwiefern sich die Farben dann durch das vorherige Bad in der Beize verändern. Das werde ich auch einmal im Rahmen dieser kleinen Versuchsreihe testen und dann berichten.
Jutta
Ich bin sehr beeindruckt von den Ergebnissen! Besonders die schieferblaue Nachfärbung gefällt mir so gut . Könnte man das eigentlich auch umgekehrt machen: erst in der Flotte die Grundfarbe färben und dann den Blätterdruck?
LG
Siebensachen
Hallo Jutta
dies sind ja wirklich sehr schöne Effekte. Gefällt mir gut und ich werde meinen Garten nun mit anderen Augen betrachten. Viel Spass noch beim Experimentieren.
liebe Grüsse
Klothilde
Hallo Elisabeth,
ja, Seide und Berberitze. Und die Stacheln habe ich an den Zweigen belassen. Man muss nur beim Aufwickeln ein wenig drauf achten, dass man sich nicht sticht.
Lg
Jutta
Also Seide und Berberitze?
Hast du vorher die Stacheln entfernt?
Die Farben sind wunderschön geworden.
Gratuliere !!
LG Elisabeth
spannend! seit ich als studentin wolle mit naturfarben färbte, kenne ich diese faszination. mal sehen, was du, liebe jutta, noch in petto hast!
Wow, das sind ja super Ergebnisse, Jutta!
Bin schon neugierig wie es weitergeht!
Kreative Grüße
Linda