Nun, es gibt Dinge, die bekommt man nicht unbedingt im eigenen Garten, vor allem, wenn man im rauen Klima der Schwäbischen Alb wohnt, wie ich. Und es gibt Dinge, die bekommt man nicht als Einzelstück, sondern nur im Bündel. So ging es mir, als ich mich auf die Suche nach Eukalyptus machte. Dass Rottweils bester Florist mir davon besorgen konnte, davon war ich überzeugt. Dass er mir gleich dreierlei Sorten bestellte, fand ich noch viel besser.
So finden sich heute auf dem Gartentisch in ihrer ganzen Pracht die Sorten “eucalyptus parfifolia” ; “eucalyptus stuartiana”, sowie “eucalyptus baby blue” und sie duften herrlich.
Eucalyptus parfifolia zeichnet sich durch seine schmalen, länglichen Blätter aus
die Sorte Eucalyptus stuartiana trägt wunderschönes herzförmiges Laub
und der Eucalyptus baby blue ist bekannt durch seine fast runden und sehr festen Blätter
Warum ist nun der Eukalyptus so interessant für meine Versuche? Zum einen schmeicheln mir die unterschiedlichen Blattformen, zum zweiten ist der Farbübertrag beim Ecoprint sehr unterschiedlich, je nach verwendetem Stoff. Auf Wolle überträgt diese Pflanze in unterschiedlichen rot-orange Farbtönen, auf Seide gehen sie mehr ins orange-braun und auf Baumwolle werden die Ecoprints mit Eucalyptus eher dunkelbraun bis schwarz. So schreibt zumindest die unterschiedlichste Fachliteratur des Internets. Also mache ich mich nun ans Testen.
Doch zuvor ging es mir darum, den im vorletzten Bericht gezeigten Seidenschal, der mit Berberitze geprinted wurde zu verbessern. Hier nochmals ein Foto vom ersten Ergebnis:
In einem zweiten Anlauf habe ich den Schal in Kupferoxid gebeizt. Er wurde dadurch sehr grünstichig, mehr als mir lieb war, muss ich zugeben. Dann packte ich Blätter der Blutbuche ins Bündel, schnürte es, dämpfte es, rollte es aus und erhielt erahnenswerte Blattüberträge. Schon besser, doch nicht das, was ich wollte. Heute, nach einem Telefonat mit Fritz Jeromin weiss ich, dass einmal gebeizte Stoffe vielfach mit Blättern überdruckt werden können OHNE nochmaliges, vorheriges Beizbad. Die Stoffe speichern die Beize und geben sie bei jedem neuen Dämpfvorgang zum Farbübertrag ab. Gut zu wissen.
Hier ein Bild des Schals nach zweitem Druckvorgang:
Ich feuchtete den Seidenschal also lediglich mit Leitungswasser an, breitete ihn auf dem Gartentisch auf einer Folienunterlage aus, positionierte die Eukalyptusblätter und kleine feine Äste mit Blättern darauf,
schlug ihn wieder zusammen, schnürte das Bündel, wickelte es auf Anraten der Fachfrau Brunhilde Scheidmeir nochmals fester als zuvor und ab damit ins Dampfbad.
Die ätherischen Düfte, die in der Küche beim Dämpfen von Eukalyptus entstehen, sind grossartig für die Erkältungssaison, jedoch bei 35 Grad Aussentemperatur, trotz rauer Schwäbischer Alb, sind gewöhnungsbedürftig……
Und auch den zweiten Seidenschal, mit den feinen Zwiebelringen und der Zwiebelschale sollte noch einen zweiten Druck bekommen. Hier war es spannend zu sehen, wie auf einem noch relativ hellen Gewebe der Eukalyptus sich farblich überträgt.
Ich verteilte, wie zuvor, auf diesem Arbeitsstück die Blätter Abschnittweise, deckte die einzelnen Stufen mit Backpapier ab, damit sich der Farbübertrag nicht durch mehr als 2 Schichten des Gewebes verteilt. Auch dann wickelte ich die Seide um das Kunststoffrohr, schnürte hier die doppelte Menge an Seidenband und auch mit erheblich mehr Kraft als bei den ersten Versuchen.
Nach 30 Minuten dämpfen kühlten die beiden Seidenrollen aus, wurden entwickelt und ganz zarte feine Blattabdrücke zeichneten sich auf der Seide ab.
Der zuvor etwas grünliche Schal wurde insgesamt etwas goldener/bronzener und die Blattranken und einzeln verstreuten Blätter bilden sich in schöner Paralellität ab.
Zwischen den Zwiebelringen finden sich nun verspielte, zarte Eukalyptusherzen…..
an einem Schalende eine kleine Blattbordüre….
hier sieht man sehr gut, wie die extrem feste Verschnürung markante Linien in den Farbübertrag der zarten Blätter zwischen die bereits vorher gedruckten Zwiebelschalen gebracht hat…..
und beide Schals schauen nun folgendermassen aus:
Mal sehen, ob der rechte Schal in seiner Grundfarbe so bestehen bleibt – ich hätte nicht wenig Lust ihn in ein Farbbad zu geben und die Grundfarbe zu ändern…
Wenn meine Katze dann ausgeschlafen hat, kann ich auch die ersten Versuche auf der gestern vorgestellten Seide machen 😉
Bis bald,
Jutta
ps. und wenn zwischen geschriebenem Bericht und Veröffentlichung noch ein paar Stunden liegen ist ja eigentlich auch Zeit genug für einen kurze Sprung in den Farbtopf 😉 anbei derselbe Schal mit den Spitzen in einem weichen pink und der oberen Mitte in einem Muschelgrau, die beiden Mittelstücke sind farblich belassen worden. Farben, Procion MX mit einem Schuss Essig.
https://blog.bernina.com/de/2013/07/ecoprint-gar-nicht-sparsam/
https://blog.bernina.com/de/2013/08/ecoprint-frisch-gepfluckt-erfrischend/
https://blog.bernina.com/de/2013/08/ecoprint-das-seidenquartett/
Boaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh – ich bin vollkommen sprachlos! Ohne Worte! Genial gut!
Du setzt die Meßlatte sehr hoch an – und das bei den Anfängen!
Gratulation – ich bin richtig NEIDISCH!!!
Liebe Grüße Luitgard
N.S. Das “pinkige” – wäre genau MEIN Teil!
Hallo Jutta,
Bin begeistert. Ach hätte man doch nur mehr Zeit, seufz….
Grüße Andrea