Vor ein paar Wochen führte mich mein Weg zum Einkauf zu meinem Lederhändler, wo ich neben den üblichen Lederhäuten für Ledertaschengriffe diesesmal auch ein paar kleinere Häute wunderschönen farbigen Kalbsvelours, sowie naturbelassene und gefärbte Springbockfelle erstand.
Zwischenzeitlich ist aus dem ersten Springbockfell eine Tasche entstanden.
Doch zuvor möchte ich noch betonen, dass diese Springbockfelle keineswegs unter das Artenschutzabkommen fallen, sondern aus reinen afrikanischen Nutztierzüchtungen kommen. Im Gegensatz zur zwischenzeitlich abteuerlich entstandenen Mode, Kuhfelle mittels Farbdruck in Giraffe, Zebra und allerlei andere Wildtiere umzurüsten, bieten die Springbockfelle durch ihre natürliche Zeichnung gute Gestaltungsmöglichkeiten in der Weiterverarbeitung. Die Besonderheit des Springbockfells ist sicherlich die markante hochstehende Rückenlinie bei Wölbung des Fells. Doch dazu später mehr.
Kombiniert habe ich ein kräftig grünes Kalbsvelours (Echtleder) mit einem pinkfarbenen Springbockfell.
Zuerst fertigte ich einen schmalen Schulterriemen, längenregulierbar, an und arbeitete zum Verstellen der Länge entsprechende Metallteile ein. Diesesmal war die BERNINA 580 dran und nähte problemlos auch 4 Lagen Leder mit sauberem Stich. Der verwendete Nähfuss ist der Geradstichfuss # 53 mit Gleitsohle, das Nähgarn Polysheen von Amann Group Mettler.
Dann ging es ans Zuschneiden des Fells. Nie zuvor hatte ich damit gearbeitet und so wusste ich auch nicht, wie es so wirklich funktionieren würde. Relativ furchtlos schnitt ich also mit Rollschneider und Lineal die Teile für die Umhängetasche zu. Wenn man nicht im Frisörhandwerk tätig ist und noch nie Haare geschnitten hat, bekommt man spätestens jetzt ein Gefühl von einer Art “Kurzhaarschnitt”. Es ist unglaublich, wie dicht das Fell gewachsen ist und wieviele Haare mit einem solchen Schnitt herausfallen. Nächster Tipp: unbedingt den Staubsauger mit ins Nähzimmer nehmen und griffbereit halten!
Meine Bedenken, die ich Anfangs hatte, waren schnell hinfortgewischt – die Schnittkanten waren wirklich sauber und nicht ausgefranst.
Als aufgesetzte Aussentaschen wählte ich zwei Teile aus dem natürlichen Verlauf und Wuchs des Fells – besonders schön sind Elemente, wo der Haarwuchs dünner, dafür aber umso interessanter ist – wie dieser Wirbel hier:
Hier noch ein Bild der beiden eingefärbten Felle und der schönen natürlichen Zeichnung:
Wie üblich, verwendete ich nähfüsschenbreites doppelseitiges Klebeband um die Fellzuschnitte auf die Taschenaussenseiten aus Kalbsvelours anzuheften.
Und dann ging es ans Nähen – auch hier wieder absolutes Neuland für mich. Ich war mir nicht ganz sicher, wie die Haare reagieren würden: sich zusammenziehen und knubbeln, abstehen oder anderes? Da ich beim Nähen nicht unbedingt der Typ der Probeläppchen bin (in Sachen Farbe und anderer Nassmaterialien jedoch immer) nähte ich auch hier drauflos. Und siehe da – es ging wunderbar. Das Fell ist weich und lässt sich mit einer ganz normalen 80ger Nadel mit dem Velours zusammennähen. Worauf ich allerdings geachtet habe war, dass sobald sich nach einigen Stichen die Haare an der Kante verschoben, ich die Nähnadel versenkt lies und nur den Nähfuss anhob und so sprangen die Haare wieder in Wuchsrichtung zurück. Es ist im Grunde nichts anderes, als wenn sich Stoff unter dem Nähfuss verschiebt.
Beachten sollte man unbedingt jedoch die Wuchsrichtung der Haare und auch entsprechend mit dieser Richtung nähen, wie im nachfolgenden Bild gezeigt:
Und warum ausgerechnet Springbock, fragt man sich vielleicht? Kuhfell ginge doch auch – gibts auch in vielen Farben…..
Deshalb:
hier das zugeschnittene Fellstück aus Rückenlinie des Tierfells
und das passiert, wenn eine Wölbung auftritt:
ist das nicht sagenhaft schön?
Und so schaut nun die fertige kleine Umhängetasche aus:
Und hier noch zwei optische Details:
Es liegt noch eine zweite Variante vor mir, kommt Zeit kommt Gelegenheit zum Verarbeiten – doch hier schonmal ein kleiner Blick aufs Material: blauer Springbock und geprägtes, sowie gefärbtes Rindsleder – bewusst werde ich die Rückseite und nicht die schwarze Vorderseite wählen. Sobald auch diese Tasche fertig ist, zeige ich sie gerne hier:
Viele Grüße in ein schönes Wochenende,
Jutta Hellbach
Hallo Jutta !
Ich freue mich, dass ich heute Deine tolle Tasche bewundern kann.
So eine schöne Arbeit – die möchte wohl jeder gerne besitzen!
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Jutta,
wow, die Tasche schaut ja super aus, das Fell ist der Hammer!
Kreative Grüße
Linda
Liebe Jutta,
eine wirklich schöne Designtasche mit außergewöhnlichem Material.
Bin schon sehr gespannt auf die zweite Variante.
Liebe Grüße
Monika
Hallo Jutta,
da ist wiedermal eine außergewöhnliche Tasche in Deiner Werkstatt entstanden, einfach nur toll!
Liebe Grüße Birgit
Hallo Jutta,
Deine Tasche gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist mal etwas ausgefallenes und anderes.
Weiter so
LG
Silvia
Hallo Jutta sooo schön.Hast Du vielleicht einere genaue Anleitung Schnittmuster??Wäre toll.Ist das Leder mit Ledernadel genäht??Sicher noch Kostspielig?Bekommt man das Fell überall beim Lederhändler??LG Jacqueline
Hallo Jacqueline,
Springbockfelle bekommst du im ausgesuchten Lederhandel, am besten nutzt du die Suchmaschine im Internet um dort fündig zu werden. Preislich schaut es so aus, dass die naturbelassenen Felle pro Quadratmeter ca 65 Euro kosten und die gefärbten Felle pro Quadratmeter zwischen 75 und 90 Euro.
Genäht habe ich nur den Schulterriemen mit einer Ledernadel, alles weitere wurde mit einer 80ger Universal von Schmetz gefertigt.
Die Tasche habe ich schon in einigen Varianten genäht, zumeist aus Wollfilz, hier findest du die Anleitung dazu:
http://www.nadelundfarben.de/index.php/jutta-hellbach/archiv/122-bunte-sommertasche-aus-wollfilz
Viele Grüße,
Jutta