Kreative Artikel zum Thema Quilten

POP THE BAG

Die Handtasche – die beste Freundin einer Frau, Statussymbol und Spiegel ihrer Seele zugleich – ist Kult. Jede Frau hat – mindestens – eine, vielleicht sogar mehrere: für den Tag, den Abend, zum Reisen … Es gibt sie in unzähligen Variationen: chic, weiblich, geliebt, praktisch, abgetragen, winzig, schräg und schrill und aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt.

Diesem Kultobjekt widmet das Kaufhaus Printemps du Louvre in Paris derzeit eine kleine Ausstellung unter der Überschrift ‘POP THE BAG’. Man kombiniert Luxus-Shopping mit XXL-Arbeiten, den künstlerischen Visionen von sechs internationalen Künstlern zum Thema ‘Handtasche’, präsentiert zwischen all den einschlägigen Edel-Labels auf der vollen Länge des feudalen Etablissements.

Oben zum Beispiel ‘Sac Fragment’ von Gilles Cenazandotti (F), 400 x 300 x 120 cm gross und aus Plexiglas gefertigt, das …

… mit Recycling-Objekten bedruckt ist. Sein Werk stellt ein modernes und zugleich klassisches Sinnbild seiner Reflexion über die Welt dar.

Der Shop, direkt in der exklusiven Einkaufspassage unter der Glaspyramide im Hof des berühmten Louvre (Carrousel du Louvre) gelegen, wurde am 15. Januar 2014 neu eröffnet und offeriert, im Gegensatz zum Mutterhaus, dem Flagship Store am Boulevard Haussmann, hier nur ein auf Lederwaren, Kosmetik, Schmuck und Uhren beschränktes Sortiment.

Mit Ausstellungen wie dieser möchte man die Verbundenheit zwischen der Welt der Mode und der Welt der Kunst hervorheben, was sich angesichts der unmittelbaren Nähe zu einem der renommiertesten Kunstmuseen der Welt, dem Louvre, auch irgendwie anzubieten scheint – ganz abgesehen davon, dass Kunden in einer Art ‘Galerie-Atmosphäre’ für das Luxusangebot eventuell empfänglicher sind und ihre Bankkarten möglicherweise schneller und leichter zücken.

Der 1983 geborene polnische Künstler Kordian Lewandowski findet seine Inspiration sowohl in Figuren der Pop-Kultur als auch in klassischen Meisterwerken. In der oben abgebildeten Arbeit ‘Judith & Holofernes’ (200 x 105 x 73 cm ohne Sockel) verbindet er das Zeitgenössische geschickt mit der Vergangenheit. Die den Holofernes enthauptende biblische Figur der Judith, die als Verkörperung von Mut und Entschlossenheit gepaart mit Schönheit gilt, bildet das Sujet von vielen Werken der Kunst, Literatur und Musik. Lewandowski interpretiert Judith hier als Catwoman und Holofernes als Batman, beides Super-Helden des Comics. Das Geheimnis Judiths, das Haupt, befindet sich jedoch dort, worum es in der Ausstellung geht: in der umgehängten Tasche – Symbol für einen harten und furchtlosen Feminismus.

Direkt im Eingang zieht eine Gruppe von lebensgross-verfremdeten Tieren, ebenfalls geschaffen vom Korsen Gilles Cenazandotti, alle Blicke auf sich. Passanten bleiben stehen, umrunden die seltsame Szene und bringen ihre Smartphones in Stellung, um Photos von ‘Les animaux’ zu schiessen und abzuspeichern.

Tiger, Krokodil, Bär & Co. fungieren hier als Träger verschiedener Handtaschen und als Träger des unterschiedlichsten Plastik-Materials, Überbleibsel des Konsums im Überfluss.

Durch diese Inszenierung wird auf subtile Weise das komplexe Verhältnis von Mensch und Natur hinterfragt – in höchst eleganter kosumfreundlicher Umgebung.

Wer sich das Ganze – ich kann hier nur einen Teil zeigen – selbst ansehen möchte, hat dazu noch bis zum 3. März 2014 Gelegenheit. Ich jedenfalls konnte zu einer Kurz-Reise nach Paris nicht Nein sagen. Ein Textil-Event, L’aiguille en fête, war der eigentliche Anlass dafür und am letzten Wochenende war es dann soweit. Wir besuchten mal wieder die französische Hauptstadt …

In die Kunstsammlungen des Louvre selbst haben wir es diesmal zwar nicht geschafft, aber dafür dürfen sich alle Textilkunst-Begeisterten auf meinen Bericht über L’aiguille en fête freuen – à bientôt …

***

Info:

POP THE BAG
Le sac dans tous ses états

15. Januar – 3. März 2014

Ausstellung im
Printemps du Louvre
99 rue de Rivoli
75001 Paris (F)

www.printemps.com

Fotos: © Heinz family 2014

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Kommentare zu diesem Artikel

5 Antworten

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  • Jutta Hellbach BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Na, das lässt sich aber wirklich sehen – eine grossartige Performance!
    Und auch ich gehöre eher zu der winzigen Fraktion Frauen, die immer ihren Mann fragen: “Hast du Geld und Schüssel dabei – dann muss ich keine Tasche mitnehmen”.
    Auch wenn man es von mir vielleicht, als Taschen-Nähfreak, als letztes annehmen würde ;-).
    Viele Grüße,
    Jutta

  • Luitgard Möschle BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Wie ich Dich beneide! Paris – und dann noch Handtaschen, in diesen wunderschönen Formen!

    Ich denke, ich gehöre zu der Vielzahl der Frauen, die genau diesen Tick (u.a.) – den Handtaschentick – in großem Ausmaß und Formen hat!

    ….und wenn ich mich richtig erinnere, hattest Du sogar einmal eine, deren Innenleben nach außen gestülpt war. Das Innenleben ist nämlich auch nicht ohne!

    Danke – für diesen Bericht!

    Liebe Grüße Luitgard

  • Annette BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Guten Morgen Gudrun,
    auch wenn ich (vermutlich bin ich da die einzige Frau weltweit) geradezu eine Aversion gegen Handtaschen habe: Dankeschön für den wunderbar informativen Bericht! Vor allem das gelbe Tier (Raubkatze? Hyäne?) hat es mir angetan 🙂
    Liebe Grüße Annette.

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