Man wird sich vielleicht fragen, was ein Bericht über Drucktechnik – im speziellen nun Gelatinedruck – mit der Babywoche zu tun hat. Nun, das verrate ich Euch dann Ende der Woche, wenn ich das mit dieser Technik angefertigte Produkt veröffentliche.
Doch nun einfach mal ein paar Bilder, Eindrücke und kurze Erklärungen zum Gelatinedruck. Zuallererst: neu ist diese Technik überhaupt nicht. Es gibt sie schon seit einigen Jahren. Und wie arbeitet man überhaupt mit Farbe und Gelatine? Es gibt die “haushaltsübliche” Variante (dies ist wertfrei!) indem man sich aus Gelatinepulver in einem bestimmten Mischungsverhältnis eine eigene Druckplatte beispielsweise in einer Auflaufform (jede geschlossene Form mit hohem Rand funktioniert) herstellt.
Doch das spontanere Arbeiten ermöglichen die in den USA bei Gelli Plates von www.gelliarts.com, erhältlichen fertigen und haltbaren Druckplatten. Verkauft wird diese geniale Erfindung von Joan Bess und Lou Ann Gleason. Auf der Seite von den beiden finden sich auch unzählige sehr gut gemachte YouTube Videos. Das Reinschauen lohnt auf jeden Fall. Letztes Wochenende habe ich wieder einmal damit gespielt, einige Bilder von bedruckten Papieren sieht man auch auf meiner Facebookseite.
Sketchbook – und Scrapbookingfans werden von dieser Technik begeistert sein. Ebenfalls all diejenigen, die gerne in ihre Kollagearbeiten aus Stoff, Papiere integrieren.
Wie funktioniert nun dieser Gelatinedruck? Es ist wirklich kinderleicht. Gedruckt wird auf Papier mit jeder möglichen normalen Acrylfarbe. Für den Druck auf Stoff empfiehlt sich die ebenfalls zum Siebdruck geeignete Stoff-Acrylfarbe, die bügelfixierbar und somit auch waschbar ist.
Die fertigen Druckplatten gibt es in unterschiedlichen Grössen – ebenfalls ist eine tolle kreisrunde Platte erhältlich. Sie sind vernünftig in einer materialschonenden Verpackung untergebracht und werden beidseitig nochmals von einer Kunststofffolie geschützt.
Hier sieht man recht gut, wie elastisch das Material ist und welche Dicke es hat.
Die Platte liegt auf einer kunststoffbeschichteten Fläche. Dann wird sehr sparsam der erste Klecks Acrylfarbe aufgetragen, je nachdem mit wievielen Farben man arbeiten möchte, bringt man auch gleich eine zweite Farbe auf die Gel Platte auf:
Zum Auftragen kann man unter anderem einen Pinsel oder eine Rakel mit weicher Gummilippe verwenden, ideal sind jedoch die weichen Gummirollen von Speedball. Damit “verreibt” man die Farbe über die Druckplatte. Spontan entstehende Farbmischungen sind besonders spannend.
Um eine Struktur in den Farbabdruck auf Stoff oder Papier zu erhalten, bringe ich mit einem selbstgebastelten Stempel entsprechende Abdrücke auf die frisch aufgetragene Farbe auf der Gel Platte auf. In diesem Fall habe ich Filzunterlegscheiben für Möbel auf eine flache Acrylglasscheibe geklebt. Dieser Stempel nimmt an aufgedrückter Stelle ein wenig Farbe von der Platte weg und fertigt so anschliessend das Muster im Druck an. Papier, oder Stoff flach auflegen und mit der flachen Hand über die Fläche reiben. Je nach Druckintensität und selbstverständlich vorherigem Farbauftrag variiert der Farbübertrag und somit Druck auf dem aufgelegten Medium.
Für einen Farbwechsel zum nächsten Druck sprüht man mit einer handelsüblichen Sprühflasche kaltes Wasser auf die Gel Platte und entfernt die restliche Acrylfarbe.
Wie man dann weiter verfährt ist der eigenen Kreativität überlassen. Ich habe mich für ein kräftiges Petrol entschieden:
und um nun keinen komplett blauen Druck auf der ersten Papierseite zu erhalten, nehme ich ein zweites Papier und positioniere beide Papiere nun so, dass ich lediglich am Rand einen Druck erhalte: das zweite Papier ist nun stellenweise weiss geblieben und hat einen satten blauen Druck – das erste Papier wird nun bereits multicolor bedruckt sein.
So kann ich nun unendlich weiter spielen – mit Farben und Druckmotiven experimentieren – auch hier sind wirklich keine Grenzen gesetzt – und Vorsicht – es macht absolut süchtig!!!!
Ich finde es hier spannend und auch für alle, die noch nicht ganz so mutig im Experimentieren sind, mit dieser sehr einfachen Methode mal die eigenen Grenzen zu sprengen und sei es nur, wie hier zwischen diesen beiden Fotos zu überlegen – was könnte denn nun zu dieser Farbe noch hinzu passen?
Orange!
Niemals, würde vielleicht die Eine und auch Andere von Euch sagen – und ich sage – oh doch! Einfach ausprobieren:
Das Raster wird mit einem einfachen Farbabstreifgitter aus dem Baumarkt aufgebracht (ich liebe Baumärkte!):
Die sehr satt eingestrichene Farbfläche unterbreche ich mit ausgeschnittenen Papierstreifen und Papiervierecken, die ich direkt auf die Farbe auflege und positioniere darüber wieder alle drei vorherigen genutzten teilbedruckten Papiere:
Die Papierstreifen die hiermit als Reservierungstechnik dienen ziehe ich natürlich auch ab und werfe sie auf keinen Fall weg – wer weiss, wozu der eine oder andere Schnipsel passt.
Und am Ende habe ich ein paar wunderschöne Papiere, die ich zu den unterschiedlichsten Dingen nutzen kann.
Nachtrag 13.03.2014 noch ein paar Spielereien mit Figuren:
Gegen Ende dieser Babywoche wird es hierzu dann auch von mir den passenden Inhalt geben.
Und einige weitere Infos zum Gelatinedruck wird es dann in dem Bericht mit dem Thema “Drucken” unter der Rubrik “Materialien, mit denen ich gerne arbeite” hier im BERNINA Blog geben – diese Artikelreihe startet im Laufe des April 2014.
Herzliche Grüße,
Jutta
Nochmals hallo Jutta oder kann es an der Unterlage liegen die ich unter die Platte hatte.Was hast Du genommen ein Plastiktischtuch.Deine Unterlage sieht so dick aus.LG Jacqueline
Wie schon gesagt, kann ich das aus der Ferne nicht beurteilen. Ein Foto wäre hilfreich, wie vorhin schon angeboten.
Die Unterlage sollte aus Plastik sein, damit sich die Gelplatte gut davon abziehen lässt. Ob diese Unterlage nun 0,10 mm oder 10 cm dick, hart oder weich ist, spielt überhaupt keine Rolle, denn sie verändert die Oberflächenbeschaffenheit der Gelplatte nicht.
Gruss,
Jutta
Die Farben sollten auf der Platte GUT aufgerollt werden, und nicht mit einem Pinsel, sondern mit einer Gummiwalze, einer weichen. – Wenn die Farbe zu flüssig ist, DANN zieht sich die Farbe zusammen. Kann durchaus auch ein gewollter Effekt sein. – So lange die Farbe aufrollen (auf der Platte), bis sie dicht genug ist. Dann kann gedruckt werden. – Wenn mein Stoffstück nicht zu groß ist, mache ich den Druckvorgang umgekehrt, so, daß ich das Stoffstück AUF der Platte platziere und auf der Rückseite mit den Händen – oder auch mit einem Lappen – andrücke. Aber aus den vielen Videos ist dieser Vorgang sehr gut ersichtlich. Und die Firma hat auch eine HP UND einen Blog.
Gutes Gelingen – und viel Üben
Luitgard
(Was Du UNTER die Platte legst oder auf WAS Du die Platte auflegst, spielt überhaupt keine Rolle!) Das hat ja mit dem Druckvorgang an sich überhaupt nichts zu tun!
Hallo Jacqueline,
da ich leider kein Foto bekommen habe, kann ich nur weiter mutmaßen: wie Luitgard vorhin schon schreibt, kann es sein, wenn du mit den transparenten Pebeos drucken möchtest, dass diese zu flüssig sind. da funktioniert es nur mit verdicken. Hierzu gab es gestern bereits einige Infos im Blog.
Du schreibst, dass du gleich mit der größten Platte beginnst. Das ist natürlich deine ganz eigene Entscheidung, doch ist es tatsächlich viel einfacher mit der kleinsten Größe zu starten um sich einzuarbeiten, zu testen, zu experimentieren.
Auch hier gilt wieder, wie schon so oft zuvor: meine Artikel hier im Blog sind zum Neugierde erwecken, sie sind zwar trotz guter Bebilderung und auch Text nicht als detaillierte Anleitung zu verstehen. Diese vielen Infos sind nur in einem Kurs (kostenpflichtig) in der Weitergabe und direkten intensiven Betreuung der Teilnehmer möglich.
Wir Bloggerinnen tuen aus meiner Sicht unser Möglichstes um unsere Leserinnen zufrieden zu stellen, doch manches würde sogar hier die Grenzen sprengen. Ich bitte hier, liebe Jacqueline, um Verständnis.
Hallo Jutta ,habe die Folie entfernt.Farbe von setacolor gut verrührt.Danach mit Pinsel direkt auf die Gelatineplatte getan.Mit Walze dieselbe wie Du hast gerollt .Hat sehr schlecht gehaftet.Und teils wie zusammengezogen.Ca so viel wie oben auf Deinen Fotos .Habe aber die Grösste die es gibt.LG Jacqueline
Kannst du mir bitte an meine Email mal ein paar Fotos schicken, dass ich mir das anschauen kann?
[email protected]
Gruß,
jutta
Hallo Jutta habe soeben ausprobiert mit der Gelatineplatte zu drucken .Habe Pébéo setacolor genommen wohl die falsche die Farbe hat es richtig abgestossen.Habe ich die falsche genommen oder was falsch gemacht.Müsste ich eine andere statt setacolor nehmen.Würdest Du mir bitte helfen
Habe mit Setacolor schon gearbeitet, konnte die Farbe gut auftragen, verstreichen und abdrucken. Es ist schwer aus der Ferne zu beurteilen, welchen Fehler du machst.
Gruss,
Jutta
Jacqueline, hast du die beidseitige Schutzfolie von der Gelplatte entfernt?
Hallo Jutta
Ganz toll und inspirirend ist Dein Beitrag! Wir haben früher im Studium selber solche Platten gemacht, und dabei Gelatine kiloweise gakauft:-) Unsere Platten waren aber nur einige Tage haltbar.
Liebe Grüsse
Kasia
Für alle interessierten Leserinnen aus Deutschland gebe ich gerne auf private Anfrage die Bezugsquelle innerhalb Deutschlands weiter. Ich möchte gerne hier um Nachsicht bitten, dass solche Berichte nicht in Bezugsquellen-Informations-Wettbewerbe ausarten – schliesslich geht es hier um BERNINA Produkte. Danke für Euer Verständnis.
Viele Grüsse,
Jutta
Hallo zusammen habe unter Google herausgefunden wo man solche Platten bekommt.Sage nur Bastelprofi.ch LG Jacqueline
Hallo Jutta
Das ist ja alles so spannend!! Am liebsten möchte ich mich gleich in dieses neue Abenteuer stürzen. Vielen Dank fürs zeigen und ich freue mich schon auf die Fortsetzungen:)
silena
hallo Jutta finde diese Möglichkeit mit der Gelplatte toll. Wenn es jetzt noch die Möglichkeit gebe selbige in Deutschland zu bekommen, würde ich sofort damit arbeiten.
Gruss Gertrud
Liebe Jutta !
Das wird ja spannend, was Du uns da zeigst !! Und was da noch alles kommt !
Da werde ich wohl meine vielen Patchworkstoffe etwas aufpeppen.
Wie Andrea habe ich diese Druckmethode früher schon probiert mit den kleinen Glasplatten, die man damals für das Einrahmen der Dias benutzte.
Liebe Grüße
Wiebke
hallo liebe jutta,
wieder einmal präsentierst du eine spannende möglichkeit der gestaltung. es kommt darauf an, was man will. für einen seriendruck wahrscheinlich nicht die optimale lösung, aber für monoprints ist das verfahren stark! experimentieren ist das wort, auf dem hier der akzent liegt. gefällt mir sehr gut! bitte weiter machen!
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
selbstverständlich ist der Gelatinedruck ein klassischer Monoprint. Manchmal sieht man diese Dinge als so selbstverständlich an, dass man es zu erwähnen vergisst. Und ja, Seriendrucke gibt es logischerweise nur mit festen Druckstöcken, Stempeln, Sieben mit fixen Motiven. Allerdings liegt gerade in der Einzigartigkeit der einzelnen Drucke der besondere Reiz. Wie man die unterschiedlichen Drucktechniken dann miteinander verknüpft ist wieder ein anderes Thema. Auch hier sind unzählig viele spannende Möglichkeiten vorhanden. Und je weiter man sich in diese Materie vertieft, desto spannender wird es.
Viele Grüße,
Jutta
Hallo Gudrun,
natürlich kann man damit auch “in Serie” arbeiten! Das ist – aus meiner Sicht – kein Problem!
LG Luitgard
hallo luitgard,
natürlich kannst du auf diese weise auch serien anfertigen. aber ich meinte im gegensatz dazu den klassischen begriff, bei dem ein druck aussieht wie der nächste. wie ich schon schrieb, es kommt darauf an, was man will.
beste grüsse
gudrun
Hallo Jutta,
danke für Deinen Bericht – ! Ich finde sie einfach genial, ich übe auch schon einige Zeit mit diesen GelliArtsPlatten – und ich möchte sie nicht mehr missen! Ich finde, sie sind ein wunderbares “Spielzeug” – ohne das Abwarten, stockt die Gelatine oder etwa doch nicht ? – Oder die ganzen Schmierereien damit. – Und das dauerhafte dieser Platten, gefällt mir auch!
Mir gefällt Deine Neugierde – und wie Du das immer sofort angehst!
Liebe Grüße Luitgard
Das ist ja interessant. Ich werde es auch einmal versuchen. Danke fürs Zeigen.
Coole Sache und tolle Erklärung Jutta! In meiner Ausbildung haben wir alternativ auch mit Glasplatten von ausrangierten Bilderrahmen gearbeitet. Das geht auch sehr gut. Du inspirierst einfach, immer wieder neue Sachen auszuprobieren. Ich glaube, ich werde jetzt doch mal meine Airbrushpistole reaktivieren…
Liebe Grüße
Andrea
Auja, Andrea, mach das mal. Vielleicht wohnen wir ja bald so nah beieinander, dass wir endlich zusammen werkeln können.
LG
Jutta
Vielen Dank Jutta , sehr interessant..Herzliche Grüsse.
Au ja, mach das mal. Denn vielleicht wohnen wir ja bald so nah beieinander, dass wir endlich einmal zusammen werkeln können :-).
Lg
Jutta
Hallo Jutta, hallo Andrea,
da stelle ich doch eine Frage, die sich mir bereits vor 2 Wochen aufgedrängt hat: Mit “normaler” Gelatine und simplen Stoffmalfarben habe ich bereits experimentiert. Das Gelieren war kein Problem, aber angesichts der Entsorgung der Platte (derzeit beobachte ich gespannt, wie sie sich selbst “entsorgt”) stellte sich mir die Frage, ob eine Glasplatte nicht eine Alternative wäre.
Ist grundsätzlich bei Verwendung einer Gelatine- Gelly- bzw. Glasplatte ein Unterschied im Druckergebnis zu erwarten? Ich denke, dass meine Gelatineplatte irgendwie mit der Feuchte der Farbe interagiert; kann aber auch nur ein Gefühl sein. Hängt es vielleicht von der Art der verwendeten Farbe ab? Habt Ihr da Erfahrungen bzw. eine Einschätzung?
Danke und liebe Grüße Annette.
Ich denke, dass es schon ein entscheidender Unterschied ist, auf einem harten Untergrund (Glas oder Acrylglasplatte) oder einem weichen elastischen Untergrund (Gelplatte) zu drucken. Farbkanten reagieren differenzierter, Drucke verschwimmen oder werden exakter, je nachdem wie die Beschaffenheit des Untergrunds ist.
Je wässriger die Farbe ist, desto mehr verläuft sie auf Glas, bzw sammelt sich in Rinnsalen oder Tropfen, im Gegensatz zur Gelplatte, auf der sich selbst Acryltinte gleichmässig auftragen lässt.
Aber auch hier kann ich wieder nur raten zu testen.
Gruss,
Jutta