Kreative Artikel zum Thema Nähen

Stylische Ipad Hülle aus Kork

Von meiner Reise nach Portugal habe ich mir einige Meter Kork zur direkten Weiterverarbeitung in Taschen und Accessoires mitgebracht. Doch was ist Kork eigentlich für ein Material, wir kennen es höchstwahrscheinlich nur als Bodenbelag oder Flaschenkorken – hier nun eine kleine Korkkunde zur Einführung:

Als Kork bezeichnet man die Rinde der Korkeiche, die zumeist in den südwestlichen Mittelmeerländern, wie beispielsweise auch Portugal vorkommt.  Die Korkeiche wird ca zwölf Meter hoch, hat einen Stammdurchmesser von bis zu einem Meter und ist ein immergrünes Hartlaubgewächs. Sobald sie 25 Jahre alt ist, kann sie zum ersten Mal geschält werden. Die Rinde wächst dann innerhalb von neun bis zehn Jahren wieder nach. Korkeichen werden bis zu 300 Jahre alt, die Hälfte dieser Lebensdauer kann sie geschält werden.

Korkwälder sind ein natürliches Ökosystem. Sie zeichnen sich durch eine extrem hohe Widerstandfähigkeit aus, Korkeichen überleben sogar Waldbrände, geschützt durch ihre Kork-Rinde. Ebenfalls dient diese Rinde zum Schutz des Baumes vor Schädlingen, Austrocknen, Infektionen und auch Hitze. In Portugal und Spanien werden ca 1 Mio Hektar Korkeichen abgerindet, zusammen liefert das jährlich bis zu 300.000 Tonnen Kork. Das macht in etwa ¾ der Weltproduktion aus, davon ist Portugal mit 54 % der grösste Korkproduzent der Welt. Kein Wunder, dass das Material dort so populär ist.

Die Wälder der Korkeichen sind zudem Kulturlandschaften: diese Ökosysteme wurden vom Menschen geschaffen und aufgeforstet um zu hundert Prozent nachhaltig genutzt zu werden.

Kork ist ein regelrechter Allrounder, der niemals aufhört zu wachsen. Er dient uns Menschen in vielen Bereichen als zuverlässiger und auch innovativer Rohstoff. Er ist Allergiker geeignet und atmungsaktiv, umweltfreundlich und recyclebar, formbeständig, abnutzungsresistent und warm, feuerfest, robust und schalldämmend und und und…

Doch wie wird nun die geschälte Eiche zu dieser ganz dünnen Korkfläche, die sich prima weiterverarbeiten lässt?

Aus der Innenseite der Rinde werden beispielsweise Produkte wie Korken hergestellt, aus der äusseren Rinde, Bodenbeläge. Nur der innenliegende Teil kann zu Korkleder verarbeitet werden. Diese ca 15 mm dicken Korkplatten werden mit einem natürlichen Kleber zu grossen Platten dauerhaft verklebt. Und diese Schichten aus Kork werden mit sehr scharfen Messern (Klingen) extrem dünn geschnitten, aufbereitet und dann wie ein Puzzle aus Patchwork auf einen Träger aufgebracht. Diese Verarbeitung ist extrem aufwändig und höchst kostenintensiv.

Man spricht bei dieser Meterware von Korkleder und auch Korkhaut, dieser Begriff leitet sich aus dem portugiesischen „Pele de cortica“ ab. Dies ist genau dieses hochwertige Material, dass als dünne Haut verarbeitet worden ist. Es lässt sich fast wie Leder verarbeiten und ist zudem zart und weich wie eine Haut.

Jede Meterware Kork ist durch die natürliche und unterschiedliche Wachsung und Zusammensetzung in ihrer Oberfläche einzigartig. Ebenfalls werden seit einiger Zeit diese Lederhäute auch farblich bearbeitet.

Natürlich wollte ich nun meine freien Tage nutzen um dieses mitgebrachte Material zu testen und zu verarbeiten. Eine Weile lang bin ich drumherumgeschlichen und hatte dann heute Mittag eine Idee hierzu – da meine Tablethülle nicht mehr so schön ausschaut, könnte ich hierfür eigentlich eine neue nähen.  Im nachfolgenden Foto liegen rechts zwei Lagen Korkleder als Meterware und daneben ein dünner Wollfilz/Wollstoff von Kvadrad ®.

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Dann hatte ich die Idee, schmale Streifen aus dem Kork zu schneiden und miteinander zu verflechten. Aus der Meterware, von der ich am meisten eingekauft hatte, machte ich mir sogleich ein Muster. Und mit einem Packpapierstreifen ein ganz einfaches schnelles Schnittmuster passend zu meinem Ipad.

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Dann schnitt ich in der 50 cm Breite der blau eingefärbten Korklederhaut 3 cm breite Streifen. Im Kopf hatte ich die Hülle bereits fertig gedacht und benötigte das Flechtmuster diagonal verlaufend. Also brauchte es dazu eine erheblich grössere geflochtene Fläche.

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Streifen um Streifen flocht ich und ebenso kamen zwei schmale Streifen des hellen Wollstoffs hinein.

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Es ist wichtig, die geflochtenen Streifen eng und winkelgerade zusammenzuschieben, war gar nicht so einfach ist.

Nachdem die erforderliche Fläche zusammengestellt war, schob ich eine Lage Steam-a-Seam ® darunter, von dem ich vorab eine Papierseite abgezogen hatte. Somit erhielt die Fläche bereits etwas Halt, da das Steam-a-Seam ® leicht klebt. Sobald alle Streifen richtig platziert und ganz eng aneinandergeschoben sind, wird die Fläche umgedreht, auf das Bügelbrett gelegt und das Steam-a-Seam ® auf der Rückseite der Korkstreifen aufgebügelt.

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So sind nun alle Streifen fest miteinander verbunden, ohne genäht zu sein und können in Form geschnitten werden. Dazu legte ich den Schnittmusterstreifen der geplanten Iapdhülle diagonal auf die geflochtene Fläche, achtete darauf, dass alles passgenau positioniert ist und schnitt anschliessend mit Rollschneider und Lineal den gewünschten Streifen heraus. Die Reste hebe ich auf und werde sie sicherlich einmal für weitere Zwecke verwenden können.

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Nun überlegte ich, welche Farbe meine Ipadhülle zusätzlich aufweisen sollte. Dazu legte ich wahlweise ein dunkles anthrazit, ein wollweiss und ein petrol unter den Korkstreifen. Letztendlich entschied ich mich für die “dunkelhell-Variante” und schnitt den zuunterst liegenden anthrazitfarbigen Streifen auf die Gesamtbreite der Hülle zu, den hellen Wollstoff wenige Zentimeter schmaler. Der doppellagige Wollstoff inkl. der dickeren Flechtmatte dienen dem empfindlichen innenliegenden Gerät als ausreichend Schutz.

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Der helle Wollstoff bekommt ebenfalls eine Lage Steam-a-Seam aufgebügelt.

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Und auf diesen hellen Streifen wird nun die Korkflechtmatte aufgebügelt. Hierzu zieht man die zweite Papierseite des Steam-a-Seam ab und bügelt linksseitig auf. Bügeltemperatur Baumwolle.

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Nun kann die BERNINA 820 eingeschaltet werden. Ich wählte den Geradstichfuss #53 mit Gleitsohle und nutzte einen Reststreifen der Korkflechplatte als Muster auf einer Lage Wollstoff. Eine 80ger Ledernadel setzte ich ein und wählte ein dunkelgraues Polysheen von Amann Group Mettler. Dann war ich gespannt, doch liess sich das Material nähen wie Butter. Um dem Flechtmuster zusätzlichen Halt und Stabilität zu geben, nähte ich auch einige Reihen im Flechtmuster kantenbündig ab.

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Da dies alles sehr zufriedenstellend war, machte ich mich an das grössere Arbeitstück und verfuhr genauso wie beim Muster.

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In der Nahaufnahme sieht man nun die Dichte des Flechtmusters und die angebrachten Nähte.

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Im nächsten Arbeitsgang muss das Steam-a-Seam auf der Rückseite des hellen Wollstoffs entfernt werden. Nach gefühlten 2 Stunden war alles runter. Und das zahnarztähnliche Werkzeug aus dem BERNINA Nähmaschinen”Chätschle” tat mal anwenderfremde – doch umso freundlichere Dienste.

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Ein paar letzte Schritte noch, dann ist die kleine Hülle schon fertig: die letzte Lage dunklen Wollstoffs wird nun noch unter die beiden oberen Lagen angebracht. Hierzu wird erneut positioniert und kontrolliert ob auch alles winkelgerade ist, dann werden die beiden oberen Lagen auf die Unterseite aufgenäht. Da die Flechtmatte aus Kork sehr sperrig ist, brachte ich grosse Büroklammern an beiden Seiten der Hülle an und konnte sie somit ganz einfach und bequem an beiden Längsseiten absteppen und die oberen und unteren Nahtenden gut sichern.

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Fertig ist sie nun, die neue Ipadhülle aus Korkleder.

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Herzliche Grüße,

Jutta Hellbach

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Kommentare zu diesem Artikel

13 Antworten

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  • Renate K. BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Achtung, liebe Jutta, Deine Hülle bekommt Konkurrenz!
    Der Deckel meines iPads sieht nach einigen Jahren intensiven Herumgeschlepps nicht mehr so taufrisch aus. Jetzt habe ich ihm ein Gwändli aus Seide genäht (nur dem Deckel, nicht dem ganzen Gerät). Es ist einfach ein mit dünner Vlieseline verstärktes Stoffstück, zur Tasche genäht und auf der komplizierteren Seite von Hand geschlossen.

    Danke schön für Deine aparten Vorbilder, Renate.

  • Christina BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Jutta,
    die Hülle sieht super aus – echt klasse!
    Ich versuche mich auch gerade an einer Laptoptasche aus Kork. An sich ist das Material wirklich nicht so schwer zu verarbeiten. Allerdings sieht die Naht mit einem 3fach-Geradestich beim Absteppen nicht so schön aus. Gerade hinten sieht es irgendwie komisch aus.
    Ich verwende eine 90er-Ledernadel und habe bereits mit den Fadenspannungen gespielt. Vielleicht hast du noch einen Tipp, wie ich das Abgesteppte noch schöner hinbekomme.

    Lieben Dank schon mal!
    Viele Grüße,
    Christina

    P.S.: Die ersten beiden Bilder zeigen die Naht von unten und das dritte Bild ist die Naht von oben.

  • KasiaHanack BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Jutta

    WOW! Sprachlos bin ich! Deine iPad-Hülle sieht sehr edel aus, und ich bin absolut begeistert wie Du das Material verarbeitet und eingesetzt hast. Ich experimentiere auch gerne, aber Dein Mut und Deine Fantasie neues einzusetzen habe ich nicht. Ich könnte mir diese Idee als Tischsets oder andere Taschen gut vorstellen. Gerne würde ich auch mit Kork “spielen” wollen. Wenn Du eine Bezugsquelle gefunden hast, gib uns bitte Bescheid. Bis dahin Danke für die Inspiration!
    Liebe Grüsse
    Kasia

  • Jutta Hellbach BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Merci vielmals für Eure Komplimente. Ich habe mir das Teil heut morgen auch aufs Neue angeschaut und finde es immer noch sehr gelungen. In jedem Fall werde ich es benutzen, was nicht immer der Fall ist. Sandra, ich kannte das Material auch nicht, erst als ich diverse Taschen in Touristenshops sah, fragte ich danach. Und wenige Stunden später hatte ich die ersten Meter schon eingekauft. Ich versuche mal, eine Bezugsquelle in Deutschland herauszufinden, denn auch hier ist das Material in der Verarbeitung nicht neu.
    Liebe Grüße,
    Jutta

      • Jutta Hellbach BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

        Hallo Julie,
        das Material wird ab ca. übernächster Woche über mich zu beziehen sein, es gibt dazu dann nochmals eine Info und zwar über meine Facebookseite. Wenn du gelegentlich darauf schaust, wirst du es schnell erfahren.
        Viele Grüße,
        Jutta Hellbach

        meine FB Seite ist öffentlich und du findest sie, wenn du auf mein Autorenprofil hier im BERNINA Blog klickst und auf den FB Button drückst.

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