Für das Zusammenfalten von Hemd und Hose hat jeder seine eigene Technik – und wenn man es gut genug macht, kommt die Kleidung auch ganz glatt wieder aus dem Koffer. Bei Hemd und Hose werden Falten nämlich nicht gerne gesehen, wenn sie anderswo sitzen als gedacht – so wie bei Plisseeröcken, die seit den 1950er Jahren für artig dekorative Weiblichkeit stehen oder der scharfen Bügelfalte, die nach wie vor Akkuratesse beweist. Aus einer Zeitungsseite kann sich jedes Kind einen Hut falten und in wenigen Schritten wird aus einem simplen Stück Papier ein Flugzeug. Wer einen Liebesbrief verschickt, faltet das Papier, so oft, bis es in den Umschlag passt. Und der Empfänger nähert sich den Küssen zwischen den Seiten, indem er Kante um Kante wieder aufklappt.
Gefaltet wird überall auf der Welt und in nahezu allen Lebenslagen. Und doch ist es ein recht verborgenes Thema – denn kaum jemand ist sich bewusst, wie oft man selbst mit Knicken und Falten, mit der Technik und ihren Ergebnissen zu tun hat.
In der ungegenständlichen Kunst war die Faltung von Beginn an ein wichtiges Thema und zugleich auch eine zentrale Methode: Die Aufgabe der Zentralperspektive im Kubismus und später im Konstruktivismus führten sowohl in der Malerei als auch in der Plastik zu zerlegten, mit Kanten und Brüchen versehenen Objekten.
Gefaltet wird bis heute in der Kunst nicht nur mit Papier oder Textilien, sondern auch mit Metall, Plastik und Keramik – bis hin zur Leinwand. In der Fotografie und im Film spielt der reproduzierte Knick als illusionistische Täuschung eine grosse Rolle.
Das Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt eröffnete am Samstag, den 8. November 2014 mit einer grossen Art and Beat Kunstnacht die Ausstellung ‘Einknicken oder Kante zeigen? Die Kunst der Faltung’, in der vor allem zeitgenössische Positionen im Zentrum stehen, die Faltungen verschiedenster Art zum Thema des Werks machen und damit Grundfragen der konkret-konstruktiven Kunst berühren.
Bislang gab es noch keine Museumsschau, die so umfänglich die jüngsten Entwicklungen zu diesem Thema darstellt. Über 40 internationale Künstler sind mit Malerei, Skulptur, Video und Fotografie im Museum für Konkrete Kunst vertreten – und zeigen überraschende, sinnliche, technische oder auch komische Aspekte der Faltung. Eigens für die Ausstellung entwarf Katja Strunz eine grosse Wandinstallation und Terry Haggerty realisierte ein neues Wandgemälde von mehr als zwanzig Metern Länge.
Ab März 2015 wird die Ausstellung in leicht veränderter Form im Kunstraum Alexander Bürkle in Freiburg zu sehen sein. Ein reich bebilderter Katalog mit mehreren Essays und vielen Künstlerstatements ist erhältlich.
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Info:
9. November 2014 – 22. Februar 2015
Einknicken oder Kante zeigen? Die Kunst der Faltung
Museum für Konkrete Kunst
Tränktorstrasse 6 – 8
85049 Ingolstadt
Infos und Fotos vom Museum zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank!
halli hallo,
ich bin wieder im lande und freue mich sehr über dein feedback, liebe annette.
ich sehe meine ausstellungstipps nicht nur als informationen, sondern auch als impulse, als inspirationen, als auch mal über den tellerrand-hinaus-schauen, als kleinen pieks für die eigene kreativität, als um-die-ecke-denken, als mit-anderen-augen-sehen, als anfänge von eigenen ideen, als wieder- oder neuentdeckungen, als augenfutter, als perspektivwechsel, als mutmacher, als unterhaltendes beiwerk … ich hoffe, ich konnte neugier wecken.
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
ich hatte gehofft, dass dieser Dein Beitrag von berufenem Munde kommentiert wird 🙂
Dankeschön wieder einmal für die ganze Arbeit, die Du Dir mit Deinen Blog-Beiträgen machst, auch wenn ich mich diesmal schon etwas überfordert fühle… Da gehe ich jetzt nicht näher darauf ein.
Habe viel gegoogelt und so doch einiges begriffen. Und: Meine, warum auch immer, verformten Origami-Kugeln sehe ich jetzt natürlich mit anderen Augen und werfe sie nicht einfach weg. Hier ein Beispiel, diese ist vom Hängen müde…
Liebe Grüße Annette.