Gestern war es endlich soweit: Pünktlich um 21 Uhr hiess es “Welcome to the shows”, womit die Mercedes-Benz Opening Night feierlich eröffnet war. Die Ränge waren gefüllt, es blieb kein einziger Stuhl unbesetzt, und als ich mich unter den Besuchern etwas genauer umsah, wurde schnell klar, dass es sich um ein anspruchsvolles und fachkundiges Publikum handelte – ich habe nicht eine einzige, winzige Modesünde entdeckt. Das Trendbewusstsein und Fashion-Know-how bewegte sich somit auf einem hohen Level. Ich hatte mich am Ende des Laufstegs platziert, zusammen mit vielen (sehr vielen) anderen rasenden Reportern – aber unter den Schreiberlingen und Kameraleuten herrschte ein kollegialer Ton, was die Sache angenehm machte… man hatte ja schliesslich dasselbe Ziel: schöne Bilder von schönen Menschen in schönen Kleidern. Und so sah er dann aus, mein Platz an der Sonne:
Vier internationale Labels und ein Special Guest stellten zum Auftakt ihre neuste Kollektion vor. Die Berliner Designerin Leyla Piedayesh hatte mit ihrem Label “lala berlin” als Erste die Ehre. Ihre Frühjahr/Sommer 2015 Kollektion mit Namen “Illusion – Delusion” zeigt vor allem sanfte Farben in Rosé, Hellblau und Beige in Kombination mit Schwarz, teils mit dezenten Prints von Wüstenblumen. Denn die Wüste und das Nomadentum waren ihre Inspiration, wie die Designerin selber sagt. Sie ist übrigens eine der wenigen Berliner Designerinnen, die es geschafft haben, sich mit ihrer femininen und elegant-unkonventionellen Mode auch im Ausland einen Namen zu machen.
Weiter ging es mit der Türkischen Designerin Gül Agis und ihrem Label “Lug von Siga”. Das erst seit 2009 bestehende Modelabel aus Istanbul wurde vor allem durch seine klaren Linien, neutralen Farben und aussergewöhnlichen Prints international bekannt. Gül Agis versteht es, dem heutigen “Clean Chic” einen gewissen orientalischen Touch zu verleihen und der modernen Weiblichkeit ein neues Selbstverständnis zu geben.
Nach so viel Frauenpower wurde es Zeit für ein wenig Männlichkeit! Julian Zigerli heisst der 30-jährige aufstrebende Zürcher Designer, der sogar Giorgio Armani höchstpersönlich bereits aufgefallen ist und daraufhin kurzerhand zur Mailänder Modewoche geladen wurde – Ehre, wem Ehre gebührt. In seiner Sommerkollektion 2015 zeigt er kräftige Farben und ausgefallene, technische Stoffe, die den Mann von heute einkleiden sollen. Dass seine Kollektion nicht massentauglich ist, wurde mir schnell bewusst, als die ersten männlichen Models über den Laufsteg schlurften. Aber das sei auch nicht sein Ziel, wie der Designer selber aussagt. Und wohl auch der Grund seines Erfolges!
Das vierte Label, welches präsentiert wurde, hatte den wohl aussergewöhnlichsten Namen: “Bibhu Mohapatra” heisst der Designer, der in Indien geboren wurde und heute in New York lebt und arbeitet. Sogar die First Lady Michelle Obama trägt “Bibhu Mohapatra”-Kleider. Und in seiner Mode fühlt sich wahrscheinlich jede Frau wie eine Nummer eins, denn seine Mode glänzt durch die perfekt auf den weiblichen Körper abgestimmten Schnitte in wunderschönen Stoffen und Farben. Elegante Roben wirken so leicht wie nie, ohne overdressed zu erscheinen. Aber trotz seines Erfolges hat der sympathische Designer seine Wurzeln nicht vergessen: Um die traditionellen Webereien in seiner Heimat in Indien zu unterstützen hat er eigens eine Kollektion aus handgewebter Seide kreiert.
Die letzte Präsentation gebührte niemand geringerem als dem Label “Max Mara”. Die Italienische Designermarke zählt zu den grössten Damenmodenherstellern und ist bereits seit den 50iger Jahren im Geschäft und seither stetig gewachsen. Inzwischen zählen 35 Marken zu der Max Mara Fashion Group, das Unternehmen bleibt jedoch in den Händen der Familie Maramotti. Die neuste Kollektion der Max Mara Designer bleibt seiner Linie treu: erdige Farben, wie Braun, Beige, Camel, gepaart mit etwas Gold und Lackschwarz. Die Rocklänge bis Mitte Wade erscheint mir zunächst etwas konservativ, aber immerhin wurde sie konsequent durchgezogen und wirkt daher wie ein klares Markenstatement. Die langen und eleganten Abendkleider krönten den Abschluss und machten den Abend damit zu einem gelungenen Auftakt in eine interessante, bunte Modewoche.
Am Samstag bin ich wieder in der Mission “Fashion & BERNINA” in Zürich unterwegs für Euch. Ich freu mich schon drauf 🙂
Bis dahin, viele Grüsse, Eure Annett
Liebe Ingrid,
ist sehr gern geschehen! Ähnliche Erfahrung habe ich übrigens auch gemacht: weder mein Mann noch meine Kollegen möchten, dass ich Ihnen eines der schicken Teile mit bringe, wenn ich Samstag wieder vor Ort bin…. ich verstehe auch nicht, wo das männliche Problem liegt, ein oranges Strick-Ensemble zu tragen ;-). Wir Frauen sind da irgendwie viel mutiger, oder? In diesem Sinne, einen herzlichen Gruss von Annett 🙂