Gleich zwei Ausstellungen zum Thema ‘Wasser’ zeigt die in den Niederlanden aufgewachsene und seit 1962 in der Schweiz lebende und arbeitende Textilkünstlerin Grietje van der Veen im März 2015. Noch bis zum 26. März 2015 läuft die Einzelausstellung ‘Aus Wasser ist alles’ in der Münchner Galerie Quilt Et Textilkunst.
Ab dem 20. März 2015 ist die Schweiz dran: Die Galerie JetztOderNie in Flüh präsentiert die Gruppenausstellung ‘Wassser’, an der neben Grietje van der Veen (textile Werke) Karola Stettler (Malerei), Irène Brodmann (Malerei) und Christine Schäfer (Bilder aus Wolle und Seide) beteiligt sind.
Seit vielen Jahren ist ‘Wasser’ eins der Themen, die Grietje van der Veen immer wieder aufgreift und weiterentwickelt. Begonnen hat es mit ‘The Thin Red Line’, einer Arbeit, die die zunehmende Überfischung der Tiefsee thematisiert.
Dazu gehören die beiden Lamellibracchias, riesige in grosser Meerestiefe lebende Röhrenwürmer, dargestellt durch umwickelte Schnüre.
Nach einer kurzen Periode, in der die Schönheit der Wasserlandschaft im Mittelpunkt stand, verschiebt sich der Fokus ihres Interesses mehr und mehr auf den Einfluss des Menschen auf die Umwelt, sei dieser positiv oder negativ. Heute prangert sie in ihren Arbeiten die Verschmutzung der Flüsse und Meere an, legt den Finger auf offene Wunden: Saures Minenwasser, das ungefiltert in Bäche und Flüsse geleitet wird, defekte Ölplattformen und gekenterte Schiffe, die tonnenweise Öl ins Meer spülen.
Für diese Serie färbt sie ihre Stoffe selber, teilweise über Eiswürfeln. Das völlig überraschende und öfters chaotische Resultat bildet die Grundlage für die Darstellung von verschmutzen Gewässern.
Nur wenn nötig, wird weiter bedruckt, entfärbt oder gerostet. Schönheit ist in dieser Serie ist nicht angestrebt. Eher sollen die grellen Farben die Gefahren für die Natur demonstrieren.
Zurzeit arbeitet sie an einer Serie doppelseitiger Werke. Auf die mit Eiswürfeln gefärbte Baumwolle werden Seidenreste in ähnlichen Farben gelegt und von Hand mit Vorstichen befestigt. Die Werke können frei im Raum aufgehängt werden, weil durch das handgefärbte Garn ein interessantes Muster auch auf der Rückseite entsteht.
Beide Ausstellungen ‘Aus Wasser ist alles’ (Zitat von Thales) und ‘Wasser’ zeigen einen Querschnitt ihrer Werke von 2007 bis heute.
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Info:
1. – 26. März 2015
Grietje van der Veen
Einzelausstellung ‘Aus Wasser ist alles’
Galerie Quilt Et Textilkunst
Sebastiansplatz 4
80331 München
Öffnungszeiten:
Mo – Fr: 10 – 18 Uhr
Sa: 10 – 16 Uhr
Kurs zum Thema Wasser:
28. – 29. März 2015 am gleichen Ort
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21. März – 12. April 2015
Gruppenausstellung ‘Wasser’
Galerie JetztOderNie
Talstrasse 57
4112 Flüh
Schweiz
Öffnungszeiten:
Mi u. Fr: 15 – 19 Uhr
Sa u. So: 11 – 16 Uhr
Ostermontag: 11 – 16 Uhr
Infos und Fotos wurden freundlicherweise von Grietje van der Veen zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank!
Hallo Gudrun,
Dankeschön für die eindrucksvollen Bilder!
Obwohl es mir besonders die Lamellibracchia angetan haben, finde ich die gefärbten Stoffe sehr interessant und keineswegs chaotisch. Die Effekte erinnern mich an verschiedenfarbige Salzkristalle auf nassem Stoff bzw. farblose Salzkristalle auf frisch gefärbtem Stoff. Wieder eine Anregung für ein Experiment im Sommer, wenn ich draussen sauen kann.
Liebe Grüße Annette.
hallo annette,
danke sehr für deinen kommentar!
das ‘öfters chaotische resultat’ ist grietjes o-ton … mir gefallen ihre arbeiten seht gut – und das seit langem. vor einigen jahren habe ich mal ein künstlerportrait über sie gemacht:
http://www.quiltsundmehr.de/VAN_DER_VEEN.htm bzw.
https://blog.bernina.com/de/2011/03/19-fragen-an-grietje-van-der-veen/
schau doch mal, wo die bilder besser zu erkennen sind und lass dich weiter inspirieren 🙂
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
Danke für die links. Die Bilder in Deinem Blogbeitrag sind sehr gut aufgelöst. Sehr interessant, welche Techniken Grietje van der Veen angewendet hat.
Wenn das “chaotisch” ihr O-Ton ist… Für mein Empfinden wird dieses “Chaos” dem Thema voll gerecht. Verschmutzung von Wasser hat aus meiner Sicht nichts hübsches, liebliches, gefälliges. Hübsche, liebliche, gefällige Elemente in einen Quilt mit dieser Problematik einzuarbeiten hiesse für mich, das Thema zu verniedlichen, die ursprünglich beabsichtigte Aussage abzuschwächen. Wir “sehen” ja nicht rational, sondern emotional…
Für mein Empfinden sind solche Quilts, die auch nicht auf den ersten Blick gefällig aussehen und sich “schonungslos” mit einer Problematik beschäftigen, sehr wichtig für die Anerkennung dieser textilen Arbeiten als Kunstform, weg von Image der ihre künstlerische Ader auslebenden Hausfrau… Entweder habe ich eine Vielzahl solcher Arbeiten bei meinen Streifzügen durchs www. übersehen oder es gibt tatsächlich sehr wenige in dieser Art.
Liebe Grüße Annette.
hallo annette,
vielen dank für deine gedanken. ich bin da einer meinung mit dir.
vielleicht hat mein erguss über die geschichte der art quilts an anderer stelle schon deutlich gemacht, dass ich strengere massstäbe an die anforderungen habe, um von art quilts (und kunstwerken) zu sprechen: aussage, gestaltung oder besser: komposition, wahl der materialien und techniken, die das ganze zum ausdruck bringen – es spielt alles eine rolle für mich. grietje beispielsweise beherrscht das.
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
schön, dass wir uns da einig sind 🙂
Abgesehen davon, dass ich tatsächlich mehrfach im Zusammenhang mit Ausschreibungen versucht habe, herauszubekommen, was ein Art Quilt ist: Meine Idee bei der Diskussion um diesen Begriff war, diesen, so lange er nicht weltweit wirklich eindeutig definiert und quasi geschützt ist, einfach nicht zu benutzen. Die Diskussion über diesen Begriff erinnert mich, obwohl das auf den ersten Blick nicht zu passen scheint, irgendwie an den Begriff “entartete Kunst”. Sollen doch Ausstellungsmacher oder Juroren der Ausschreibungen entscheiden, was ihren Vorstellungen und Ansprüchen entspricht, egal, als was der Künstler (geschlechtsneutral) sein Werk bezeichnet. Und wenn für eine Ausstellung oder einen Wettbewerb auch mal rein dekoratives, gefälliges, hübsches ohne tieferen Sinn gefragt ist, auch recht.
Gibt es beispielweise in der Malerei oder Bildhauerei eine entsprechende Diskussion um Begriffe? Die Unterscheidung zwischen E-Musik und U-Musik verwischt sich, wenn ich das richtig beobachte, seit geraumer Zeit. und es gibt immer noch Musik, auch die schon x-mal totgesagte Klassik…
Liebe Grüße Annette
Liebe Annette,
Acid Mining Drainage 2 ist nicht über Eiswürfel gefärbt, sonder flach auf dem Tisch. Einfach Farbe drüber gegossen. Das, was du als mit Salzkristallen bearbeitet interpretierst, ist entstanden, weil sich Blasen unter dem Stoff gebildet haben, die ich nicht rausstreichen konnte. Ich war selber überrascht und hoch erfreut über das Resultat. Meister Zufall hat mir geholfen!
Liebe Grüsse
Grietje
Hallo Grietje,
Dankeschön für Deinen Hinweis! Dass Luftblasen solch eckige Effekte ergeben können, hätte ich nicht erwartet und finde ich faszinierend.
Ich plane, im Sommer draussen, weil ich sonst meine Küche einsauen muss, mit Spülmaschinensalz, Textilmalfarbe verdünnt (weil ich vor den “Pulverfarben” zu viel Respekt habe) und Eiswürfeln zu experimentieren. Hab das alles noch nie gemacht, also wird es für mich spannend. Zumindest wird es eine herrliche Sauerei 🙂
Liebe Grüße Annette.