Es ist immer noch Dienstag, 21. April 2015
Der Papierlaminationskurs bei BERNINA India, im Geschäft von Tina Katwal “The Square Inch” in Chennai ist mit grossartigen Ergebnissen zu Ende gegangen.
Nun ist noch etwas Zeit, um mit dem frühen Abend etwas anzufangen.
Als ich während meiner Reise immer wieder einmal ein paar fotografische Eindrücke auf Facebook stellte, schrieb mir eine sehr liebe Freundin “Jutta, kauf dir unbedingt einen Sari in Indien und setze ihm deinen Stempel auf!”.
Also, das würde ich nur zu gern, doch woher sollte ich nun auf die Schnelle einen Sari herbekommen? Tina allerdings sah darin überhaupt kein Problem. “We are going to visit a Sari-Shop tonight.”(Wir werden ein Sari-Geschäft heute Abend besuchen). Kurzerhand fuhr uns der liebenswürdige Chauffeur von einem Viertel Chennais ins nächste und wir parkten vor “Nalli”.
Es war keinesfalls mit dem Stoffmarkt in Seoul zu vergleichen, doch ging es darum ja auch nicht. Was mich hier an Stoffen, Mustern, Farben unterschiedlichster Zusammenstellung empfing war berauschend. Unmengen an Saris lagen zusammengefaltet in Holzregalen,
andere hingen an der Stange.
Tina erklärte mir nun erst einmal den Aufbau eines Saris. Ein Sari besteht aus ca 5-6 m langem, rechteckigem und ungenähtem Tuch, das an einem Ende zuerst einen Stoffteil für die “Choli”, die genähte Bluse enthält, den Pallu, das Schulterstück, welches am auffälligsten gestaltet ist, den Korpus des Saris, der entweder ganz schlicht oder auch dekorativ ausgeführt sein kann und die beendende Schmuckbordüre am Saum. Wenn man dies weiss, sieht man diese langen Stoffbahnen mit anderen Augen.
Doch zuerst fielen mir einfach diese unzähligen Farben auf. Und zu den in Indien durchaus auch unterschiedlichen Jahreszeiten und daher sich ändernden Temperaturen gibt es Saris in allen möglichen Stoffen. Hauchzarte und leichte Baumwollstoffe, Chenilles, Crepes de Chine und Seiden in verschiedensten Fadendichten und Seidenqualitäten. Also nun nicht die Augen schliessen und geniessen, sondern dies bitte mit offenen Augen tun….
Die freundlichen Mitarbeiter öffneten nur zu gerne die zusammengefalteten Saris um deren ganze Pracht zu zeigen…
und der auseinandergeschlagene Sari wurden dann wieder neu gefaltet um über die Schulter gelegt zu werden und die Musterung zu demonstrieren….
ich kam aus dem Staunen und Träumen gar nicht mehr heraus….
und dieser ganz besondere Sari weckte Tinas Interesse, den sollte ich mir unbedingt anschauen – und er war vom Stoff her klasse! So schlicht er schien, so aufwändig war die liniengeführte Knötchenbatik.
irgendwann wusste ich gar nicht mehr wohin zuerst schauen…
Und ein echtes Prachtstück entdeckten wir, das Tina gleich überwarf….
Es folgte die “kleine” Stoffabteilung – es schien tatsächlich so, dass wir in einer kleinen Filiale von Nallis waren, die nur ungefähr 10% des Sortiments führte…..ist das zu fassen???
Seide, Seide und noch mehr Seide….
und natürlich gab es bei Nallis auch diverse Accessoires, wie Schals, Tücher und diese Unterziehblusen, die zum Drunterziehen fast zu schade sind.
Tja, und dann kaufte ich mir nach langem Aussuchen auch einen Sari. Der Verkäufer war reichlichst erschüttert, als ich ihm sagte, dass ich den Stoff zerschneiden werde.
Der Abend klang in einem Indischen Lokal aus, wir, Tina und ich hätten wohl die ganze Nacht durcherzählen können.
Mittwoch, 22. April 20105
Heute war wieder ein Reisetag. Rückflug nach Mumbai, Einchecken im Hotel, Gepäck für den Rückflug nach Deutschland komplett umpacken.
Doch zuvor wollte ich unbedingt noch ein paar Eindrücke von meiner direkten Umgebung ums Hotel herum und am Wasser festhalten. So machte ich mich noch vor dem Frühstück auf den Weg, die schmale Strasse hinunter zum Wasser, doch allzulange würde der Spaziergang nicht werden. Mich umfing um diese Tageszeit bereits eine brütende Hitze und drückende Luftfeuchtigkeit. Später erfuhr ich, dass bereits um 11 Uhr am Vormittag in Chennai 41 Grad Celsius herrschten.
Ohne viele Worte zu verlieren, möchte ich nun ein paar “Augen-Blicke” zeigen, die ich mitgenommen habe, auch dies gehört meiner Meinung nach zu einer solchen Reise.
Und ein wenig später, nur ein paar Strassen weiter, traf ich dann Ajay Gupta von BERNINA India und Tina, zu einer letzten Tasse Tee, bevor Ajay und ich wieder nach Mumbai zurückflogen. Doch zuvor hatte ich noch ein paar Minuten und konnte auch hier nochmal schnell in die Strasse laufen – diesesmal jedoch in Begleitung unseres Fahrers.
Kontrastprogramm, Indien.
und dann zogen mich süsse und würzige Gerüche an – auf der anderen Strassenseite befand sich ein Gemüse- und Obsthandel…
Kokosnuss
verschiendenste Bananensorten
Gurken, Bohnen
und natürlich Mangos – zart und reif und zuckersüss fruchtig – es war Mangosaison:
Papayas
und und und und und….. teils Früchte die ich nie zuvor gesehen hatte
der tägliche Einkauf
Und noch ein Stückchen weiter ging es die Strasse hinab, bis zur nächsten Kreuzung.
Wo es erfrischendes Kokosnusswasser gab:
Doch dann war es Zeit zu gehen. Und wieder Abschied zu nehmen. Diesesmal von meiner so liebgewonnenen Freundin Tina. Es waren wunderbare Stunden in Chennai.
Mit einiger Verspätung landeten Ajay und ich am frühen Abend in Mumbai, Deepika war bereits im Hotel, damit wir noch ein paar gemeinsame Stunden verbringen konnten. Vor lauter Erzählen, Revuepassierenlassen und viel Lachen auch über meinen gekauften Sari, den Deepika natürlich auch sehen wollte, vergingen diese letzten Stunden viel zu schnell.
Mit grosser Dankbarkeit beiderseits und tiefer freundschaftlicher Zuneigung nahmen wir nun alle voneinander Abschied. Und auch wir alle werden uns wiedersehen. Sei es in Steckborn in der Schweiz bei BERNINA, oder wieder einmal in Mumbai, bei BERNINA Indien.
Donnerstag, 23. April 2015
Und auch am nächsten Tag hielt Indien noch eine kleine Überraschung für mich bereit. Der Fahrer des Hotels brachte mich am Morgen zum Chhatrapati Shivaji International Airport Mumbai. Diese neue Flughafenanlage ist einer der schönsten weltweit und wurde in den letzten Monaten mit unzähligen Designawards ausgezeichnet und das zu Recht.
Die weissen riesigen Säulen reichen vom Aussenbereich nahtlos, nur durch eine Glasfront in den Eingangsbereich des Flughafengebäudes hinein.
Und wer als Reisender ausreichend viel Zeit mitbringt, kann im Innersten des Flughafens ein neu erstelltes “Kunst- und Geschichtsmuseum” betrachten. Dazu eine traumhaft schöne Innenarchitektur. Asien und Orient zugleich.
Und zwischendrin, in einem riesigen Bogen waren die traditionellen Indischen Siddi “Kawandi” (Quilts) aufgehängt. In Chennai nach dem Workshop bekam ich einen solchen zu sehen und war von der traditionellen Handarbeit schon sehr angetan. Und da dies zur Indischen Volkskunst gehört, sind sie erfreulicherweise auch Teil des neuen Museums im Flughafen.
Die Lampen des Flughafeninneren erinnern an Blumen, Blüten und leuchten mit dem hereinflutenden Licht…
Kunst, wohin man schaut:
Doch so langsam wird es Zeit fürs Boarding.
Ich schaue hinaus und verabschiede mich von diesem wunderbaren Land, mit seinen vielen Gesichtern und Menschen, die lachen, weinen, sich freuen und trauern, leiden und feiern.
Namaste, India.
Es waren schöne, bereichernde und einprägsame Zeiten in Asien. Immer noch bin ich zutiefst beeindruckt von beiden Kulturen, mit diesen wunderbaren Menschen, die in zwei so unterschiedlichen Ländern leben. Dankbar für die neuen Freundschaften die entstanden sind. Überwältigt von der bedingungslosen Gastfreundschaft von BERNINA Korea, Sang Jun Lee und den beiden Mr. Kim und von BERNINA India mit Ajay und Deepika Gupta und in Chennai von Tina Katwal. Erleben zu dürfen, wie BERNINA International weltweit arbeitet ist einmalig. Mein grosser Dank geht an die Initiative von Sabine Scheiner, von BERNINA International, die alle Fäden fest in der Hand behielt.
16 Reisetage
24.810 Flugkilometer
32 Flugstunden
5 Hotels
8 Kurse
82 Kursteilnehmerinnen
50 BERNINA Nähmaschinen
unzählige Stoffdrucke
13 Artbags
24 Papierlaminationsarbeiten
2 BERNINA Ländervertretungen, BERNINA Korea und BERNINA India
1 BERNINA Familie
Jutta Hellbach
Wow, eine großartige Serie, die ich mit Begeisterung gelesen habe! Vielen Dank für die tollen Berichte, man fühlt sich fast, als sei man dabei gewesen.
So ein Feuerwerk von Farben. Kein Wunder, dass die Frauen, die diese Saris tragen alle so schön sind. Herzlichen Dank für den wunderbaren Bericht. Freundliche Grüße von Regina Langbein
Liebe Jutta,
WOW !!! Ich bin hingerissen und DANKE Dir vielmals für diesen Bericht und all die tollen Fotos!
LG monika
Liebe Jutta,
vielen Dank für die wunderschönen Bilder, die einen Einblick in das Leben von Indien geben. Ebenso faszinierend sind die Stoffe, die es dort gibt.
Liebe Grüße
Christine
Liebe Jutta,
danke für diesen tollen Reisebericht. Genug Stoff für ein Buch. Ja, typisch für mich, ich denk’ natürlich an Bücher…Nein, aber wirklich, wäre das nicht eine Idee?
Liebe Grüße
Birgit
Liebe Jutta !
Ich lese jetzt um Mitternacht mit Begeisterung Deinen letzten Bericht.
Und möchte auch Danke sagen für Deine viele Arbeit, um uns Deine Eindrücke und Erlebnisse Deiner Reise in für uns so fremde Länder und Kulturen zu zeigen.
Ein Farbenrausch mit all den Saris und Seidenstoffen !
Schöne Tage in Karlsruhe!
Liebe Grüße
Wiebke
Ein Sari? Wirklich nur ein Sari??
Das… äh habe ich noch nie geschafft.
(Ich sag den armen Leuten aber nie, daß ich vor haben, den zu zerschneiden…)
halli hallo liebe jutta,
eine imposante reportagen-serie hast du hingelegt, zumal ja auch noch auf englisch!! ich habe alle teile mitgelesen und bin hin und weg. deine tour hat sich ganz bestimmt in jeder hinsicht gelohnt, nicht zuletzt auch für die blog-leser. wer hat denn schon diese gelegenheiten so komprimiert – BERNINA inside, koreanisches stofflager ohne ende, indische saris, einer schöner wie der andere, tolle kurse, exotische speisen, architektur, design, farbenvielfalt und und und. einfach super!
hoffentlich bist du inzwischen wieder komplett genesen.
und nun ich bin gespannt auf unser treffen bei der nadelwelt.
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,
lieben Dank für diesen tollen Kommentar. Es war zwar sehr zeitintensiv mit dieser kurz aufeinanderfolgenden Schreiberei und auch die dazukommenden Übersetzungen, doch war es für mich eine Art Rückkehr zu all diesen Orten und Menschen. Und bleibt es und wird es immer wieder sein – sowie für die Leser, die es interessiert ebenfalls. BERNINA ist einfach ein tolles Unternehmen, welches Produkte herstellt, die Frauen zusammenführt und verbindet. Das macht vieles auch so speziell.
Meine Bronchitis ist fast verkraftet, die Ausstellung für Karlsruhe steht im Flur, alles weitere Zubehör, wie Karten, Flyer, Aufhängungen, Texttafeln und was man alles für solch einen Event braucht, ist neben allem Kurszubehör auch vorbereitet. Morgen wird das Auto gepackt und dann fahre ich in deine Heimat, liebe Gudrun.
Freue mich schon auf dich!
Bis bald und liebe Grüße,
Jutta
Ich bin beeindruckt!!!