Karl Lagerfeld zählt zu den weltweit renommiertesten Modeschöpfern und gilt als Ikone des Zeitgeists. Mit der Ausstellung ‘Karl Lagerfeld. Modemethode’ beleuchtet die Bundeskunsthalle umfassend mit mehr als 120 Looks und zahlreichen Accessoires den Modekosmos des Ausnahmedesigners und erzählt auf diese Weise ein Kapitel der Modegeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts.
‘Karl Lagerfeld prägt die Modewelt bereits seit über 60 Jahren und ist dabei so aktuell wie kein Zweiter. Seine Entwürfe sind profiliert und eigen, atmen aber gleichsam den Geist der Zeit und lassen – je nach Modehaus und Kollektion – einen klaren Stil erkennen’, so Rein Wolfs, Kurator der Ausstellung.
Karl Lagerfeld ist dafür bekannt, klassische Formen zeitgemäss zu erneuern und der Mode frische Impulse zu geben. Mode-Klassiker wie das Chanel-Kostüm hält er durch unkonventionelle Designs stets aktuell und auch sich selbst scheint er immer wieder neu zu erfinden.
Über eine Zeitspanne von nunmehr 60 Jahren – von 1955 bis heute – zeugen seine Kreationen für Modehäuser wie Chloé, Fendi, Karl Lagerfeld oder Chanel von einem aussergewöhnlichen Gespür für das Lebensgefühl und die Strömungen der jeweiligen Zeit, sowohl in der Haute Couture als auch beim Prêt-à-porter. Neben der Haute Couture wandte sich Karl Lagerfeld bereits früh und sehr bewusst dem jüngeren Prêt-à-porter zu. Dort sah er in den frühen 1960er Jahren die eigentliche Zukunft der Mode, die tragbarer werden sollte.
Die Ausstellung ‘Karl Lagerfeld. Modemethode’ beleuchtet seine wichtigsten Arbeitsbereiche, beginnend mit dem Mantel, für den er 1954 den Preis des Internationalen Wollsekretariats (Woolmark Prize) gewann und der ihm sein erstes Engagement bei Balmain eintrug.
Von diesem Zeitpunkt an hat die Modewelt ihn nicht mehr gehen lassen: 1958 wechselt er als Art Director zu Jean Patou, ab 1963 ist er unter anderem federführend bei Chloé, wo seine Prêt-à-porter-Kollektionen vor allem in den 1970er Jahren als Sensationen gelten.
20 Kleider aus der Zeit von 1966 bis 1996 sind in der Ausstellung zu sehen …
… und machen deutlich, wie es Lagerfeld gelingt …
… den luftigen, oft romantisierenden und musterreichen Chloé-Stil weiterzuentwickeln.
Für das Modehaus Fendi beginnt Lagerfeld 1965 zu entwerfen und ist dort nach wie vor für die Prêt-à-porter-Kollektionen verantwortlich.
30 Fendi-Looks sowie zahlreiche Accessoires aus den Jahren 1970 bis 2015 zeigen die typisch römische, mitunter lässige Eleganz …
… für die das italienische Label bekannt ist und für die Lagerfeld seit mittlerweile 50 Jahren als Chefdesigner mit regelmässig zwei, neuerdings vier Kollektionen pro Jahr verantwortlich zeichnet.
In den 1970er Jahren ist Lagerfelds Name längst in aller Munde, die Vogue bespricht seine Kreationen und er zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Modebranche. Der Couturier beginnt zu diesem Zeitpunkt, auch gänzlich eigene Wege zu beschreiten. Er gründet das Label ‘Karl Lagerfeld’ und feiert damit grosse Erfolge im Bereich der Damenkonfektion. 13 Kleider und Kostüme der Marke Karl Lagerfeld aus den Jahren 1986 bis 2011 zeigen in der Ausstellung die ‘strassentaugliche’ Seite des Designers, der auch für andere Labels wie H&M oder Diesel junge und tragbare Konfektionsmode entworfen hat.
Heute macht Chanel – das französiche Label stellt die Verkörperung französischen Chics schlechthin dar – den grössten Teil seiner Arbeit aus. 1983 übernimmt Lagerfeld als Chefdesigner die künstlerische Leitung des Modehauses und sichert sich schnell den Ruf als einzig legitimer Nachfolger von Gabrielle ‘Coco’ Chanel. Gerade rechtzeitig wurde Lagerfeld verpflichtet, das schwierige Erbe anzutreten, den Esprit ihres Stils lebendig zu halten und gleichzeitig die Marke rundum zu erneuern. Der typische Chanel-Chic, die Eleganz des scheinbar schlichten Entwurfs, findet seine Verbindung mit dem Zeitgeist und der unverwechselbaren Handschrift Karl Lagerfelds.
62 Looks, die Lagerfeld von 1983 bis 2015 für das Haus entworfen hat, spiegeln in der Ausstellung das immense Œuvre, das Lagerfeld mit bis zu acht Chanel-Kollektionen pro Jahr hervorbringt. Dazu kommen zahlreiche Accessoires, Taschen, Schuhe und auch Knöpfe, deren Entwürfe ebenfalls aus der Hand des Designers stammen und deren handwerkliche Qualität allein ein Kapitel für sich darstellt.
Was die Verarbeitung und Produktion seiner Mode betrifft, so kann Karl Lagerfeld ebenso als Perfektionist wie als Traditionalist bezeichnet werden. Er schätzt kaum etwas so sehr wie das Handwerk und stellt bei der Fertigung höchste Ansprüche an die Qualität. Jedes Detail eines Kleides ist in seiner Materialität und Herstellung genauestens durchdacht. Zufälle sucht man vergeblich – es handelt sich bei seinen Produktionsstätten um hochspezialisierte, traditionelle Handwerksbetriebe wie Hut- und Schuhmacher, Goldschmiede oder Spezialisten für Stickereien, Feder- und Blumenschmuck, die zum Teil exklusiv für Lagerfeld arbeiten.
Seine Affinität zur Materialität ist in der Ausstellung gut ablesbar am Beispiel einer Gruppe von Kleidern, die man mit ‘Reinvention of Tweed’ überschreiben kann und die den Umgang des Designers mit dem Material des traditionellen Chanel-Kostüms zeigt: Lagerfeld nimmt dem Stoff seine Schwere, bedruckt, bestickt und verwebt ihn mit anderen Materialien.
Auch seine Experimentierfreude mit unkonventionellen Materialien kommt in der Ausstellung zum Ausdruck, etwa in dem Hochzeitskleid aus Neopren aus der Haute-Couture-Herbst/Winter-Kollektion 2014/15.
Neben seinen Entwürfen für Kleider und Kostüme kreiert der Designer ausserdem Accessoires aller Art, die er auf seine Kollektionen abstimmt. Auch was Vertrieb und Vermarktung betrifft, steht Karl Lagerfeld für mutige Ideen und einen Paradigmenwechsel innerhalb des Modebetriebs: Neben seiner Tätigkeit für die Luxuslabels arbeitet er bereits seit den 1990er Jahren mit Firmen zusammen, die erschwingliche Serienware produzieren. 2004 ist er der erste namhafte Designer, der für das schwedische Textilunternehmen H&M eine exklusive Linie entwirft – ein Erfolgskonzept, das die Firma daraufhin mit Modeschöpfern wie Stella McCartney, Comme des Garçons oder Versace fortsetzt.
Am Beispiel von Chanel wird Lagerfelds ‘Modemethode’ am eindrücklichsten sichtbar. Sein Prinzip ist die Gesamtkonzeption: Von den ersten Entwurfsskizzen bis zum fertigen Kleidungsstück, von den Accessoires über die Architekturkulisse und Musik der Modenschau bis zu den Fotos und dem Grafik-Design für Presse, Werbung, Katalog und Schaufensterdekoration entstammt jedes Detail dem Kopf und der Hand des Designers selbst. Alles ist aus einem Guss, alles ist auf das Prinzip Lagerfeld abgestimmt, und so folgt auch die Ausstellung seiner ‘Modemethode’. Ein komplett durchgestaltetes Setting in Strassen-Ästhetik bestimmt die Gestaltung der Ausstellung. Wie in der Mode üblich, so gipfelt auch die Ausstellung in der Haute Couture. Hier endet konsequenterweise der Strassen-Look, und eine fulminante Gewölbestruktur aus abertausenden kleinen Papierblüten spannt sich über den Raum, der den exklusiven, handgefertigten Unikaten gewidmet ist.
Die Auswahl der 126 Looks und zahlreichen Accessoires konnte nur mit Hilfe einer ausgewiesenen Kennerin gelingen. Lady Amanda Harlech, Lagerfelds langjährige Creative Consultant, hat sich dieser Aufgabe angenommen und die Ausstellung gemeinsam mit dem Intendanten der Bundeskunsthalle, Rein Wolfs, kuratiert.
Die Exponate stammen aus den Archiven der Häuser Chanel, Fendi, Chloé und Karl Lagerfeld sowie aus dem Metropolitan Museum New York:
62 Looks von Chanel
30 Looks von Fendi
20 Looks von Chloé
13 Looks von Karl Lagerfeld
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Info:
28. März – 13. September 2015
Karl Lagerfeld. Modemethode
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Museumsmeile Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn
Man beachte auch das Video auf der Website!
Öffnungszeiten:
Mo: geschlossen
Di und Mi: 10 – 21 Uhr
Do – So und an allen Feiertagen, auch an denen, die auf einen Montag fallen: 10 bis 19 Uhr
Infos und Fotos freundlicherweise von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank!
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Hallo Gudrun,
ein sehr interessanter Hinweis – Danke!
Das Video auf der HP der Bundeskunsthalle zeigt u.a. sehr schön den “Tempel” mit der chanel-haute-couture-Ausstellung. Das muss im Original bombastisch aussehen.
Bonn ist halt wieder mal zu weit für mich. Zum Trost habe ich mich mit Karl Lagerfeld classic beduftet. Ist eigentlich ein Herrenduft. Allein die Farbe von meinem etwas gealterten ist schon genial. Sieht fast aus wie dunkler Zimt und riecht auch ähnlich 🙂
Liebe Grüße Annette.
na, wenn das kein trostpflaster ist, liebe annette!