Wir kennen sie alle: Bunte Webarbeiten, bestickte Täschchen und Bänder, Talismane, Stoffreste, Schnittmuster, Fäden, Textfragmente … sammeln sich nicht nur in unseren Schubladen. Auch die Osnabrücker Künstlerin Hiltrud Schäfer hat von ihren Auslandsreisen zahlreiche textile Fundstücke mitgebracht. Für sie ist dies das Ausgangsmaterial ihrer individuellen Buchobjekte, in denen sie Gefundenes mit Erfundenem kombiniert. Bücher im üblichen Sinn sind diese Objekte freilich nicht. Durch das Zusammenfügen und die Bearbeitung der Fragmente werden die Dinge selbst lesbar und es entsteht ein sinnlich erfassbarer Text. So gesehen kann jedes Buch als eigene Ausstellung betrachtet werden.
Das Tuchmacher Museum Bramsche zeigt ab dem 20. Juni 2015 die ‘textilen Findbücher’ von Hiltrud Schäfer in der Ausstellung ‘Ariadnes Faden’, die bis zum 13. September 2015 zu sehen sein wird.
Ariadnes Faden, der es Theseus in der Antike ermöglicht hat, einen Weg aus dem Labyrinth des Minotaurus zu finden, steht sinnbildlich für die in den Findbüchern geschaffene Ordnung und Orientierung. Wie die originär im Archivwesen eingesetzten Findbücher helfen sie, das textile Material zu verzeichnen und wieder auffindbar zu machen. So werden sie zur Grundlage eines Ordnungssystems. Dadurch wird auf den ersten Blick Unzusammenhängendes ästhetisch sensibel neu geordnet, miteinander verknüpft und vernetzt.
Die Arbeit an den textilen Findbüchern ist für Hiltrud Schäfer ein fortlaufender Prozess. So ist ihre bunte Sammlung noch unbearbeiteter textiler Fundstücke ebenfalls Bestandteil der Ausstellung. Dieses Arsenal an unterschiedlichsten Objekten ist das Fundament zukünftiger Arbeiten. Es dient der Künstlerin immer wieder als Quelle der Inspiration, regt aber auch den Betrachter an, sich mental auf die Reise zu begeben.
Hiltrud Schäfer wurde 1937 in Luckau im Landkreis Lüchow-Dannenberg geboren und arbeitet seit Mitte der 1970er Jahre als Künstlerin in Osnabrück. Hier ist sie seit 1986 auch als Lehrbeauftragte für Textilgestaltung an der Universität Osnabrück tätig. Neben textilen Materialen aller Art ist das Papier ihr bevorzugtes künstlerisches Ausdrucksmittel. Für ihre Arbeiten erhielt sie sowohl nationale als auch internationale Preise und war in Ausstellungen unter anderem in Bolivien, Tunesien, Spanien, Israel, Kanada, Japan, Taiwan, Australien, Frankreich, Island, Abu Dhabi oder Litauen präsent.
Die Ausstellung wird am Freitag, 19. Juni 2105, um 19 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet. Die einführenden Worte spricht Annette Hülsenbeck, Textil- und Bekleidungswissenschaftlerin, Universität Osnabrück. Im Rahmen der Eröffnung ist ein Rundgang durch die Ausstellung mit Hiltrud Schäfer geplant. Dabei darf und soll auch in vielen Findbüchern geblättert werden.
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Info:
20. Juni – 13. September 2015
Ariadnes Faden
Textile Findbücher von Hiltrud Schäfer
Tuchmacher Museum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramsche
Öffnungszeiten:
Di – So: 10 – 17 Uhr
Vernissage:
Fr, 19. Juni 2015, 19 Uhr
Infos und Fotos freundlicherweise vom Tuchmacher Museum Bramsche zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank!
hallo annette,
vielen dank für deinen hinweis – das gleiche tat ich natürlich auch und es gibt einiges zu finden unter: http://www.chronosroma.eu/os/hiltrudschaefer.htm
oder auch den artikel in der osnabrücker zeitung vom februar 2015: http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/546499/was-bedeuten-die-bucher-auf-osnabrucker-verkehrsinsel#gallery&0&0&546499
hochinteressant, finde ich, und ganz auf meiner linie …
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
Dankeschön für den Tipp!
Habe wieder mal auf Deinen Tipp hin gegoogelt; Frau Schäfer macht aus mehr oder weniger alltäglichen Gegenständen wirklich sehr interessante Sachen und Installationen.
Liebe Grüße Annette.