Das Klingspor-Museum in Offenbach zeigt noch bis zum 18. Oktober 2015 die Ausstellung ‘SchriftStücke. Gesägt, genäht, gebrannt … – es muss nicht immer Papier sein.’, die sich mit Schriftkunst im weitesten Sinn beschäftigt.
Zumeist wird Schriftkunst mit Feder und Papier in Verbindung gebracht. In der Antike wurde Schrift in Stein gemeisselt, heute sind die verwendeten Materialien äusserst vielfältig und es gibt Schrift in vielen anderen, zumal plastischen, Erscheinungsformen.
Neben einer umfangreichen Sammlung an geschriebenen Büchern und Einzelblättern beherbergt das Klingspor-Museum zahlreiche Objekte der Schriftkunst. Die Ausstellung zeigt eine grosse Bandbreite von Arbeiten: Holzplastiken, Genähtes, Texte, die mit Hilfe eines Laserstrahls entstanden sind und in Beton gegossene Schriftskulpturen. ‘Es muss nicht immer Papier sein’ lautet daher das Motto der Ausstellung.
Einzigartig ist die Sammlung des Museums an wandfüllenden Schrifttapisserien, die Rudolf Koch, der massgebliche Schriftgestalter und Lehrer an der Offenbacher Kunsthandwerkerschule, in den 1920er Jahren geschaffen hat. Mit den Teppichen, die ohne kunsthistorisches Vorbild waren, eröffnete Koch ein neues Feld der Schriftkunst. Die Sammlung wurde durch Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern erweitert. Hans Schmidt, auch er langjähriger Professor für Schrift an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, schuf Tapisserien, aber auch Holz- und Kunststoffskulpturen. In seinen Werken zerlegt er das Alphabet in geometrische Grundformen, um so Texten eine völlig neue Lesart zu verleihen.
Tanja Leonhardt beschäftigt sich mit den unterschiedlichsten Erscheinungsformen der Schrift. In Performances schafft sie vergängliche Kunstwerke aus Feuer oder Eis und bearbeitet Materialien mit höchst ungewöhnlichen Werkzeugen, indem sie beispielsweise mit der Kettensäge Wörter aus Holzblöcken heraussägt. Peter Malutzki erschuf für eine Bucharbeit ein in Beton gegossenes Alphabet. Corinna Krebber schneidet Texte in Papier, die quasi als textiler Faden zu Schrifträumen gespannt werden, geschnittene Blätter stapeln sich zu einer Skulptur, die sich nach oben hin aufzulösen scheint. Barbara Habermann bestickte eine grossformatige textile Collage zu Peter Handkes ‘Publikumsbeschimpfung’.
Die Ausstellung, die neben eigenen Beständen auch Leihgaben zeitgenössischer Künstler zeigt, lebt vom Reiz verschiedener Materialen, von Gegensätzen in der Anmutung: hauchfeine Gebilde stehen im Kontrast zu schweren Skulpturen, flächendeckende textile Arbeiten zu Werken, die nur zarte Spuren bilden.
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Info:
10. Juli – 18. Oktober 2015
SchriftStücke.
Gesägt, genäht, gebrannt … – es muss nicht immer Papier sein.
Klingspor-Museum
Herrnstrasse 80
63061 Offenbach
Die Teppiche von Rudolf Koch werden zu angekündigten Terminen in der Bibliothek gezeigt.
Öffnungszeiten:
Di, Do, Fr: 10 – 17 Uhr
Mi: 14 – 19 Uhr
Sa, So: 11 – 16 Uhr
Geschlossen: Sa, 3. Oktober 2015
Führung:
Mi, 30. September 2015, 19 Uhr
Stadtspaziergang:
‘Schrift im öffentlichen Raum’.
Di, 28.Juli 2015, 18.30 Uhr, Treffpunkt im Museum
Familiennachmittag:
‘Schrift 3D’ – ein Buchstaben-Popup.
Mi, 5. August 2015, 15 Uhr
Infos und Fotos freundlicherweise vom Klingspor-Museum Offenbach zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank!
Hallo Gudrun,
und das Element Schrift trug auch zur weiteren Gestaltung meiner aktuellen Arbeit bei. Wie auch immer lässt es sich graphisch wunderbar einsetzen und nimmt plötzlich zusätzliche Merkmale ein. Bildchen anbei…
Schönes Wochenende,
Jutta
halli hallo jutta,
TOLL!! wieder mit deinen sagenhaften wachspastellen, schätze ich? dieser kreative mix verschiedener techniken ist richtig cool.
beste grüsse
gudrun
Ja und anderes mehr. Wobei es für meine Verhältnisse schon reichlich komplex ist. Mal schaun, wie die nächsten Elemente dieser neuen Serie werden. Wenn man schonmal im Farbrausch ist….
Viele Grüsse,
Jutta
Liebe Gudrun,
Ich danke Dir für Deinen Bericht.
Schrift ist so ein wunderbares Ding zwischen Alltagsgegenstand und Kunst. Als ich in der Schule Hebräisch als Freifach wählte, war ich von der Schönheit der Buchstaben begeistert. Fast alle passen in ein Quadrat hinein, mit einigen wenigen Ausnahmen, die das sonst ruhige Schriftbild beleben. Auch die jahrtausendealte Überlieferung hat sich mir damals eröffnet. Vom hebräischen Aleph, Beth, Gimel, Dalet… über das griechische Alpha, Beta, Gamma, Delta… bis zu unserem A, B, C, D… lautet die Reihenfolge fast Buchstabe für Buchstabe gleich – und das über verschiedene Schriften hinweg! Ich denke, dass diese berührende Beständigkeit den Boden legt für die unzähligen Entwicklungen und Spielereien und künstlerischen Aussagen.
Ich grüsse Dich freundlich
Renate.
vielen dank, liebe renate, für diese hochinteressanten bemerkungen.
du hast meine bewunderung und hochachtung! zählt hebräisch nicht zu den am schwierigsten zu lernenden sprachen? mein schwiegervater, ein sprachgenie, der in der nachkriegszeit russisch und japanisch unterrichtete, bevor er physikprofessor wurde, versuchte sich damit kurz vor seinem tod. vielleicht hätte er es auch noch geschafft, wer weiss. –
gestern war ich zu einem abend eingeladen, bei dem eine reise nach georgien im mittelpunkt stand. und was faszinierte mich? die georgische schrift (ich dachte dis dato, man spräche dort auch russisch, also kyrillische schrift, kannste mal sehen …) eine geschwungene, runde schrift, sehr dekorativ. seht mal hier bei wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Georgisches_Alphabet
aber ich bin sowieso ein fan von schriften, von der keilschrift und den hieroglyphen angefangen bis zu moderner kalligrafie und umsetzungen wie in der offenbacher ausstellung.
beste grüsse
gudrun
Schwierig… – vor allem ganz anders. Verglichen damit erkennt man, wie sehr sich die Strukturen unserer “üblichen” Sprachen eigentlich ähneln.
Es ist ein bisschen wie Jutta vorhin geschrieben hat: wie die Schrift müssen auch die Gedanken nicht immer aus dem zuerst erwarteten (grammatischen) Material geschaffen werden.
Renate.
halli hallo,
vielen dank auch dir, liebe monika.
kennt ihr eigentlich denise lach? sie hat ein super interessantes buch über ‘schriftspiele’ herausgebracht.
hier gehts zu meiner rezension:
http://www.quiltsundmehr.de/LACH.htm
und hier gibt es was zu gucken und zu lesen, ein interview mit ihr:
http://www.haupt.ch/magazin/hauptautoren/haupt-autorin-denise-lach/
viel spass!
beste grüsse
gudrun
liebe gudrun,
na klar kenn ich denise lach, die fantastische schweizer kalligrafiekünstlerin. ich bewundere sie sehr, liebe ihr buch und alles, was sie in schrift aufgreift.
sehr sommerabendliche grüsse 😉
jutta
Hallo Gudrun,
Danke für den interessanten Hinweis – ich kannte Denise Lach nicht. Sicherlich nicht überraschend 🙂
Habe wieder gegoogelt und gesehen, dass im September ein weiteres Buch von ihr erscheinen wird. Sicherlich auch sehr interessant nach allem, was ihr Verlag dazu schreibt. Vielleicht rezensierst Du das auch…
Liebes Grüßle Annette.
DANKE, Gudrun !
Auch ich bin immer wieder begeistert von tollen Schriften, mal “nur” als Designobjekt oder auch mit einer Aussage. Sehr interessante Ausstellung!
Gruß monika
Liebe Gudrun,
ein schöner Beitrag. Schrift ist und bleibt in jeder Form faszinierend, finde ich jedenfalls.
Herzliche Grüße
Birgit
halli hallo birgit,
bei dir bedanke ich mich ebenfalls für deinen kommentar. mir geht es so wie dir, schrift ist eine tolle sache, in vielerlei hinsicht, nicht nur als notiz 🙂
beste grüsse
gudrun
Sehr spannend, liebe Gudrun.
Der Titel sagt mir sehr zu – dass es nicht immer aus dem zuerst erwarteten Material geschaffen sein muss :-).
Grüssle aus einem noch kühlen Morgen,
Jutta
halli hallo jutta,
auch dir vielen dank! auch ich liebe es, wenn es unerwartetes gibt. z.b. details in einem quilt, die man erst bei näherem hinsehen entdeckt.
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
Dankeschön für diesen Beitrag!
Nun lese ich doch einige Worte von Handke, mit dem ich ansonsten nichts anfangen kann 🙂
Liebes Grüßle Annette.
halli hallo annette,
vielen dank! ich erinnere mich sehr deutlich an einen – nächtlichen – theaterbesuch während einer klassenfahrt nach berlin, wo wir dieses stück sahen bzw. hörten. an die besprechung hinterher sind meine erinnerungen allerdings verblasst … mein damaliger deutschlehrer möge es mir verzeihen, falls er dies mitbekommt. vielleicht von einer wolke herab? 🙂
beste grüsse
gudrun