Viele, viele Besucher sowie Teilnehmerinnen an der Ausstellung der 6. Europäischen Quilt-Triennale waren am Sonntag, 13. September 2015 nach Ziegelhausen gereist …
… um die Vernissage mit Preisverleihung zu besuchen, Künstlerinnen …
… und Gleichgesinnte zu treffen und natürlich, um die mit Spannung erwarteten Exponate in eigenen Augenschein nehmen zu können.
136 Textilschaffende aus zehn europäischen Ländern hatten sich mit einer oder zwei Arbeiten beworben …
… schlussendlich wählte die Jury 45 Exponate aus. Wie schon im Vorbericht angekündigt, wurden auch die drei Preise vergeben …
… die sicherlich dazu beitragen …
… dass dieser europäische Wettbewerb ein hohes, wenn nicht sogar das höchste Renommée für Quilts auf künstlerischem Niveau in Europa geniesst.
Es macht den Reiz dieses Wettbewerbs aus, dass neben handwerklich perfekt Gearbeitetem …
… auch Werke Platz finden, die …
… eher einen experimentellen Charakter haben …
… dass manche Arbeiten eher dekorativ …
… andere inhaltlich aufgeladen sind und Statements zeitkritscher, politischer …
… oder historischer Natur darstellen …
… oder sich auch auf Rückgriffe in die Kunstgeschichte stützen.
Auch Arbeiten, die sich nicht unbedingt unter der klassischen Vorstellung eines Quilts einordnen lassen, wurden akzeptiert.
Dies ist sehr lobenswert, wenn der Veranstalter auch – angesichts der Entwicklung der textilen Kunst, die sich beileibe nicht mehr nur an der Form von (Art) Quilts orientiert – bei der nächsten Ausschreibung über noch mehr Freiheiten nachdenken …
… und sich noch weiter für Innovationen öffnen sollte. Immerhin sind ja dann auch wieder Jahre vergangen und die Szene ist aktiv!
Wiederum sind auch in dieser Ausstellung ein Teil der Namen vertreten, die z.B. schon die herausragenden Ausstellungen beim Festival of Quilts 2015 oder die der Gruppe ‘Quilt Art’ dominierten. Es ist wohl auch dieser dichten zeitlichen Abfolge geschuldet, dass der Betrachter in manchen Fällen keine Weiterentwicklung im Ausdruck einer Künstlerpersönlichkeit entdecken kann, sondern sich mit einem gewissen Stillstand in den Arbeiten konfrontiert sieht.
Umso erfreulicher, dass es auch andere Textilschaffende, beispielsweise mit teils ganz eigenen Techniken, geschafft haben.
Als bestes Beispiel dafür sei ‘Luftschloss’ von Susanne Klinke genannt, die damit auch den Doris-Winter-Gedächtnispreis gewonnen hat.
Die Portraits sind subtil aus Tüll geschichtet und werden mit futuristisch anmutender Architektur kombiniert, die in traditioneller Patchworktechnik gearbeitet ist. Hier hinein setzt sie winzige Figürchen von Erwachsenen, die erst bei näherem Hinsehen zu entdecken sind – es sind extreme Grössenverhältnisse zu den lebensgrossen Gesichtern von Kindern, die die Situation misstrauisch beobachten, eine Kritik der Jungen an den Alten?
‘Struktur und Raum 4’ von Urte Hanke wurde mit dem Preis für Innovation im grossen Format ausgezeichnet. Sie sagt dazu: ‘Ich erforsche in meiner Arbeit komplexe Strukturen in ihrem Verhältnis zum Raum, und welche Abstraktionen dazu im Medium Stoff möglich sind.’ Auch belegt diese Arbeit, dass bei der Gestaltung eines Quilts die technische Finesse eine nicht unwichtige Rolle spielt.
Im Katalog und den Ansprachen wird auch die Frage diskutiert, dass in den letzten Jahren …
… ein besonderes Interesse an textiler Kunst bei den Ausstellungsmachern der Museen erwacht ist – auf einige dieser Ausstellungen …
… wie z.B. die in Wolfsburg und Stuttgart gezeigte Schau ‘Kunst und Textil’ oder …
…. ‘To open Eyes – Kunst und Textil vom Bauhaus bis heute’ in Bielefeld habe ich hier im BERNINA blog hingewiesen.
Dieses Interesse bezieht sich jedoch auf schon lange verstorbene Textilkünstler (wie z.B. in der Dortmunder Ausstellung ‘Textil.Bild.Kunst.’ …
… oder wie Hannah Ryggen oder Johanna Schütz-Wolff) oder auf solche, die sich im Kreis der Bildenden Kunst bewegen, wie z.B. Yin Xiuzhen.
Die Quiltkunst hingegen wird in Deutschland und in Europa vom Publikum nicht zur Kenntnis genommen, ist weitgehend unbekannt und wird nicht als Kunstgattung anerkannt …
… ganz im Gegensatz zu den USA, wo es Quilter wie z.B. Luke Haynes erreicht haben, von renommierten Museen ausgestellt und von Galerien vertreten zu werden.
Es bleibt auf diesem Gebiet noch viel zu tun, um die Wertschätzung auch in der Öffentlichkeit zu steigern.
Um diese Themen kreist übrigens auch das Symposium des Vereins Quiltkunst e.V., das am 31. Oktober 2015 in Ziegelhausen stattfinden wird und zu dem ausdrücklich auch Nicht-Mitglieder eingeladen sind. Es bleibt spannend!
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Info:
13. September 2015 – 10. Januar 2016
6. Europäische Quilt-Triennale
Textilsammlung Max Berk
Brahmsstrasse 8
69118 Heidelberg-Ziegelhausen
Öffnungszeiten:
Mi, Sa, So: 13 – 18 Uhr
Sondertermine für Gruppen nach Vereinbarung
Eintrittspreise: 2,50 / 1,50 EUR erm.
Ausstellungskatalog mit ca. 90 Farbabbildungen: 12 EUR
4. Symposium des Vereins Quiltkunst e.V. zum Thema ‘Kunstform Quilt’
Am Sa, 31. Oktober 2015 findet parallel zur 6. Europäischen Quilt-Triennale das 4. Symposium des Vereins Quiltkunst e.V. zum Thema ‘Kunstform Quilt’ statt, wozu man auch Nicht-Mitglieder einlädt.
Das Programm bietet eine Zeitreise: Quiltkunst gestern (Friederike Kohlhaußen / Hanna Mühe), Quiltkunst heute (22 textile Positionen, Führung von Frau Dr. Kristine Scherer, Kuratorin der Textilsammlung Max Berk, durch die Ausstellung der 6. Europäischen Quilt-Triennale, Vortrag von Henk Lijding zum Thema ‘Art Quilts in den Niederlanden’) bis zur Quiltkunst morgen mit anschliessender Diskussion.
Nähere Info
Workshop mit Gabi Mett ‘Landschaft im Quadrat’
Termin: Sa, 14. November 2015, 9 – 17 Uhr, So, 15. November 2015, 9 – 16 Uhr
Kosten: 150 EUR
Teilnehmerzahl: mind. 10, max. 12 Personen
Anmeldung bis spätestens 28. Oktober 2015 über die Textilsammlung Max Berk erforderlich
Nähere Info
Alle Fotos: © 2015 Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis von Frau Dr. Scherer, Kuratorin der Textilsammlung Max Berk und der Künstlerinnen
Hallo Gudrun, das sind ja wieder recht interessante Bilder. Sobald unsere eigene Ausstellung unter “Dach und Fach” ist, werden wir doch mal nach Ziegelhausen fahren und uns die Ausstellung dort anschauen. Schön, daß wir von Dir immer diese Tipps bekommen, wo was Interessantes anzuschauen ist. Bis dann. Gruß von Angelika H.
halli hallo angelika,
super! vielen dank dafür.
ich freue mich auch schon auf eure schau – die kommt dann in die dezember-tipps!
bis bald,
beste grüsse
gudrun
DANKE,DANKE, liebe Gudrun, einfach wunderbar Deine Führung durch die Ausstellung! Ich werde sie mir sicher mehrmals ansehen und immer wieder Neues entdecken.
LG monika
halli hallo monika,
deine reaktion ist ja super – freut mich sehr! 1000 dank zurück!
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
vielen Dank für die wunderbaren Bilder! Solch eine Vielfalt auf “kleinem” Raum findet sich vermutlich selten!
Liebes Grüßle Annette.
halli hallo annette,
herzlichen dank zurück!
ja, die ehemalige kirche in ziegelhausen bietet auf drei etagen ausgesucht schöne hängemöglichkeiten für die ausgewählten einsendungen zu einem hochkarätigen wettbewerb, die – da kein thema vorgegeben – genau die derzeitige vielfalt des quiltens widerspiegeln. man sollte sich, wenn möglich, diese ausstellung wirklich nicht entgehen lassen.
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
Nachdem ich im September noch in Reiswik(Den Haag) war, denke werde ich das viel nähere Heidelberg auch einmal schaffen.
Die Bilder reizen mich sehr dazu.
Gruss Gertrud
halli hallo gertrud,
danke schön. wenn du wirklich das maximum herausholen möchtest, dann solltest du am kommenden samstag hingehen, zum symposium, führung durch die ausstellung inbegriffen. lohnt sich bestimmt sehr.
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun!
Das ist ja wieder ein anregender Gang für uns durch diese Ausstellung.
Vielen Dank für diese Bilder.
Liebe Grüße
Wiebke
halli hallo wiebke,
vielen dank!
‘anregend’ ist das stichwort – freut mich, wenn der beitrag ein paar inspirationen transportiert. jetzt muss man nur noch was draus machen 🙂
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
danke für die schönen Bilder.
Herzlichst Olga
bitte sehr! gern geschehen!