Kreative Artikel zum Thema Nähen

Advents- und Weihnachtskarten in Natur

So langsam wirds Zeit an die ersten Advents- und Weihnachtsbasteleien zu denken – so hatte ich mir auch etwas für meine alljährlichen Weihnachtskarten hier im BERNINA Blog überlegt. Und manchmal hat man ja eine Idee vor Augen, die so einfach zu sein scheint und die sich im nachhinein in der Umsetzung dann nicht nur schwierig, sondern auch unmöglich gestaltet.

Ich wollte “einfach nur” einen zehnzackigen Stern in einzeln geschnittenen Rauten, die zusammengenäht werden, in eine passend ausgeschnittene zehnzackige Sternenform einsetzen. Klingt doch wirklich simpel, oder? Die üblichen Rauten, die zu acht Stück zum Stern zusammengefügt werden, waren mir irgendwie für mein Vorhaben zu klobig, ich wollte es gern etwas filigraner gestalten. So half mir dann meine Tochter am Sonntag über Photoshop eine Sternvorlage zu gestalten. Besser gesagt, ich machte gar nichts, sondern trug nur meine Bitte und meine Idee vor. Eine Weile später stand dann die Vorlage des Sterns und ebenfalls eine Schnittmustervorlage für die recht kleinen Rauten.

Erster Versuch: ich schnitt also begeistert die ersten 10 Rauten zu und schnitt auch einen kompletten Stern aus einem weiteren Stück Korkleder zu. Die Rauten legte ich dann hinein und merkte schnell, dass das alles nicht passte. Es waren nur Nuancen an den Rauten, die nicht perfekt zugeschnitten waren. Nun gut.
Zweiter Versuch: ich schnitt erneut 10 Rauten zu, legte sie zusammen, diesesmal passten sie perfekt zu einem Stern, bügelte sie auf Vliesofix auf, immer noch passgenau, drehte die ganze Geschichte um, die rechte Sternseite lag auf der Rückseite eines weiteren Stück Korkleders, auf das ich auch Vliesofix aufgebügelt hatte, zeichnete exakt den zusammengebügelten Rautenstern auf und schnitt anschliessend mit Cutter und Lineal den Stern aus. Und als ich den Stern dann hineinlegen wollte, war der ausgeschnittene Stern zu gross…. weil das Korkleder eben elastisch ist.

Ich überlegte dann etwas frustriert, warum es nicht klappte und kam zu folgendem Schluss:

Die Schnittmustervorlage, die ja notwendig ist, ist die Krux an der Sache: ein zehnzackiger Stern hat jeweils einen Winkel von 36° und daher, wenn er im Durchmesser noch auf eine A5 Karte passen soll eine entsprechend schmale Zuschnitttiefe. Diese beträgt als Streifenhöhe 1,85 cm. Und da sich Kork, aus dem die Sterne gearbeitet werden, sehr gerne dehnt, auch beim Schneiden, ist es nochmals kniffliger.

Da das Korkleder so elastisch ist und so extrem exakt gearbeitet werden muss ist diese Passgenauigkeit von Hand geschnitten nicht zu erreichen – jedenfalls nicht von mir.

So schlief ich eine Nacht drüber und heute morgen schaute ich wieder auf die gestrigen fehlgeschlagenen Ergebnisse und neue Ideen fanden sich.

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Hier gibt es erst einmal die Schnittmustervorlage, die nun, mit den neuen Ideen, doch noch zur Umsetzung findet – eben ganz anders als gedacht:

weihnachtsstern

 

Vorab: ich verwendete zu den Weihnachts- und Adventskarten einen Naturkork aus meinem Sortiment, den hell-dunkel gestreiften, da er zusammengesetzt raffinierte neue Muster ergibt. Auf die Rückseite bügele ich eine Lage Vliesofix auf.

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Und als zusätzliche Schnittmusterhilfe schneide ich mir aus einem hellen Kork (geht auch aus festem Papier oder Pappe) eine einzelne Raute zu.

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Es gibt nun zweierlei Möglichkeiten, die Linien des Korks als Muster zu nutzen und vorab entsprechend zuzuschneiden. Schneide ich die Grundstreifenbreite von 1,85 cm fast diagonal aus dem Kork zu, erreiche ich, dass die Linienführung auch gerade durch die Raute läuft, schneide ich paralell zur Linienführung im Kork zu, erhalte ich einen anderen Effekt.

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Hier ist nun gut zu erkennen, wie die unterschiedliche Schnittweise sich auswirkt, links der Diagonalschnitt, rechts der paralell geführte Schnitt.

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Ich machte mich an die erste alternative Idee: der erste ausgeschnittene Stern aus weissem Kork wurde halbiert, etwas auseinandergeschoben, die Rauten ebenfalls grosszügig hineinverteilt. Alles passt hinein – und hat Luft. Weg vom gewollten Perfektionismus.

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Ich schnitt ein weiteres Mal:

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Splittete erneut und noch weiter:

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und fügte einen dritten Schnitt hinzu – nun verteilte sich alles gleichmässig und die äussere Umrandung konnte so verschoben werden, dass es ein in der Gesamtheit wieder stimmiges Bild ergibt:

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Das erste Testnähen begann: auf einem DIN4 Blatt schwarzen Tonpapiers bügelte ich vorab 10 mit Vliesofix versehene Rauten auf – auch hier schloss ich den 10-Zack Stern nicht komplett, sondern liess ein Stück offen und zwei Zacken “hinausfallen”. Um eine gute Übersicht zum exakten Aufnähen zu bekommen, wählte ich zuerst den Applikationsfuss # 23, doch fiel es mir schwer, hier den perfekten Kantenabstand zu erhalten.

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Also wechselte ich zu einem meiner Lieblingsnähfüsse, dem Geradstichfuss mit Gleitsohle # 53

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mit ihm ist das Einnähen der Rauten kein Problem mehr. Der Kantenabstand, Rautenkante, Nähfusskante ist immer garantiert, die Nadelposition steht am Mittelwinkel der Raute passgenau zur Füsschenkante.

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Dann wird gedreht – der Winkel und der Abstand sind absolut perfekt – und ich kann den Nähfuss nun senken

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und bis zur Rautenspitze weiternähen – wieder bis kurz vor der Spitze, Nadelposition ist dieselbe wie gerade zuvor

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ich drehe meine Arbeit und nähe dann wieder bis zum nächsten Winkel zurück.

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So erreiche ich akkurat aufgenähte Rauten für den ersten Stern. Natürlich ist es auch ein wenig Übungssache, ein paar erste Rauten empfehle ich den ungeübteren Nähern vorab test zu nähen.

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Die Rückseite des Tonpapiers schaut da schon weniger schön aus.

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Eine zweite Lage hefte ich mit Wonderclips dahinter – es könnte auch geklebt werden, doch braucht es das gar nicht.

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Und beide Papierseiten werden mit einem Geradstich von 3 mm zusammengenäht. Der Kantenabstand wird wieder über den Geradstichfuss bemessen.

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In einem letzten Arbeitsschritt falte ich den DIN4 Bogen auf die Mitte zur Grösse DIN5 und steppe die Faltkante nochmals für eine idealere Passform ab. Fertig ist Karte No. 1.

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Ich komme zurück zur zweiten Idee. Hier liegt der mehrfach zerschnittene Hintergrundstern auf dem Tonpapier. Die Gesamtgrösse ist mir persönlich noch etwas zu gross und ich schneide an allen Aussenkanten nochmals 3 mm ab.

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Die Einzelteile werden aufgebügelt (Vliesofix hinterbügelt) – dann nähe ich, wie zuvor alle einzelnen Zuschnitte auf das Tonpapier auf.

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Die Rauten lege ich probehalber nochmals vor dem Aufbügeln hinein, bügele sie dann fest

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und nähe sie danach ebenfalls einzeln an.

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Anschliessend füge ich auch hier einen zweiten Bogen schwarzen Tonpapiers, wie zuvor gezeigt dahinter und stelle die Karte gleichermassen fertig.

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Karte No. 3 folgt sogleich. Hier teile ich den ausgeschnittenen grossen weissen Stern aus Kork und setze ihn knapp seitlich der Mitte des DIN4 Tonpapierbogens. Die einzelnen Rauten füge ich drumherum, gerade so, wie es mir gefällt, bügele sie dann ebenfalls auf und nähe alle Einzelteile auf. Auch diese Karte wird, wie die beiden Vorgängermodelle mit Rückseite und Seitennähten fertiggestellt.

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Und ein paar Stunden später sind dann die ersten drei Advents- und Weihnachtskarten fertig. Echte handgearbeitete Unikate im Naturlook aus Kork. Solche gibts nirgendwo zu kaufen. Die kann man nur selbst machen.

Den Naturkork, sowie viele andere Farben findet Ihr bei mir im Korkshop. Als besonderes Angebot für diese Karten stelle ich ein “Kartenpaket” mit jeweils 1/2 Zuschnitt gestreiftem und 1/2 Zuschnitt cremefarbenem Kork zur Verfügung. Dieses bitte per Mail über [email protected] anfragen.

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Ganz viel Spass und Freude wünsche ich beim Nacharbeiten der Karten. Und soviel sei schonmal verraten, es kommt noch ein weiterer Bericht über Weihnachtsschmuck aus Kork – in ein paar Tagen.

Viele Grüße,

Jutta Hellbach

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Kommentare zu diesem Artikel

6 Antworten

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  • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    halli hallo jutta,
    super gemacht! gut, dass deine ursprüngliche idee sich nicht wunschgemäss umsetzen liess – das meine ich duchaus nicht gehässig, ganz und gar nicht. denn die kreativen lösungen, die sich bei dir daraus entwickelt haben, gefallen mir einfach so viel besser! wie ich neulich schon schrieb, die besten ideen, um solche ‘probleme’ doch noch zu einem guten ende zu führen, scheinen dann zu kommen, wenn der stoff zu kurz abgeschnitten ist oder sonstige hindernisse auftauchen … wer eine dieser karten bekommt, der weiss um seine wertschätzung!
    beste grüsse
    gudrun

    • Jutta Hellbach BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Liebe Gudrun,
      ich gebe dir in allem Recht – aber ich bekenne mich auch dazu, dass ich, wenn alle Stricke reissen, eine grosse Mülltonne vor der Haustüre stehen habe. Mut zum Wegschmeissen und nicht zum Weitermurksen bis zum “geht nicht mehr” muss auch schonmal sein.
      Doch in diesem Falle hat mich die Alternative dann doch gelockt.
      Viele Grüße,
      Jutta

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