Im dritten Teil des Saum-ABCs möchte ich euch zeigen, wie man mit der Overlock-Maschine einen Wellensaum näht.
Wenn ihr keine Overlock-Maschine besitzt, könnt ihr den Wellensaum natürlich auch mit der Nähmaschine herstellen, dazu habe ich am Ende des Beitrags die notwendigen Einstellungen vermerkt.
Bei dem Wellensaum handelt es sich im Grunde um einen Rollsaum, der durch das Dehnen des Stoffes beim Nähen Wellen schlägt. Es funktioniert also nur mit dehnbaren Materialien.
Mit dieser Technik können Röcke, Leggings, Kleider und Shirts gesäumt und Rüschen genäht werden.
Einstellungen für den Rollsaum
Zunächst müsst ihr eure Overlockmaschine für den 3-Faden Rollsaum präparieren.
Schaut dazu in eure Anleitung, ich beschreibe im Folgenden die Einstellungen für die BERNINA 1150 MDA.
Zunächst wird die linke Nadel an der Overlock entfernt denn wie der Name schon sagt, dieser Rollsaum wird nur mit drei Fäden genäht.
Als nächstes müsste ihr den Rollsaumwahlhebel nach unten schieben.
Jetzt werden die Werte für die Fadenspannung der rechten Nadel, des Ober- und Untergreifer eingestellt.
rechte Nadel: 4
Obergreifer: 4.5
Untergreifer: 6.5
Die Messerposition liegt bei 1.0.
Zum Schluss stellt ihr noch die Stichlänge auf 1.0 und das Differential auf N ein.
Nun kann es losgehen.
Wellensaum nähen
Ihr müsst euch zunächst entscheiden, ob der Rollsaum einen farblichen Kontrast zum Stoff bilden soll. Je nach euren Vorstellungen müsst ihr die Garnfarben wechseln.
Die Wellen entstehen, wie schon gesagt, beim Dehnen des Stoffes während des Nähens. Dabei ist es wichtig, das Material gleichmäßig zu dehnen. Je stärker, desto mehr Wellen werdet ihr erzielen.
Es kommt auch darauf an, wie elastisch euer Stoff ist. Deshalb empfiehlt es sich, zunächst an einem Stück des verwendeten Stoffes zu üben um ein Gefühl für die Technik und den erzielten Effekt zu bekommen.
Auf dem oberen Bild seht ihr den Drei-Faden Rollsaum einmal an Jersey ungedehnt, an Jersey gedehnt und an Webware (nicht dehnbar). Wobei sich der Jersey immer ein wenig wellt, wenn ihr den Stoff nicht dehnt, ich habe ihn für das Foto nur ein bisschen fixiert.
Probiert aus, was euch gefällt.
Ich benutze diese Art des Säumens gern, wenn ich z.B. vergessen habe, die Nahtzugabe an den Säumen hinzuzufügen oder auch an Volants, die so noch schöner schwingen.
Wenn ihr den Wellensaum mit der Nähmaschine nähen wollt, müsst ihr hierfür auch die Einstellungen für den Rollsaum vornehmen (sehr enger Zick-Zack-Stich) und den Stoff ebenfalls dehnen. Seid aber vorsichtig, damit ihr die Nadel nicht beschädigt.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren und wenn ihr mehr Informationen zu dem Shirt mit den eingesetzten Rüschen haben möchtet, klickt gern mal rüber auf meinen Webblog.
Eure Paola
Hallo, ich habe an meiner Bernina L460 kein “N” am Differential – meins geht von 0.7 bis 2.0. Welche Einstellung wäre das dann?Du schreibst auch, dass man den Stoff beim Nähen zusätzlich dehnen soll – aber ist das nicht genau die Aufgabe des Differenzials? In eine Richtung gedreht, wird der Stoff zusammengezogen und in die andere wird er gedehnt. Wenn ich jetzt selbst am Stoff ziehe, wofür brauche ich dann das Differential?!
Hallo Ileana, bei der 1150 bezeichnet das N beim Differenzialtransport die Einstellung 1. Bei der L 460 ist das beim Differenzialtransport mit 1 und dem Punkt angegeben (was wiederum “neutral” entspricht). Um einen Wellensaum zu nähen, kann der Differenzialtransport auf 0.7 gestellt werden, dann wird das Material ausgedehnt (dass im Artikel eine Differenzialeinstellung von 1 angegeben ist, ist vermutlich ein Versehen). Um zusätzlich zu Dehnen, kann der Stoff während des Nähens vorne zurückgehalten und hinten zusätzlich gezogen werden, aber Achtung, ohne dabei den Transport zu behindern, denn das würde unregelmässige Stiche erzeugen. Dieses Thema, Wellensaum, zeigen wir auch in einem unserer Anleitungsvideos (zusammen mit dem Schnureinnähfuss der L 450/460): https://youtu.be/lklutZw4dQk Wir wünschen dir gutes Gelingen mit all deinen Säumen und Overlock-Projekten!
Vielen Dank für die Erklärung!
Ich habe an dem Kleid für meine Tochter eine Rollsaum mit Overlock L450 genäht und dieser rollt sich so, dass man den Saum gar nicht sieht. Man sieht nur die linke Stoffseite. Ich habe Jersey verwendet. Habe ich etwas falsch gemacht?
Du hast nichts falsch gemacht. Das liegt am Stoff. Mancher Jersey rollt sich so auf. Das hast du bestimmt schon beim Zuschneiden bemerkt.
Vielen dank für die tolle Erklärung..
Hallo Elke,
Danke für dein positives Feedback.
Viele Grüße
Paola
Liebe Paola, vielen Dank für das hilfreiche Saum-ABC. 🙂 Wie vernähst bzw. versteckst du das letzte Stück der Fadenraupe beim Rollsaum? Hier lässt sie sich ja nicht wie bei der 3-fach oder 4-fach Naht reinziehen… LG Véronique
Hallo Véronique,
ich schneide die Fadenraupe knapp ab und sichere sie dann mit einem engen ZickZack-Stich.
Liebe Grüße
Paola
Ah klasse Idee!! Vielen Dank für den Tipp! 🙂 Viele liebe Grüße! Véronique
Danke für die Anleitung. Schwer begeistert bin ich auch von der “Betätigung” des Rollsaumhebels.
Gruß Mariel
Liebe Mariel,
es freut mich ganz außerordentlich, dass dir das kleine Gimmick mit dem Saumhebel gefällt, denn damit hatte ich wirklich schwer zu tun 😉
Viele Grüße
Paola