Jetzt war’s vorbei mit der Lieblingsjeans meiner Tochter. Beide Knie löchrig, und zu kurz war sie mittlerweile auch. Der einzige Grund, warum ich sie noch nicht entsorgt hatte, waren die Emotionen meiner Tochter, als ich ihr verkündete, dass sie die Hose so nicht mehr tragen könne.
Aber dann kam mir die zündende Idee, wie ich dieser ausgedienten Hose nochmal Leben einhauchen könnte – als Rock. Und das kam so:
Einige Tage zuvor hatte ich ein Schnittmuster gezeichnet für einen 3-stufigen Rock. Ihr findet es auf www.followme-design.ch. Am Bund anliegend und dann zwei gekräuselte Stufen, eine davon diagonal. Plötzlich war mir klar, dass das ganz sicher funktionieren würde. Den oberen Teil der Hose schräg abschneiden, einfach mittendurch und dann die anderen zwei Stufen mit einem passenden Stoff ergänzen. Noch ein bisschen Spitze. In meinem Kopf war der Rock schon genäht.
Lieber Upcycling statt Tonne
Also schritt ich zur Tat.
Beim Abschneiden der Hosenbeine gut darauf achten, dass die vorderen Taschen möglichst unbeschadet bleiben, so kann man sie später weiter benutzen. Idealerweise endet die oberste Stufe ca. 2-3cm unter dem Reissverschluss der Hose. Die Gesässtaschen auf der Rückseite einfach grosszügig durchschneiden.
Ich vernähe mit Vorliebe Bio-Stoffe. Es ist für mich eine Möglichkeit, wenigstens einen Teil unserer Garderobe gezielt nachhaltig zu gestalten. Aus einem anderen Projekt hatte ich noch einen passenden Lillestoff-Susalabim-Jersey übrig, dem ich glatt noch die zwei unteren Stufen abgewinnen konnte – es eignet sich aber auch Webware sehr gut. Und irgendwie wollte ich auch noch ein bisschen verspielte Spitze mit einbauen. So lag dann alles vor mir und es ging ans Nähen.
Die Seitennähte der zweiten Stufe mit der Näh- oder Overlock-Maschine schliessen und die obere Kante auf die Breite der Jeans kräuseln. (In meinem Freebook „Stufen-Rock Kids“ gibt es einen kurzen Exkurs in verschiedene Kräusel-Techniken). In diesem Fall habe ich die Spitze direkt zusammen mit dem Framilon auf die Kante gesteppt. Danach die mittlere Stufe rechts auf rechts an die Jeans nähen. Dabei unbedingt darauf acht geben, dass die lange Seite des einen Teils an die kurze des anderen kommt.
Mit der untersten Stufe genau gleich verfahren. Für den Saum habe ich hier einen klassischen einmal eingeschlagenen Abschluss gewählt, den ich mit meiner Coverlock abgenäht habe. Denkbar sind aber auch Abschlüsse mit Rollsaum oder angenähter Spitze. Fertig ist das Upcycling-Unikat.
Vom Einzelstück zum Outfit
Und da ich noch korallenfarbenen butterweichen Ajouré-Jersey da hatte, hab’ ich noch ein passendes sommerliches T-Shirt nach meinem Basis-Schnittbaukasten „ChamäLeah“ dazu genäht.
Das Shirt wirkt noch ein bisschen gross, aber Kinder wachsen ja so schnell, nicht wahr? Und der Freude meiner Tochter nach zu urteilen hatte ich einen Volltreffer gelandet. Sie kann die Lieblingsjeans wenigstens in Teilen nochmal einen ganzen Sommer lang tragen.
Das Freebook „Stufen-Rock“ mit dem Schnittmuster in den Grössen 86-170 inklusive ausführlicher Nähanleitung ist ab sofort auf meiner Webseite www.followme-design.ch erhältlich. Ich wünsche viel Spass beim Nähen.
Mehr Tutorials zum Thema Jeans
Unter folgendem Link findet Ihr weitere Infos und Ideen zum Nähen mit dem Wunderstoff Denim: Jeans nähen – Tutorials im BERNINA Blog.
Danke, diese Idee kenne ich schon in etwas anderer Form und nähen wir auch in unseren Kindernähkursen mit großem Erfolg. Der schräge Ansatz und die Rüschen gefallen mir sehr gut!
Lass dich durch Kritik nicht verunsichern, Hauptsache deinem Mädel gefällt der Rock.
Es lebe das Upcycling! https://uploads.disquscdn.com/images/d5ad38e548123e923ccd3c2f043aaa359533afc59ed2069f8506e868f83d1aa8.jpg
oh, das sieht aber auch toll aus! 🙂
danke für das positive feedback.
Also ich finde die Idee genial!! Ich hätte zwar sicher einen anderen Stoff genommen (bisserl mehr Spitze oder so) aber die Idee und auch die “Einfachheit” finde ich super!
Anna’s Kritik find ich nicht besonders nett verpackt, aber wie schon festgestellt, frau muß es nicht jedem rechtmachen!
Bitte laß Dir noch viele weitere so süße Sachen einfallen!!!
danke, christine! ich hab’ da noch so einiges im kopf… 😉
Negative Kritik muß auch mal sein; oder ist das hier nicht erlaubt?
Ich schaue ja nun schon sehr lange hier rein, und freue mich immer über schöne Dinge, die hier gezeigt werden. Aber, diesen “Hosen”-Rock würde ich keinem kleinen Mädchen anziehen wollen. Er sieht für mich mehr wie ein Lumpen aus. Schade um den aufgenähten Stoff. Seid mir nicht böse, das wollte ich nur mal gesagt haben.
Liebe Grüße, Anna.
Guten Tag Anna,
sicherlich ist Kritik erlaubt und willkommen, so sie berechtigt ist. Schliesslich lernen wir alle daraus. Dieses nette recycelte Kleidungsstück als Lumpen zu bezeichnen finde ich allerdings nicht mehr witzig. Wenn man sich die Idee und die Verarbeitung ansieht ist da weder etwas schlampiges, noch schmuddeliges dran, was man mit dem Begriff Lumpen in Verbindung setzen könnte.
Wir Bloggerinnen machen uns viel Arbeit mit unseren Ideen und deren Umsetzung in Berichte mit Erklärungen und gut gemachten Fotos.
Da freuen wir uns über Lob und Komplimente und wenn eine Kritik kommt müssen wir damit leben (lernen), doch kann man auch diese Kritik angebracht artikulieren.
Viele Grüße,
Jutta
Liebe Anna
Besten Dank für das Feedback. Ich danke Jutta Hellbach, dass sie bereits in meinem Sinne geantwortet hat. Zusätzlich möchte ich noch anmerken, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Was die einen als Lumpen bezeichnen, tragen andere als Haute-Couture über die Laufstege dieser Welt. Meine Tochter liebt ihren Rock aus ihrer Lieblingsjeans und das Feedback von vielen Kundinnen sowie die Anzahl der Downloads für das Freebook für den Stufenrock von mehreren Tausend lässt mich aber hoffen, dass die Idee gut angekommen ist.
Ich kann damit Leben, wenn es Ihnen nicht gefällt, auch wenn ich zugeben muss, dass Ihre Kritik mich getroffen hat. Aber allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Herzliche Grüsse, Denise
Liebe Anna,
Kritik ist eins, aber das hier ist wertend und echt nicht schön. Ich frage mich oft, warum einige Frauen untereinander so “stutenbissig” sein müssen. Eine Antwort steht noch aus. Es muss dir ja nicht gefallen, aber warum nicht einfach stehen lassen und sich sagen “Gut mir gefällts nicht, aber wird schon jemanden geben, dem es gefällt”. Die eigene Meinung ist wichtig und diese sollte frau unbedingt kundtun können. Aber das geht auch anders. Meines Erachtens hat Denise hier einen wunderbaren Wurf gelandet und ich bin sicher, dass sie wieder einmal mehr die Augen von kleinen Mädchen zum Leuchten gebracht hat. Die Schnitte von Denise gehören zu den Lieblingsstücken meiner Mädchen und ich habe gerade die Woche kaputte Jeans auf die Seite gelegt, um ihnen diesen wunderbaren “Lumpen” zu nähen, um sie dann damit in die freie Laufbahn loszulassen. Ganz nebenbei ist es eine sinnvolle Restenverwertung – die “Eierröschti” des Nähen sozusagen. Leben und leben lassen liebe Anna. Geh raus und geniess das wunderbare Leben!
Liebe Grüsse, Neri
Sehr chic und ich hab es natürlich schon ausprobiert ???
toller Beitrag und schöne Bilder. Gut gemacht Frau Pernet!