Kreative Artikel zum Thema Sticken

Coole Patches mit Toolbox

Bestimmt habt Ihr Tatjanas Beiträge zu der neuen Toolbox Software bereits entdeckt. Die Software ist äusserst einfach in der Bedienung und bietet einem Stickanfänger viele Möglichkeiten. Hier findet Ihr eine auf 30 Tage befristete Gratis-Testversion:

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Unbedingt ausprobieren!

Tatjana wird weiterhin die einzelnen Module und Möglichkeiten aus der technische Perspektive vorstellen. Ich werde mich bemühen, zusätzlich praktische Beispiele und Inspirationen in Form kleiner Projekte zu zeigen.

Für den ersten Beitrag möchte ich Euch zeigen, wie man mit dem Design Kit und den anderen Features coole Patches erstellen und sticken kann.

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Was sind Patches?

Patches sieht man im Moment überall, und ich hoffe, dass ich Euch mit diesem Beitrag für die Software und den neuen Trend begeistern kann. Klassische Patches, welche im Handel erhältlich sind, werden auf speziellen SUM-Stoff gestickt (SUM steht für “Stickabzeichen-Untergrund-Material”) und mit 2 Schichten BSN-Folie versehen (BSN steht für “bügeln statt nähen”). Sie können überall aufgebügelt werden und halten, je nach Hersteller, sogar eine 90-Grad-Wäsche aus.

Manchmal werden Patches auf Stickfilz gestickt. Stickfilz ist ebenso stabil, kann aber nur bis 40 Grad gewaschen werden.

Achtung: Bastelfilz kann nicht gewaschen werden! Bevor ich Euch zeige, wie man Patches in der Toolbox macht, hier ein wenig Materialkunde:

Patches sticken: Materialkunde

Was ist Stickabzeichen- Untergrund-Material (SUM)?

Ich kenne zwei Sorten von SUM:

Polyestergewebe mit Steifleinen (steifere Haptik) und Köperstoff mit einer Vliesbeschichtung (weiche Haptik)

Vorteile:

  • Steifleinen – dunkle Farben waschbar bis 60 Grad, helle Farben waschbar bis 95 Grad
  • Köperstoff – waschbar bis 95 Grad, reinigungsbeständig
  • kein Verziehen des Untergrundes während des Stickvorgangs
  • exzellentes Stickbild
  • kein Stickvlies nötig
  • in vielen Farben erhältlich

Nachteile:

Kaum im Einzelhandel erhältlich! Deshalb greift man zum Stickfilz…

Was ist Stickfilz?

Stickfilz ist ein Polyesterfilz mit ca. 1- 1,4 mm Stärke. Andere Filzarten (Bastelfilz, Nadelfilz) fallen beim Sticken auseinander und „bluten“ beim Waschen.

Vorteile:

  • waschbar bis 40 Grad
  • kaum Verziehen des Untergrundes während des Stickvorgangs
  • exzellentes Stickbild
  • kein Stickvlies nötig
  • in vielen Farben und überall erhältlich

Nachteile:

Nach mehreren Wäschen entstehen kleine „Peeling“ Knötchen auf der Oberfläche.

Was ist BSN-Folie?

Bügeln statt nähen. Hier ist der Name Programm: viele denken, dass man Vliesofix für Patches benutzen kann. Leider hält Vliesofix die Patches mit seiner dünnen Schicht Kleber nicht dauerhaft. Wer Patches erstellen möchte, die dauerhaft am Platz bleiben, sollte mit dieser Folie arbeiten. BSN-Folie ist überall im Internethandel erhältlich. Im lokalen Fachhandel ist es meist schwieriger, diese Folie zu bekommen.

Welche Garne für strapazierfähige Patches?

Klassische Rayon-40-Garne, z.B. von Madeira, sind waschbar bis 95 Grad. Sie sind aber weniger strapazierfähig als die Polyneon-Garne.
Polyneon-Garne bestehen aus reissfestem Polyesterfilament, sind langlebig und strapazierfähig und somit ideal für stark beanspruchte Textilien wie Sport-, Outdoor- und Kinderbekleidung. Sie sind bis 95 Grad wasch- und chlorecht.
Frosted-Matt-Garne sind bis 60 Grad waschbar und liefern fantastische Resultate bei kleinen Details und Schriftzügen.
Das unten beschriebene Nachtleuchtgarn ist ebenso bis 60 Grad waschbar.
Stets ist natürlich zu beachten, dass das Hintergrundmaterial die gewünschten Waschtemperaturen ebenfalls aushalten kann.

Welche Nadeln für ein schönes Stickbild?

Für die oben beschriebenen Garne kann man eine Standard-Sticknadel der Stärke 75/80 nehmen. Ich empfehle jedoch eine BERNINA Microtex Nadel. Warum? Weil sie schärfer ist und meiner Erfahrung nach schönere Resultate liefert.

Welche Oberfadenspannung für ein schönes Stickbild?

Generell benutze ich beim Sticken von Patches ein Bobbinfill in der Stärke 60 (weiss für helle Farben, schwarz für dunkle Farben) und reduziere die Oberfadenspannung. Sowohl bei meiner B 880 als auch meiner B 700 erhielt ich die besten Resultate, indem ich die Oberfadenspannung um 2 bis 3 Schritte reduziert habe. Das heisst, ich reduziere die Oberfadenspannung, die im Standard bspw. bei der B 700 auf 3,0 steht, um zwei bis drei Schritte von jeweils 0,25 auf 2,25, respektive 2,50. Ziel ist, dass man den weissen Unterfaden auf der Oberseite überhaupt nicht sehen kann und für schöne Stickresultate sogar möchte, dass ziemlich viel des Oberfadens nach unten gezogen wird. In der Konsequenz kann man auf der Hinterseite der Stickerei am Rand ein wenig vom Oberfaden sehen.

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Anbei eine kurze Erklärung wie man auf allen Maschinen (egal bei welcher Standardeinstellung) die beste Fadenspannung finden kann. Es ist ganz einfach:

  1. Maschinengeschwindigkeit stark reduzieren und anfangen zu sticken.
  2. Kommt ein wenig Unterfaden hoch (man sieht das meistens am Rand), wird die Oberfadenspannung um einen Schritt nach unten reduziert. Das sieht man meistens schon nach 3 bis 4 Stichen. Ist der Unterfaden nach der Änderung immer noch zu sehen, wird die Spannung um einen weiteren Schritt reduziert usw..
  3. Achtung: nicht allzu weit reduzieren, denn ansonsten können sich Schlaufen bilden! Selbstverständlich sind diese Änderungen abhängig von Stabilisierung, Material, Nadel etc. Im besten Fall muss man gar keine Veränderungen der Oberspannung vornehmen. Der Trick mit dem langsamen Sticken hilft immer und funktioniert übrigens auch bei Zierstichen an der Nähmaschine!

Patches in der Toolbox Software erstellen

Die Software verfügt über viele Stickdateien, die nach Bedarf aus der Cloud heruntergeladen werden können. Eine Möglichkeit ist es, bestehende Stickdateien aus der Cloud zu öffnen und diese als Patch zu sticken.

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Hierbei kann man die Grösse (20%) und Farbe verändern. Möglich ist es natürlich auch, weitere Elemente hinzuzufügen oder nicht gewollte Elemente zu entfernen.

Im Design Kit findet man diverse Körperformen, Arme, Beine, Augen etc. Es macht viel Spass, damit coole Monster zusammen zu stellen.

designkit

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Allgemein kann man einige Elemente zusammenstellen (Baukastenprinzip) und somit immer wieder neue und aussergewöhnliche Stickereien kreieren. Bei diesem Patch habe ich eine Sprechblase genommen und den Schriftzug gelöscht.

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Dazu habe ich die Datei laut Tatjanas Anleitung heruntergeladen.

Dann habe ich die Stickreinfolge angewählt – es sind 2 Farben zu sehen. Ich habe die dunklere Farbe angewählt und den Schriftzug mit der ENTF/Del Taste auf der Tastatur gelöscht.

1 2Als nächstes habe ich auf „Design hinzufügen“ geklickt und den Vogel eingefügt. Diesen habe ich ein wenig verkleinert, nach meinem Wunsch platziert und gespiegelt. 4Der Vogel ist eingefügt, aber noch zu gross.5Ich wollte, dass er in die andere Richtung schaut…6… und dass die Beine des Vogels unter der Sprechblase gestickt werden.7Der Vogel muss also zuerst gestickt werden. Dazu habe ich wieder auf die Stickreihfolge geklickt und die Sprechblase aktiviert. Mit dem Pfeil nach unten habe ich diese Ebene bis ganz nach unten geschoben. 8Die Sprechblase wird jetzt als letztes gestickt.9Wie man mit Schriften arbeitet, zeigt Euch Tatjana in ihrem nächsten Beitrag.

Bei diesem Patch habe ich einen Rahmen genommen und die fertige Brille aus der Bibliothek eingefügt. Für die Nase habe ich ein Bonbon aus der Bibliothek genommen und die nicht gewünschten Teile gelöscht wie bereits oben beschrieben. Dann nur noch den Schriftzug im Halbkreis eingefügt, und fertig war eine coole Stickdatei!

Die Wackelaugen sind zum Ankleben. Ich werde sie nach dem Aufbügeln mit einem waschbaren Textilkleber ankleben. Der Schriftzug hier ist ziemlich spannend, denn er ist mit dem Halloween-Nachtleuchtgarn gestickt. Dieses leuchtet im dunkeln ganz hell.

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Anleitung Patches sticken

Benötigtes Material:

  • Stickfilz
  • Stickgarne
  • BSN-Folie
  • Bügeleisen
  • Backpapier
  • Schere
  • Für eine materialsparende Version: hitzelösliche Stickfolie, z.B. Superfilm von Madeira

Version ohne Stickvlies:

Stickfilz einspannen und die Stickdatei laut Farbsequenzen sticken.

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Ein Stück BSN-Folie laut Hersteller-Anweisung auf die Rückseite der Stickerei aufbügeln. Abkühlen lassen und das Papier abziehen. Die erste Kleberschicht hat sich ziemlich gut mit der Rückseite der Stickerei verschmolzen (sorry, das ist sehr schwer zu fotografieren, also kein Bild). Dann die zweite Schicht BSN-Folie aufbügeln und sie dabei mit Backpapier abdecken, damit die Kleberreste nicht das Bügeleisen verkleben. Patch mit  2-4 mm Zugabe ausschneiden und die Papierrückseite abziehen.

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Materialsparende Version:

Hitzelösliche Folie einspannen und ein Stück Filz auflegen. Wer eine Maschine mit Heftrahmen-Funktion hat, sollte diese aktivieren. Wer das Feature nicht hat, kann das Stück Filz mit Sprühkleber oder Malerkrepp ankleben. Wie gewohnt sticken und anschliessend die Stickfolie laut Herstelleranweisung mit dem Bügeleisen entfernen.

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Patch wie oben beschrieben fertigstellen.

Ich bin sehr gespannt, welche Patches Ihr erstellen werdet!

Liebe Grüsse

Kasia

Schwierigkeitsgrad: Anfänger
Zeitaufwand: einen Abend
Verwendete Materialien: BSN Folie, Stickfilz, Stickgarne, Superfilm
Verwendete Produkte:
BERNINA Toolbox
BERNINA Toolbox

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Kommentare zu diesem Artikel

5 Antworten

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  • Katja Mustermann BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Kasia,
    eine Frage zum Kleber hätte ich.
    Ich recherchiere seit ein paar Tagen und hab immer wieder von Saumband gelesen (unter anderem hier: https://www.buegelprofis.com/ratgeber/patches-mit-buegeleisen-anbringen/), das als so eine Art Bügelkleber dient mit dem man Patches eben aufbügeln kann.

    Ist das nun das gleiche wie die BSN Folie, die Du erwähnst oder was von beidem ist besser geeignet um Patches dauerhaft aufzubügeln?

    Danke und viele Grüße
    Katja

    • Kasia Hanack BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Hallo Katja

      meines Wissens sind Saumbänder zum Arbeiten von Säumen prima geeignet. Diese gibt es in vielen Ausführungen. Sie erinnern oft von der Dicke an Vliesofix. Vliesofix ist für Applikationen sehr gut. Meine Meinung nach, wenn Du richtige Patches hast (also dicker als eine klassische Applikation) ist Saumband o.ä. für eine permanente und dauerhaft waschbare Anwendung nicht optimal weil die bestickte Rückseite nicht ganz eben ist, und die dünne Schicht Schmelzkleber des Saumbandes für eine gute Verbindung nicht ausreicht. Die BSN Folie ist dicker und kann somit beim Schmelzen die unebene Fläche füllen und quasi „eben“ machen womit technisch eine gute Verbindung möglich macht.

      Liebe Grüsse

      Kasia

    • kasia hanack BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      hello Jaimie

       

      Normally I would do it that way, however in Toolbox one is not able to digitize additional lines / outlines. This way it is not possible to have the machine sew an outline, just like one for an applique, so that one can trim back the felt and then continue to stitch the satin stitches.

      Best greetings

      Kasia

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