Kreative Artikel zum Thema Nähen

Leder verarbeiten – Tipps und Tricks

Ich bin ganz entzückt über die Tatsache, dass die Bernette 38 genug Wums hat, um Leder zu verarbeiten. Natürlich geht das nicht in alle unendlichen Stärken und Lagen, aber sie bekommt vier Schichten mittelstarkes Leder verarbeitet, bevor das große Jammern losgeht und das ist für eine normale Haushaltsnähmaschine bemerkenswert. Ich habe nämlich in dem Lederladen meines Vertrauens ein Stück schönes, weiches, graues Leder aus der Restekiste gezogen, mit sehr sympatischen und interessanten, maschinell verursachten Striemen, die für sein Schicksal als zweite Wahl verantwortlich waren. Und weil ich sowieso eine Waschtasche brauchte, habe ich es mitgenommen um mich an mein Lieblingsfühlmaterial und Angstnähmaterial zu wagen.

Lederwaschtasche

Natürlich habe ich, um mich emotional darauf vorzubereiten, vorher ein wenig schlau gemacht, denn Leder verarbeiten ist dann doch ein wenig anders als gewebte Stoffe zu vernähen. Kunstleder und Wachstuch sind ähnlich zu verarbeiten, jedoch gibt es bei Leder noch ein bisschen mehr zu beachten. Ich habe in einer kleinen Übersicht mal die wichtigsten Punkte zusammengetragen, für alle, die vorhaben sich an Leder heranzuwagen. Falls interesse besteht: Die Anleitung und das Schnittmuster für die Waschtasche gibt es hier für das learning-by-doing.

Hier meine Top 6 der Lederverarbeitung

1) Leder wird mit der Zeit ein wenig trocken. Ist das Leder zu trocken, kann es brechen, was bei der Verarbeitung natürlich doppelt ärgerlich wäre. Durch ein bisschen Sattlerfett, Creme oder Öl bekommt man das Leder wieder geschmeidig. Allerdings wird Glattleder durch das Fetten ein wenig dunkler und gefettetes Wildleder verändert sowohl den Farbton als auch die Oberflächenstruktur, das sollte man danach wieder ein wenig anrauen.

Leder_verarbeiten_Laufrichtung

2) Leder hat tatsächlich eine Laufrichtung, während es keine wirkliche Laufrichtung bei Kunstleder und Wachstuch gibt (es sei denn, es hat ein Muster). Die Laufrichtung läuft entlang der Rippen des Tiers, auf dem Foto ist eine halbe Haut zu sehen, die Laufrichtung verläuft hier horizontal. Das ist für die Reißfestigkeit entscheidend, denn gegen die Laufrichtung ist Leder quasi gar nicht reißbar. Gerade für Riemen oder Bänder bietet es sich an diese mit der Laufrichtung zuzuschneiden.

Leder_verarbeiten_wonderclips

3) Leder, Kunstleder und Wachstuch sollte man nicht stecken, weil die Löcher, sind sie einmal gestochen, nicht wieder rausgehen. Ich verwende Wonderclips. Hat man die nicht zur Hand, kann man natürlich auch normale Wäscheklammern, Architektenklammern oder Tesafilm nehmen.

Leder_verarbeiten_Ledernadeln

4) Geeignetes Equipment ist von Vorteil. Für dickeres Leder ist eine Ledernadel sinnvoll, da diese an der Spitze mit einer Schneideahle versehen sind. Für dünneres Leder bietet sich eine Jerseynadel an. Auch ein stärkeres Garn ist zu empfehlen, gerne gewachst, das gleitet besser durch die Löcher.

Leder_verarbeiten_Fuesschen

5) Die meisten Leder, Kunstleder und Wachstücher lassen sich von der Nähmaschine meist schlecht transportieren. Abhilfe schaffen besondere Nähmaschinenfüße wie der Teflonfuß, der Obertransportfuß, der Rollenfuß oder einfach nur Washitape oder Kreppband unter dem ganz normalen Nähfuß. Auch Zeitungspapier mitnähen kann hilfreich sein, das kann man danach einfach wieder herausreißen. Allerdings ist die Nadel bei diesem Vorgehen schneller stumpf.

Leder_verarbeiten_Einstellung

6) Für einen schönen Stich muss die Fadenspannung und die Stichlänge angepasst werden. Am besten geht das durch Ausprobieren an einem Probestück, da jedes Leder und jede Maschine anders ist.  Mit meiner bernette 38 habe ich eine Stichlänge von 3,5 oder 4,0 gewählt, damit die Löcher nicht so nah aneinander sind.

Schwierigkeitsgrad: Anfänger
Zeitaufwand: einen Abend
Verwendete Materialien: Kunstleder, Leder, Wachstuch
Verwendete Produkte:
bernette 38
bernette 38

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Kommentare zu diesem Artikel

3 Antworten

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  • Silke Freudenstein BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Ann-Sophie,
    zunächst mal vielen Dank für Deinen Leder-Artikel. Ich freue mich immer, wenn Grundlagenwissen über verschiedene Materialen vermittelt wird und nicht gleich etwas Superkompliziertes produziert wurde! (Ich seh mir das gern und voller Respekt an, aber für mich ist das too much..)
    Wie stellt man denn die Laufrichtung von Leder eigentlich fest? Ich erkenne das nicht. Danke im Voraus! Silke

    • Ann-Sophie Lömker BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Hallo liebe Silke.

      Vielen Dank für Dein Feedback 🙂
      Die Laufrichtung des Leders kann man mithilfe dreier Tipps feststellen: Die Laufrichtung verläuft entlang der Rippen, wenn man eine ganze oder halbe Haut hat und das Tier noch erkennen kann, dann kann man sich gut daran orientieren.
      Wenn das nicht der Fall ist, das Leder aber dünn genug ist dann hilft ein Reißtest. Entlang der Laufrichtung ist das Leder nämlich einreißbar, gegen die Laufrichtung ist es sehr stabil.
      Wenn das Leder sehr dick ist, dann hilft nur fühlen in welche Richtung das Leder dehnbarer ist. In der Laufrichtung ist es dehnbarer als gegen die Laufrichtung.

      Ganz liebe Grüße,
      Ann-Sophie

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