Derzeit präsentiert das Historisch Museum de Bevelanden – Oudemanhuis – in Goes (NL) – wie bereits angekündigt – das ‘Grande Finale’ der European Art Quilts.
Es ist dies der Abschluss der gleichnamigen Wettbewerbs- und Ausstellungsreihe und es ist leider keine darauf folgende Wanderausstellung geplant. ‘Es ist wirklich unsere letzte Ausstellung und nur in Goes’, schreibt mir Olga Prins-Lukowski, danach sei endgültig Schluss. ‘Leider, aber wenn man fast 80 ist, geht es nicht mehr.’
Als ich die Ankündigung schrieb, war diese Ausstellung noch gar nicht eröffnet, aber mir war dennoch schon klar, dass es sich um etwas Besonderes handeln müsse. Darum nahm ich sofort Kontakt zu Olga Prins-Lukowski auf; sie ist der führende Kopf im Team der European Art Quilt Foundation. Diese Stiftung organisierte für das ‘Grande Finale’ ein Invitational, d.h. man lud Teilnehmer an den acht EAQ-Ausstellungen (1997 – 2014) ein, neue Arbeiten zu zeigen.
Postwendend hielt ich den Katalog, der sich von seinem Format (ca. 22 x 21 cm) her genau in die Reihe der bisherigen Kataloge der acht stattgefundenen EAQ-Ausstellungen in meinem Bücherregal fügt, in Händen. Die 116 Seiten …
… sind prall gefüllt mit Farbfotos von Quilts, Objekten, Installationen (146 Arbeiten aus 18 europäischen Ländern) und Ausstellungsansichten vom Feinsten – die Teilnehmerliste liest sich …
… wie das europäische Who’s Who der Szene. Und ich hatte die Auswahl, von welchen Künstlerinnen mir Fotos ihrer Arbeiten zugeschickt werden sollten!
Natürlich kann ich an dieser Stelle nicht alles zeigen. Aber eine Empfehlung aussprechen, sich die Ausstellung anzusehen, das kann ich schon.
Da der Katalog auch Ansichten von der Ausstellung zeigt, ergibt sich ein sehr spannendes Bild, zumal ich bereits früher, beispielsweise bei diversen Festivals of Quilts in Birmingham bemerkt hatte, dass die Veranstalter grossen Wert …
… auf eine sehr, sehr ansprechende Präsentation legen. Das Ausstellungsdesign von Herman Lengton verdient eine lobende Extra-Erwähnung!
Die wandhängenden zweidimensionalen wie auch die dreidimensionalen Exponate …
… reichen von realistischen bis hin zu abstrakten, von ‘sanften’ Darstellungen bis hin zur Konfrontation und sind in ganz unterschiedlichen Techniken und Formaten gearbeitet. Ich kann mit Gewissheit sagen: Es geht einem das Herz auf!
Mit ihrem Engagement hat sich die European Art Quilt Foundation sehr um diese Kunstform verdient gemacht. Sie hat vielen europäischen Textilschaffenden eine Bühne geboten und …
… die Aufmerksamkeit vieler Besucher namhafter Museen, die diese Reihe über die Jahre zeigten, auf jurierte Ausstellungen auf einem hohen Niveau gelenkt.
Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Öffentlichkeit Notiz davon nahm und Art Quilts und textilkünstlerische Objekte sich langsam doch der Anerkennung als Zweig der Bildenden Kunst annähern.
Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass ein ähnliches und ähnlich freies Konzept unter fachkundiger Leitung eine Fortsetzung findet.
Die Ausstellung findet noch bis zum 3. September 2017 im ‘Oudemanhuis’ statt, einem Gebäude aus dem Jahr 1670, das auch als Waisenhaus diente. Die drei Stockwerke verfügen heute über einen Fahrstuhl, so dass auch Rollstuhlfahrer Zugang haben. Die Eintrittskarten sind im benachbarten Museum erhältlich.
Der Katalog ist auch über die Website der European Art Quilt Foundation zu erwerben.
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Info:
1. Juli – 3. September 2017
European Art Quilts
Grande Finale
Historisch Museum de Bevelanden
Oudemanhuis
Zusterstraat 11
4461HZ Goes
Niederlande
Öffnungszeiten:
Mo – Fr: 11 – 16.30 Uhr
Sa / So: 13 – 16.30 Uhr
Fotos und Informationen von der European Art Quilt Foundation bzw. dem Museum (soweit nicht anders angegeben) zur Verfügung gestellt – vielen Dank!
Im Haifischbecken der “Deutschen Textilkunstszene” wird der Nachwuchs solange weggebissen, bis er sich einen wohlgesonnerenen Pool sucht.
Angst macht eben einsam, auch in einer Gruppierung und irgendwann ist auch aus einem Haifischbecken der letzte Tropfen verdunstet.
Seien es Jurys oder einseitige Berichterstattungen von Presseorganen, all dies hilft dem nicht geduldeten Nachwuchs zu einem schnellen Absprung.
Gruss,
Jutta
DANKE, liebe Gudrun,
das ist ja eine ganz besondere Ausstellung, die man nicht verpassen möchte !!!
Ich werde mich auf den Weg machen und DANKE Dir herzlich für Deine Mühe.
Davon hätte ich ohne Deinen Bericht nicht erfahren.
LG monika
halli hallo monika,
freut mich sehr, dass ich dich informieren konnte, vielen dank. und ich bin echt gespannt, was du sagst, wenn du die ausstellung besucht hast. jedenfalls viel vergnügen dabei!
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
habe alles arrangiert, am 10.08. werde ich hinfahren und Dir danach berichten. Ich freu mich drauf!
monika
Guten Morgen Gudrun, danke für den Bericht! Es ist wirklich sehr schade, daß gerade diese lange bekannten und berühmten Veranstaltungen zu Ende gehen ! Vielleicht tut sich im Verborgenen die nächste Generation Textilkunst auf – sie wird sich insgesamt erneuern müssen, wie auch immer.
Wenn eine Tür zu geht – vielleicht tut sich die nächste auf.
Wenn ich die Berichte über die documenta in Kassel etc. lese, dann bleibt das für mich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Daß eine nächste, andere TextilKunstSzene sich vielleicht auftut, die dann vielleicht in der Kunstszene – dünn gesät bisher (noch ein zartes Pflänzchen) – besser Fuß faßt. wie unsere Generation das getan hat bzw. der dies insgesamt versagt geblieben ist. Wir sind doch eigentlich eine ganz “eigene” Szene.
Daß sich dies ändert und kunstrichtungsübergreifend – auch in großen, bedeutenden Veranstaltungen, Museen und Galerien geachtet wird, DAS wünsche ich der Textilkunst aus ganzem Herzen.
Liebe Grüße Luitgard
halli hallo luitgard,
1000 dank für dein nachdenkliches feedback. du sprichst mir ja aus dem herzen und ich denke nicht, dass die szene, wie sie jetzt ist, anerkennung als zweig der bildenden kunst – jedenfalls in deutschland – so bald finden wird. aber vielleicht ist es doch ein wegbereiter, ein türöffner für die kommenden, jetzt noch jungen leute. die vielleicht schon während der ausbildung an den kunstakademien einiges bewegen könnten. nicht nur bei der documenta oder der biennale di venezia sind dieses jahr relativ viele exponate mit textilen bezügen vertreten – man braucht die veranstaltung gar nicht so hoch zu hängen – sondern auch hier in berlin in einer galerie – habe ja neulich erst darüber berichtet. und dies zeigt auch, dass die szene nicht da stehen bleiben darf, wo sie jetzt ist. auf neue ideen und fortentwicklungen kommt es an! und da lohnt sich der blick über den tellerrand, z.b. auch ins ausland – gerade in den niederlanden findet man immer wieder auch tolle neue ansätze!
beste grüsse
gudrun
halli hallo,
es sieht fast so aus, als ob eine ära zu ende geht. nicht nur die ‘European Art Quilts’ werden in dieser form zum letzten mal präsentiert, auch die ‘Open European Quilt Championships’, die zuletzt in maastricht (niederlande) gezeigt wurden, sind abgesagt. die veranstalter geben aus alters- oder auch aus finanziellen oder aus ganz anderen gründen auf. sehr, sehr schade, aber zu akzeptieren.
wer sich auf den weg in unser nachbarland macht, um sich die oben beschriebene ausstellung anzusehen, dem seien noch zwei weitere ziele empfohlen, zu denen ebenfalls noch ausführliche berichte folgen werden:
zum einen die ‘Rijswijk Textile Biennial 2017’ im museum rijswijk, ebenfalls in den niederlanden, vgl. https://blog.bernina.com/de/2017/04/ausstellungstipps-mai-2017/
zum anderen ‘MÄNNER’, das ausstellungsprojekt von gudrun heinz und sarah schultz, das zur zeit in der alten duchfarbik in esch-sur-sure in luxemburg zu sehen ist, vgl.
https://blog.bernina.com/de/2017/07/ausstellungstipps-juli-2017/
ich wünsche ganz viel spass und freue mich auf eure reaktionen hier im blog!
beste grüsse
gudrun