Ihr habt sicher schon mehrfach von der “Reliefstickerei” gehört. Sie wird auch “Bandstickerei” oder englisch “Couching” genannt.
Eigentlich handelt es sich um eine alte, traditionelle Handsticktechnik, die auch in Stickmaschinen umgesetzt werden kann. Ein Garn, Wollfaden oder Band wird aufgenäht, man erhält schöne plastische Effekte. Die Technik ist sehr alt, man erinnere sich an Dekorationen aus Goldkordeln auf historischen Gewändern. Für die BERNINA Nähmaschinen gibt es einen Nähfuß, den Kordelannähfuß #43, mit dem man diese Stickmethode an der Nähmaschine ideal umsetzen kann. Wie man den Fuss freihand einsetzt, seht Ihr hier:
Die BERNINA Sticksoftware 8 bietet die Möglichkeit, solche Muster für die Stickmaschine zu erstellen. Ich zeige Euch verschiedene Möglichkeiten, Reliefstickerei/Couching-Muster in der Software zu gestalten.
Zunächst einmal ist die wichtigste Voraussetzung, dass das Muster “endlos” ist, d.h. eine fortlaufende Linie besteht. Die Linien sollten nicht zu oft übereinanderlaufen, sonst läßt es sich später nicht sauber aussticken. Hier rate ich zu maximal 3 Lagen Überschneidung, bei weichem Garn sind auch 4 Lagen möglich. Wenn das Muster fertig erstellt ist, wird es in einen “Reliefstickerei”-Stich eingestellt. Auch danach ist die Linie noch über die “Bearbeitungsfunktion” zu ändern. Natürlich können auch Motive erstellt werden, die aus mehreren kombinierten Einzellinien bestehen. Hier kann man dann auch mehrfarbig arbeiten.
Manuell erstellte Endlosmuster
Mit der Digitalisier-Funktion “offene Handzeichnung” oder “Offenes Objekt” könnt ihr Linienobjekte aller Art erstellen, die ihr dann in “Couching/Relief”-Stickerei umwandeln könnt. Diese einfachen Linienmuster lassen sich natürlich auch in der Corel-Arbeitsfläche erstellen und dann in die Stickarbeitsfläche konvertieren. Ich habe unten ein traditionelles Bandstickerei-Motiv erarbeitet und später sogar zweifarbig angelegt. Wichtig bleibt, wie oben erwähnt, dass es nicht zu viele Überlappungen der Linien gibt, bei kräftigeren Bändern wird sonst evtl. das Aussticken problematisch.
Man kann natürlich mehrere Einzelobjekte miteinander verbinden. Hier setzt man die Einzelelemente zusammen, sodaß sie direkt aneinander anstoßen, paßt Anfang- und Endpunkte an, sodass Ende des ersten und Anfang des zweiten Musters übereinander liegen und gruppiert die beiden Elemente und erhält so eine durchgängige “Naht”.
Spiegeln und verbinden
Viele Motive eignen sich zum Spiegeln und/oder verbinden. Wichtig ist, dass gleichfarbige Linien ineinander übergehen, dann verbindet sie die Software zu einer durchgängigen Linie. Mit etwas Übung und Phantasie lassen sich so aus ganz einfachen Elementen sehr kreative Muster erstellen. Sollten Anfangs- und Endpunkte nicht sofort passen, kann man diese ja so verlängern, dass sie passen und widerum eine geschlossene Linie bilden. Das habe ich hier im Kranz gemacht.
Gefüllte Grundformen
Man kann sowohl in der Corel-Arbeitsfläche, als auch in der Stickarbeitsfläche diverse geschlossene Formen erstellen. Für die Füllung eignen sich der Mäander-Laufstich” und die “Relief-Füllung”. Hier sollte der Linienabstand auf mindestens 4 mm eingestellt sein (Kordel laufen dann dicht nebeneinander), wünscht man mehr Abstand zwischen den Linien, geht man hier entsprechend im Wert hoch. Ich habe hier mit 8 mm gearbeitet. Wünscht man eine äußere Umrandung, setzt man eine Kontur. Hier kann man dann widerum Anfangs- und Endpunkte so einstellen, dass Innenfüllung und Umrandung direkt in eine durchgängige Linie gewandelt werden, sofern das die Software nicht schon erledigt hat. Hier ein Beispiel für die Relief-Füllung.
Hier ein Beispiel für die Mänder-Füllung.
Spiralmuster
In der Corel-Arbeitsfläche gibt es noch eine tolle Funktion, mit der sich schöne Motive erstellen lassen: Die Spiralfunktion.
Zum Erstellen von Spiralmustern im Corel der Sticksoftware 8 gibt es ein tolles, deutschspachiges Video:
Zum Sticken der Motive an der BERNINA Stickmaschine benötigt ihr den Kordelaufnähfuß #43. Er ist auch an der Nähmaschine verwendbar.
Als Garn eignen sich nur runde Garne, die dick und weich genug, dass sie gut durch die Löcher des Fußes rutschen. Richtwert ist hier die Lochgröße des Nähfußes, dünnere Garne werden beim Annähen mit der Stickmaschine nicht gut erfaßt. Weiche Wollgarne und Kordeln/Garne in der Dicke ca. 2 mm sind am Besten geeignet. Schöne Ergebnisse habe ich mit dünner Satinkordel erzielt. Es gilt eher dicker, als dünner, was durch die Löcher grade so durchpaßt, ist am Besten geeignet. Wie man diese Motive stickt, ist im Videotutorial oben gezeigt.
Hier noch ein paar meiner Beispiele:
Viel Spaß beim Ausprobieren,!
Fragen könnt ihr wie immer gerne hier als Kommentar stellen.
Nette
Ich lese die Beiträge über die V8 sehr gerne und interessiert und weiß auch gar nicht, ob ich hier jetzt an der richtigen Stelle schreibe. Auf dem Bernina-Blog in NL sind sehr interessante Beiträge zur V8, die ich aber zum Großteil nicht verstehe, da ich der niederländischen Sprache nicht mächtig bin. Wäre es nicht möglich, diese Beiträge ins deutsche zu übersetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Brigitta
Das wird aus Zeit- und Budgetgründen leider kaum möglich sein. Der holländische Blog wird von unserer holländischen Vertriebsgesellschaft gepflegt. Beim deutschen Blog konzentrieren wir uns auf das Erstellen “eigener” Inhalte in deutscher Sprache – zumal es aus unserer Sicht ideal ist, wenn die Autorinnen auf Kommentare in ihrer Muttersprache antworten können, was nicht der Fall wäre, wenn beispielsweise eine deutsche Frage zu einer übersetzter Anleitung an eine holländische Autorin gestellt würde. Entsprechend findest Du im deutschen Blog viele Inhalte zur V8 (z.B. hier https://blog.bernina.com/de/?s=v8
und hier https://blog.bernina.com/de/tag/bernina-sticksoftware-8/), die im holländischen Blog nicht zur Verfügung stehen, obwohl es in den Niederlanden bestimmt interessierte Leserinnen gäbe.
Liebe Grüsse
Matthias
Herzlichen Dank für die prompte Antwort und für die Erläuterungen.
Liebe Grüße
Brigitta
Vielen Dank, aber ich habe nicht die V8.Kann man das mit der V7 auch? Das wäre echt schön.
Liebe Grüße
Gabi
Nein, genauso so leider nicht. Du kannst testen, ob das mit einem kleinen Gradstich mit einfachen Motiven funktioniert, aber das ist schon eine neue Funktion in der V8. Viele Grüße
Ich habe bis jetzt nur die Testversion der V8, aber ehrlich gesagt, wüsste ich auch gern, was der Unterschied ist, wenn ich über die Couching-Funktion digitalisiere.
Mit der V7 habe ich bereits vor geraumer Zeit Couching-Motive gestickt und das ging problemlos.
LG
Na dann versuche ich das auch einmal. Vielleicht habe ich Glück.
Liebe Grüße
Gabi
Hallo Gabi,
ich habe noch ein Foto von meinen ersten Digitalisierungsversuchen gefunden. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich einen ganz schmalen Zickzackstich dafür genommen.
LG
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