Höllische Qualen durchlitt Linzi Upton bei der Arbeit an ihrem Quilt “Beelzebub”. In ihrem Bericht, den wir nachstehend gerne publizieren, erzählt sie von schlaflosen Nächten und unzählige Momenten, in denen sie den Bettel am liebsten hingeschmissen hätte. Umso grösser war ihre Freude, als sie einen Tag vor Beginn des Festivals of Quilts in Birmingham erfuhrt, dass “Beelzebub” die Kategorie Contemporary Quilts gewonnen hat. Vielleicht ermutigt ihre Geschichte, die eine oder andere Leserin, ein längst vergessenes UFO hervorzuholen und abzuschliessen.
Die Geschichte des “Beelzebub”-Quilts
Das war ein Quilt mit einer ungewöhnlich langen Entstehungsgeschichte. Alles begann vor etwa zehn Jahren, als ich einen Kurs zur Herstellung eines traditionellen Wholecloth-Durhams besuchte. Dieser wurde von einer bekannten britischen Quilterin, Lilian Hedley, aus dem Norden von England, geleitet. Sie stellte einige Zeichnungen mit Motiven von altertümlichen Durham-Quilts zur Verfügung und zeigte den Schülern, wie man grosse Federn mit alten englischen Pennys auf Backpapier zeichnet. Lilian erklärte, dass Durham-Wholecloths in der Regel auf Baumwollsatinstoff gezeichnet werden und dann von Hand ganz einfach mit einem Cross-Hatch Hintergrund gesteppt werden. Es war nie meine Absicht, mein Stickmuster auf diese Weise zu quilten, da ich eine Langarm-Quilterin bin und einen unkonventionellen Stoff, vielleicht sogar mit Goldlamé, verwenden wollte.
Am Ende habe ich das Papiermuster zusammengefaltet und es in eine Schachtel gelegt, weil ich mich nicht entscheiden konnte, was ich damit machen wollte. Ich dachte immer wieder mal darüber nach, aber ich war mit anderen Projekten beschäftigt: einer gequilteten Jurte, einer Abdeckung für einen Smart, einer Reihe von Wikinger-inspirierten Textilien auf Metallgewebe und einem Ruderboot. Ich dachte immer wieder an das Durham-Wholecloth-Stickmuster und erwähnte es in den folgenden Jahren mehrmals in meinem Blog. Ich fühlte mich etwas schuldig, da es ein längst abgelegtes Projekt war, und ich nannte es “Beelzebub”, weil es sich wie ein Quilt-Dämon anfühlte.
Eines Tages verwendete ich ursprünglichen, breiten Baumwollstoff, den ich in der Waschmaschine rosa gefärbt hatte und begann mit einem Frixion-Stift und einer Lichtbox das Wholecloth-Stickmuster durchzupausen. Das war etwas schwierig, da das Backpapier mit der Zeit brüchig und zerbrechlich geworden war. Nachdem ich auf Quilt-Shows wunderschöne, mit der Maschine gequiltete Federn gesehen hatte, schienen meine Durhamstil-Federn ziemlich gross und hässlich. Mein Plan war mit dem sehr traditionellen Wholecloth-Stickmuster zu beginnen, und dann herauszufinden, wie es unkonventionell gestaltet werden konnte. Ich dachte weiterhin, dass alles schief laufen würde.
Irgendwann habe ich dann beschlossen, dass mein Wholecloth-Stickmuster ein Anti-Establishment Zeichen setzen sollte, indem ich eine zusammengestückelte Rückseite gestaltet, die am Ende die Vorderseite sein könnte. Es gab keinen Plan für die Zusammenstellung der Stücke – es war nur eine willkürliche Auswahl von Blöcken in einer Farbpalette, die der schottischen Landschaft entsprang. Die meisten der Farben, die ich auswählte, waren harmonische Heidekrautfarben, aber sobald diese knapp wurden, habe ich einfach alles verwendet, was ich gefärbt hatte; ganz zu schweigen von der zufälligen Verwendung von feiner Seide und schwerem, grobem Leinen.
Der zusammengestückelte BzB-Quilt endete als beinahe 2,5 m grosses Quadrat und ich fühlte mich wie Dr. Frankenstein, der mehrere Wochen damit verbrachte, ein Monster mit eigenem Willen zu schaffen. Es war weit von dem entfernt, was ich ursprünglich beabsichtigt hatte, aber ich hielt es für einen interessanten Prozess. Ich habe gelernt, gekrümmte Freistil-Patchworkarbeiten zu geniessen und zu schätzen, dass ein wenig vorausschauende Planung nützlich gewesen sein hätte können.
Eine Zeit lang dachte ich darüber nach, den Quilt in “Highland Fling” umzubenennen, zu sagen, dass schottische Volkstänze und die schottische Landschaft mich von Anfang an beeinflusst hatten, da es eine Kombination aus Restriktionen der traditionellen Blöcke und der wilden Hemmungslosigkeit war, welche wunderbar miteinander harmonierten.
Ich hatte noch nicht entschieden, ob ich meinem ursprünglichen Plan fortsetzen wollte, ein sehr traditionelles Wholecloth-Design auf einen sehr asymmetrisch zusammengestückelten Quilt ohne offensichtlichen Mittelpunkt zu quilten. Ich wollte den Hintergrund des ganzen Stoffstückes weitaus interessanter machen als das Hauptstickmuster, aber ich war die ganze Zeit mit mir selber am Diskutieren, ob dieser Quilt viel mehr zeitgenössisches Quilten benötigte, um alles zusammenzuführen. Noch einmal entschloss ich mich, den Schatz beiseite zu legen, bis ich mich entschieden hatte. Ich befand den BzB ganz einfach als einschüchternd und ich hatte zu viel Angst, etwas zu beginnen, für das ich so lange benötigt hatte.
Am Anfang dieses Jahres (2017), als die Eingabefristen der Quilt Shows näher rückten, nahm ich das vernachlässigte BzB-Anti-Establishment-Wholecloth-Projekt wieder zur Hand. Ich starrte es für eine lange Zeit an und machte mir ein paar Notizen, wie es angegangen werden könnte. Sein grösstes Problem war die grosse Menge an leerem Raum, der traditionellerweise mit ½ ” diagonalen Linien gefüllt werden sollte. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, machte ein paar zusätzliche Schablonen und entschloss mich, diesen Raum auszufüllen, da a) ich weder einen modernen noch b) einen traditionellen Quilt herstellte und c) weil ich mich danach fühlte!
Ich hatte erwartet, dass ich im Mai drei massgeschneiderte Quilts machen müsste, aber ihre Hersteller hatten sie nicht fertig gestellt, also hatte ich keine andere Wahl als den ziemlich grossen “BzB” auf den Rahmen meiner BERNINA Q 24 zu spannen und zu versuchen, ihn für das Festival of Quilts fertigzustellen.
Ich war genervt, als ich entdeckte, dass ich keine ganze Packung Wollvlies beiseite gelegt hatte und dass die untere Schicht der schwarzen Wattierung nicht breit genug war. Einmal mehr habe ich mich gefragt, warum ich den BzB so gross gemacht hatte. Ich rief mehrere britische Quilt-Shops an, aber keiner konnte die Lieferung am nächsten Tag garantieren oder hatte gar nicht am Lager, was ich wollte. Es gab nur eine Lösung: alle übrig gebliebenen Füllwattestücke zusammenzulegen. Die riesigen Stücke, die ich rekonstruiert habe, wurden dann grosszügig mit Wasser befeuchtet und ausgelegt, um sich zu entfalten, da die Wollwatte, die in Paketen geliefert wird, immer ungünstig zerknüllt ist.
Ich muss zugeben, dass mich BzB sehr nervös machte. Er hatte schon lange gewartet und musste verkehrt herum mit dem Patchwork auf der Rückseite genäht werden, damit ich die Quilt-Markierungen sehen konnte. Ich musste auf beiden Seiten eine perfekte Stichspannung hinbekommen, da ich beabsichtigte, den Quilt beidseitig zu verwenden. Ich habe verschiedene Fäden ausprobiert, darunter ein Wollgemisch, das auf der Oberseite grossartig aussah, aber auf der Rückseite nicht so toll war, weil die Farbe nicht passte. Ich wurde vor die Entscheidung gestellt, unbesehen etwas mehr Faden online zu bestellen oder mir mit etwas anderem zu helfen. Da BzB etwas unkonventionell war, beschloss ich mit einem 30wt neonrosafarbenen Baumwollfaden zu starten, weil ich ihn gerade auf einer riesigen Spule hatte.
Ich überwand meine Angst, fasste etwas Mut und begann die Umrisse auf BzB zu quilten. Ich arbeitete SEHR langsam im manuellen Modus, weil es einfach der beste Weg ist, um eine gezeichnete Linie herum zu quilten.
Ich wünschte mir wirklich, dass ich mir ein Jahr Zeit gegeben hätte, an diesem grossen Quilt zu arbeiten, anstatt ein paar Wochen, da es so vieles gab, was ich tun wollte und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich es bis zur Deadline schaffen würde.
Alles, was ich während einer ganzen Woche tat, war mit rosafarbenem Faden zu quilten, deshalb war es gut, dass er manchmal bunt war und für eine gelegentliche Überraschung sorgte.
Nach einer zehnsekündigen Diskussion mit mir selbst entschloss ich mich, winzige Spiralen in die ein halbes Zoll breiten Klaviertasten zu quilten, weil ich wusste, dass ich es nicht ertragen konnte, sie leer zu lassen.
Dann habe ich die Marathon-Aufgabe begonnen, kleine Spiralen und Wirbel im Hintergrund zu sticken, was in den Rücken ging, da ich meine Nase so nah wie möglich beim Quilt halten mag und ich keinen hydraulischen Lift am Q24-Rahmen habe. Ehrlich gesagt, war es manchmal langweilig, und es ging sehr langsam voran, weil der Quilt so gross ist. Sogar Bumble, mein Scottie-Hund, hielt es für langweilig und ging nach draussen, um lieber dem Gras beim Wachsen zuzuschauen.
Man konnte sagen, dass der BzB fünf Hauptkonstruktionsphasen hatte – das Entwerfen/Zeichnen/das Pausen des ganzen Stoffmusters, das Zusammenstückeln, das Quilten der Hauptmotive, das Quilten des Hintergrundes und schliesslich, nach sehr langen zwei Wochen – die Färbung, die ich mit Aloe-Vera-Gel lackierten Derwent-Intense-Stiften machte. Ich muss zugeben, dass diese Phase sich manchmal wie eine Ewigkeit anfühlte. Ich bekam sogar eine Blase an meinem Finger, weil ich die Farbstifte so fest hielt.
Nachdem die Färbung fertig gestellt war, begann ich, alle grossen Motive auf dem BzB mit Wollfaden noch einmal zu quilten, um eine Definition hinzuzufügen. Ich hielt nur ein paar Mal den Atem an und zu meinem Erstaunen, ging es weitaus besser als erwartet. Ich bestellte zusätzlich 110 Wollnadeln und benutzte jede Einzelne von ihnen. Dichte Lagen von Rohbaumwolle, sperrige Nähte und Farbe machen Nadeln sehr schnell stumpf.
Die zweite Runde des Quiltens dauerte noch einmal sehr lange, aber ich wusste dieses Mal, wie ich es am besten anstellte. Es gab Momente, in denen mich die Monotonie unglaublich langweilte, aber nachdem ich in der Mitte der Woche die Hälfte geschafft hatte, war ich motiviert, ihn fertig zu stellen. Ich musste mich besinnen, mich bei der Fertigstellung der letzten Federn nicht zu sehr aufzuregen, da es so verlockend war, am Schluss in Hektik zu verfallen.
Es war so eine grosse Erleichterung, den Quilt endlich vom Rahmen zu nehmen. Das Finalisieren dauerte ein paar Stunden – ich konnte nicht einfach vom Rand mit den Federn aus rundherum messen, da es sich herausstellte, dass ich ihn offensichtlich nicht gleich am Anfang als Quadrat gezeichnet hatte. Ich war erstaunt, dass die beiden gegenüberliegenden Seiten zueinander passten, als ich sie gemessen habe. Die Aussenkanten waren nicht sehr wellig und liessen sich flach hinlegen nachdem ich sie ein paar Mal gedämpft hatte. Nachdem ich sechs Wochen ununterbrochen an dem Quilt gearbeitet hatte, schaffte ich es, ihn rechtzeitig für das FOQ zu Beginn der Sommerschulferien zusammenzubinden, zu beschriften und zu verpacken. Es ist unmöglich, genau zu sagen, wie lange ich für den BzB gebraucht hatte, aber ich vermute, dass es von Anfang bis zum Ende gut 600 Stunden gewesen sein könnten!
Einen Tag bevor das FOQ startete, verpasste ich einen Anruf, der mich darüber informieren sollte, dass ich zu den Gewinnern zählte. Als ich dann früh am Eröffnungstag bei der Show ankam, war ich überrascht und hocherfreut zu erfahren, dass ich die Gewinnerin des FOQ 2017 in der Kategorie Contemporary Quilts war! Es war das erste Mal, dass ich BzB aufgehängt sah und es war wunderbar, von allen beglückwünscht zu werden. Ich hatte so lange an diesem Quilt gearbeitet, dass ich nicht wirklich sicher war, ob er irgendjemand anderen gefallen würde. Es war interessant, dass manche Leute die Rückseite mit dem Patchwork noch mehr mochten, als die farbige Wholecloth-Vorderseite. Ich bin so glücklich, den BzB-Quilt vollendet zu sehen, nach dieser langen Zeit und vielen schlaflosen Nächten, in denen ich mich fragte, ob ich ihn einfach aufgeben sollte, weil ich mich nicht entscheiden konnte, was ich damit tun sollte. Hoffentlich ermutigt diese Geschichte andere mit einem längst vergessenen UFO, dass es eines Tages fertig werden könnte.
Für die Näh-Phase (all inklusive) kann ich mir schon vorstellen, dass der Name Beelzebub passend erschien… Aber nun, da er fertig ist, würde ich den Quilt eher als “a gift from heaven” bezeichnen… Er ist wunderschön!
Absolutely stunning Linzi. Congrats on your win at FOQ too! x
Ich bin total geplättet. Der Quilt ist wunderwunderwunderschön geworden. Zu Recht gewonnen.
Herzlichen Glückwunsch.
Da kann man nur staunen. Eine wunderschöne Arbeit, einfach unglaublich schön.
Liebe Grüße Lisa
Einfach nur ein Traumstück! Wunderschön!
Liebe Grüße
Jacqueline
wow! herzlliche gratulation und vielen dank für den tollen beitrag. ich bin beeindruckt :-).
liebe grüsse
chrissie
Vielen Dank für diesen wunderbaren und ermutigenden Beitrag. Man sieht doch wieder einmal , GUT DING WILL WEILE HABEN und die Freude kann ich gut nachempfinden.
Glückwunsch zu dieser schönen Arbeit bei der mir beide Seiten gefallen.
Liebe Grüße
Erika
Wunderbar – der Bericht als auch der Quilt.
Da bewahrheitet sich mal wieder: “Was lange währt, wird gut!”
Herzichen Glückwunsch von
Pia René Schmitt
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich habe das wunderbare Stück in Birmingham bewundert und war hin und weg. Es ist nun wirklich ermutigend zu hören, dass auch bei Künstlern, die so ein Werk erstellen können, zwischendurch Zweifel aufkommen!