Kreative Artikel zum Thema Quilten

Federleichte Augenblicke – Pojagis von Birgit Berndt

Birgit Berndt, die ihre Pojagis unter dem Titel ‘Federleichte Augenblicke’ in der Stadtbibliothek Stralsund ausstellte (ich hatte diese Ausstellung hier angekündigt), schrieb,  fotografierte und schickte mir eine Nachlese zu dieser sehenswerten Schau, die ich sehr gern veröffentlichen und damit den Leserinnen und Lesern des BERNINA blogs zugänglich machen möchte.

Vielen herzlichen Dank, liebe Birgit, und viel Spass beim Lesen und Betrachten ihrer Fotos.

 

Nachlese der Ausstellung ‚Federleichte Augenblicke’
Pojagis von Birgit Berndt in der Stadtbibliothek Stralsund 

von Birgit Berndt

Einladung

Einladung

1954 bin ich in Hamburg geboren und aufgewachsen. Nach Schule und kaufmännischer Lehre zog ich Mitte der 1980er Jahre arbeitsbedingt nach München, wo ich zehn Jahre blieb. Anschließend ‚spülte’ mich das Leben nach Österreich und schließlich ins Allgäu. Neben der Arbeit reiste ich viel durch Europa. Zunächst im Segelboot, später im Wohnmobil. Eine erfüllte Zeit, deren spannende Erlebnisse und vielfältige Eindrücke mich bis heute prägen.

Birgit Berndt: Blick in die Ausstellung 'Federleichte Augenblicke' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Blick in die Ausstellung ‘Federleichte Augenblicke’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

In meiner Freizeit begann ich in den 1980er Jahren mit Aquarell- und Seidenmalerei. Einige Jahre später entdeckte ich in einer Wohnzeitschrift kunstvolle antike amerikanische Quilts, die mich sofort faszinierten. Das war’s, was ich wollte. Sofort begann ich Stoffreste zu sammeln, um eines Tages selber Quilts zu nähen. Mir war klar, dass ich dafür eine vernünftige Anleitung brauchte.

Birgit Berndt: Pojagi 'Blumenwiese 1' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Blumenwiese 1’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

1993 fand ich die Textilkünstlerin Ursula Peters in Sonthofen, die auch Anfänger-Kurse für Patchwork anbot. Das war ein Volltreffer. Sie verstand es wunderbar, die Liebe zu Textilarbeiten zu vertiefen und alle dafür notwendigen Grundlagen einfühlsam, kompetent und so einfach und verständlich wie möglich zu vermitteln. Ich begann mit Pappschablonen und Schere. Das damals erworbene Wissen ist bis heute meine Basis. Meine ersten ‚Werke’ waren Kissen mit traditionellen Mustern.

Birgit Berndt: Pojagi 'Blumenwiese 1', Detail Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Blumenwiese 1’, Detail
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Im nächsten Kurs sollte dann bereits ein größerer Quilt genäht werden. Ich entschied mich für Quadrate, relativ einfach umzusetzen für Anfänger, aber dennoch ungeheuer vielseitig. Ich entwarf ein Muster und nähte die erste große Decke mit dem Titel ‚Muscheln im Sand’, die mich bis heute begleitet. Seitdem arbeite ich ausschließlich nach eigenen Entwürfen.

Birgit Berndt: Blick in die Ausstellung 'Federleichte Augenblicke' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Blick in die Ausstellung ‘Federleichte Augenblicke’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Neben dem traditionellen Patchwork lernte ich Atarashii kennen, die japanische Falttechnik. Das erste Projekt war eine handgenähte Tasche. 1998 traute ich mich an meine erste große Decke in dieser Technik. Der blau-weiße Quilt ‚Frischer Wind’ schaffte es auf Anhieb im selben Jahr in die jurierte Wanderausstellung ‚TRADITION UND MODERNE IV’, der Patchworkgilde Deutschland e.V., in der ich seit den 1990er Jahren mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied bin.

Birgit Berndt: Pojagi 'Strand' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Strand’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

In den folgenden Jahren nähte ich aus Zeitmangel kaum Quilts, Wandbehänge oder Taschen und beteiligte mich nur an wenigen Ausstellungen.

Birgit Berndt: Mein 'Netzwerk' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Mein ‘Netzwerk’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Immer häufiger vermisste ich Norddeutschland und ganz besonders das Meer. Nach einem ersten Besuch 1990 in Mecklenburg-Vorpommern faszinierten mich Land und Leute. Sehnsüchtig wartete ich auf eine Gelegenheit, hierher zu ziehen. Aber es dauerte, erst 2009 kam ich endlich, zusammen mit einem neuen Partner, in den Nordosten Deutschlands. Der kleine Ort Barhöft ist nun mein Zuhause. Direkt neben dem Nationalpark ‚Vorpommersche Boddenlandschaft’ schmiegt er sich mit seinem kleinen Hafen idyllisch in die Landschaft. Die anmutige Hansestadt Stralsund ist nur wenige Kilometer entfernt.

Birgit Berndt: Blick in die Ausstellung 'Federleichte Augenblicke' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Blick in die Ausstellung ‘Federleichte Augenblicke’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Von meiner neuen Umgebung inspiriert, sprudelte auch die Kreativität wieder. Ich nähte neue Quilts und Taschen und begann, Bücher zu schreiben, von denen inzwischen drei veröffentlicht wurden: Ein gemischtes Blatt. Auf den Spuren der Spielkarten, 2011 Kruse; Lotsengold, 2014 neobooks; Stralsund – Geschichten und Anekdoten – Um drei in der Fährstraße, 2016 Wartberg-Verlag.

Birgit Berndt: Pojagi 'Fliesen' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Fliesen’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Meine Liebe zum Meer spielt bis heute eine entscheidende Rolle in meinen Arbeiten. Ich mag einfach alles Maritime und Mediterrane und verwende entsprechende Motive und Farben für meine Entwürfe. Häufig sind es die Farben blau, weiß und als Kontrast natur und/oder rot.

Birgit Berndt: Pojagi 'Fliesen', Detail Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Fliesen’, Detail
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Ich schöpfe aus meiner großen Stoffsammlung und nähe sowohl mit alten als auch neuen Stoffen, meist Baumwolle und Leinen. Meine Textilarbeiten schmücke ich mit Bändern, Borten und Spitzen, bemale Uni-Stoffe frei oder …

Birgit Berndt: Pojagi 'Meer 1' Arbeitsfoto Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Meer 1’ Arbeitsfoto
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

… mit Schablonen. Das ist übrigens eine wunderbar dekorative Maltechnik, häufig im frühen 20. Jahrhundert auf Wänden eingesetzt, die ich sehr mag. Nicht fehlen dürfen Buchstaben und Schrift. Als Autorin sind Worte und Texte für mich natürlich ungeheuer wichtig und ich setze sie gerne auch auf meinen Stoffarbeiten ein. Neben dem Experimentieren mit Textiltechniken aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen, komme ich immer wieder auch gerne auf klassische Patchworkarbeiten zurück.

Birgit Berndt: Pojagi 'Meer 2', Detail Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Meer 2’, Detail
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

2012 zeigte ich erstmals wieder Quilts und Wandbehänge unter dem Titel ‚Emotionen in Stoff’ im Service Center Stadtwerke Stralsund GmbH. 2013 war ich am BERNINA Kunstprojekt (Kuben) unter der Leitung von Jutta Hellbach beteiligt. Deren Bericht über eine Korea-Reise las ich auf dem BERNINA Blog und er lenkte meine Aufmerksamkeit erstmals auf Pojagis. Beim weiteren Stöbern fand ich dazu auf dem BERNINA Blog auch den Bericht von Gudrun Heinz aus dem Jahr 2010 zum 16. Europäischen Patchworktreffen.

Birgit Berndt: Pojagi 'Meer 1' Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Meer 1’
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Fasziniert vom koreanischen Patchwork begann ich 2016 Pojagis zu nähen. ‚Federleichte Augenblicke’ ist die erste Ausstellung mit Pojagis, die ich vom 15. August bis 8. September 2017 im Untergeschoss der Stadtbibliothek Stralsund zeigen konnte.

Birgit Berndt: Pojagi 'Meer 1', Detail Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Birgit Berndt: Pojagi ‘Meer 1’, Detail
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Diese einst als ‚Ratsbibliothek’ gegründete Einrichtung wurde vor wenigen Jahren behutsam umgebaut und saniert. Heute eine nach modernsten Kriterien eingerichtete Bibliothek, trägt sie als schmückendes Element gut sichtbar an der Fassade noch heute den Schriftzug ‚Ratsbibliothek’.

Stadtbibliothek Stralsund Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Stadtbibliothek Stralsund
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Das Untergeschoss bietet ein ansprechendes Ambiente mit naturbelassenen Backsteinwänden im Kontrast zu weißen oder holzverkleideten Flächen, ein spannender Rahmen für Ausstellungen.

Stadtbibliothek Stralsund Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Stadtbibliothek Stralsund
Foto: Birgit Berndt, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Dank eines Berichtes von Gudrun Heinz auf dem BERNINA Blog und eines Artikels in der Ostseezeitung fand meine erste Ausstellung mit Pojagis regen Zuspruch. Viele Gespräche mit netten BesucherInnen sorgten für neue Impulse. Neugierig und interessiert erbaten die Gäste Informationen über diese noch nicht so bekannte Technik. Danke auch an das Team der Bibliothek für die Möglichkeit, meine Pojagis zu zeigen.

Resümee: Es war schön und gerne wieder.

Birgit Berndt
September 2017

***

Info:

www.stadtbibliothek.stralsund.de
www.birgit-berndt.de

 

Text und Fotos: © 2017 Birgit Berndt

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Kommentare zu diesem Artikel

4 Antworten

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  • Birgit Berndt BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Gudrun,
    auch auf diesem Wege nochmals ganz vielen Dank für deine Zusammenstellung meiner Nachlese zur Ausstellung ‘Federleichte Augenblicke’ in der Stadtbibliothek Stralsund. Das hast du wunderbar gemacht.
    Liebe Grüße
    Birgit

  • Manon Leroque BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Ich war während unseres Sommerurlaubs in der Ausstellung. Ganz tolle Arbeiten.
    Da wir mit dem Boot 2mal auch in Barhöft “anlandeten”, hoffte ich, nicht nur einen Blick durch die Fenster des Ateliers zu werfen, aber leider vergebens. Niemand war da! Gern hätte ich einen kleinen Schnack übers Quilten und Nähen gehalten. Aber der Ort ist schon ein Traum zum Arbeiten! Du solltest dort Kurse anbieten, ein Hotel gibt es doch nebenan 😉

    • Birgit Berndt BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Hallo Manon,
      vielen Dank für deinen netten Kommentar. Ich freue mich, dass dir meine Pojagis gefallen haben. Gerne würde ich Kurse anbieten, aber das Atelier, in das du hineingeschaut hast, ist leider nicht meines. Ich nähe und schreibe in einem kleinen Zimmer in unserer Mietwohnung. Aber im Hotel stelle ich in einer Vitrine Taschen und Bücher von mir aus. Immerhin. Solltest du wieder mal vor Ort sein, melde dich doch einfach. Dann könnten wir zusammen einen Kaffee trinken und schnacken, fände ich schön.
      Liebe Grüße
      Birgit

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