Im August hatte ich an einem lauschigen Sommertag Zeit zum “Herumprobieren”. Ein Bogen Kulörtexx, sowie diverse Acrylsprays der Marken “Amsterdam” und “Liquitex” und ein paar Schablonen fanden zusammen und ergaben ein ziemlich cooles farbiges Ergebnis. Fixiert habe ich beide Bögen mit einem speziellen Spray. Ich sag nur eins: Sprayen macht süchtig!
Und dann lagen die beiden Bogen über Wochen im Schrank, da ich noch nicht ganz sicher war, wie ich sie weiterbearbeiten sollte. Dass es die schätzungsweise zweitausendste Tasche würde, war recht klar, doch wie das Quilting sein sollte musste noch erdacht werden. Kommt Zeit, kommt die Idee: passend zu den aufgesprayten Rauten sollte das Quilting ausschauen. In einfachen, geraden und langen Linien, die in zweierlei Winkeln angeordnet werden.
Die ersten Linien zeichnete ich mir mit dem Falzbeil und einem grossen Lineal auf das gesprayte Kulörtexx auf. Da sich das Material gut prägen lässt, versanken auch die Linien bestens im dicken Lederpapier.
Meine BERNINA Q20 bestückte ich mit farblich passenden Garnen: zu jeder Garnfarbe gab es eine Unterfadenspule. Papiere sind nicht ganz einfach zu quilten und so konnte ich sicher sein, dass bei einer kleinen Unregelmässigkeit der Fadenspannung keine Farbprobleme auftauchen.
Dann ging es Schritt für Schritt, oder besser gesagt, eine Lineallänge nach der nächsten voran. Der BSR 1 mit einer Stichlänge von 7 Stichen auf 1 Inch war meine Einstellung und ich legte los:
Damit das Lederpapier auch seine volle Wirkung entfaltet und die optischen Effekt einer lederartigen Oberfläche erhält, muss das Material gut durchgeknetet werden. Das ist, je nach Grösse des Bogens, bzw. des Zuschnitts mit viel Kraftaufwand verbunden. Das Papier hält viel aus, wieder und wieder rolle ich es zusammen und verdrehe es, entrolle und knete es. Hilfreich ist auch ein Dampfbügeleisen, denn der heisse feuchte Dampf macht das Material kurzfristig geschmeidig und lässt es mit weniger Kraft gut durchwalken.
Im Ergebnis sieht man jeweils links im Bild den durchgearbeiteten Zuschnitt (in grün der Taschenboden), rechts der noch unbearbeitete:
Sind alle vier Aussenteile (2 x Taschenboden und 2 x Taschenaussenseiten) durchgearbeitet und wieder flach gebügelt kann der Taschenboden rechts auf recht aufgelegt und mit 1 cm Nahtzugabe angenäht werden:
dann wird er umgeschlagen, die Nahtzugabe zeigt nach unten zum Boden hin und der Umschlag wird festgesteppt. Hierzu nutze ich wie üblich den Geradestichfuss mit Gleitsohle #53 um eine optimale schmale knappkantige Naht zu erzeugen. Das durchgeknetete Material ist schön weich und geschmeidig und lässt sich spielend leicht in den Durchlass der BERNINA hineinrollen.
Fertig sind beide Taschenaussenseiten, nun kann ich die Aussentasche bereits zusammensetzen. Mit Wonderclips stecke ich beide Taschenteile rechts auf rechts zusammen, achte darauf, dass beide grünen Bodenteile passgenau zusammenstossen, markiere die Bodenecken von 8cm x 8xm, schneide sie jedoch erst nach dem Zusammennähen heraus. Nahtzugabe wie zuvor 1 cm. (Nicht vergessen dieses Maß für das Innenfutter zu notieren).
Nachdem die Bodenecken ausgeschnitten sind, wird die Aussentasche zusammengeklappt, die Bodenecken liegen flach aufeinander und können abgenäht werden:
Und hier noch ein Tipp – sollte sich durch das Durchkneten oder aus sonstigem Grund eine Quiltnaht öffnen oder einreissen – was beim Papiernähen immer wieder mal geschieht – die kleine Stelle wird mit einem stabilen Klebeband von der Rückseite fixiert:
Und nun wird die Aussentasche gewendet. Stück für Stück wird der Taschenboden zuerst durch den schmalen Tunnel der Aussentasche geschoben. Alle 4 Bogenecken müssen so früh als möglich mit den Fingern sauber herausgearbeitet werden.
Das Innenfutter nähe ich ebenfalls aus Kulörtexx. Da es eine sehr stabile Kaminholztasche werden soll, achte ich darauf, dass auf die Nähte der Aussentasche kein Zug kommt und nur das Innenfutter trägt. Es wird identisch mit der Aussentasche genäht, wird nicht gewendet und links auf links in die gewendete Aussentasche eingeschoben und am oberen Rand abgenäht. Ein paar Taschengriffe aus Echtleder runden das Gesamtbild ab – und irgendwie habe ich dann vergessen von diesen beiden letzten Arbeitsgängen ein paar Fotos zu machen – bitte um Entschuldigung.
Jedenfalls ist eine ziemlich grosse “Tüte” enstanden. Das Teil misst 100cm x 45cm und ist mit seinen 726 Gramm ein echtes Leichtgewicht. Das macht das Material Kulörtexx ebenfalls so symphatisch. Erhältlich ist das Material wie üblich und immer noch hier:
Gefüllt mit einer Ladung Kaminholz sorgt es für viel Wärme in den kommenden Wochen.
Ich hoffe ich konnte Euch ein klein wenig Inspiration mitgeben und stelle noch ein paar Impressionen der fertigen Tasche ein.
Herzlichst,
Jutta
Hallo Jutta,
da ist dir mal wieder eine praktische und schöne Tasche gelungen, wovon Frau bekanntlich nie genug haben kann. Die Oberfläche ist sehr schön geworden und gefällt mir farblich ausgesprochen gut.Viel zu schade für Kaminholz, aber auch ein schöner Anblick in eurer Kaminecke. Da wird der Blick nicht nur auf`s flackernde Feuer wandern.
Liebe Grüße
Erika
Das sieht großartig aus, ich bin sprachlos. Der Arbeitsaufwand ist zwar enorm, das Ergebnis rechtfertig ihn aber!
LG eSTe